SVS-Saisonrückblick

Ochsen, Zehenspitzen und ein Millionen-Deal

Hinter dem SV Sandhausen liegt eine erste Serie, die einer Achterbahnfahrt glich

22.12.2019 UPDATE: 23.12.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 35 Sekunden
Die Gewinner der Vorrunde: Kevin Behrens (v.l.) ist Sandhausens bester Schütze, Aleksandr Zhirov ein starker Verteidiger und Aziz Bouhaddouz feierte ein großartiges Comeback. Fotos: dpa

Von Wolfgang Brück

Sandhausen. Nach dem siebten Platz vor vier und Rang fünf vor zwei Jahren geht der SV Sandhausen als Neunter mit der drittbesten Platzierung der achtjährigen Zweitliga-Geschichte in die Rest-Rückrunde. Folgen den 24 Zählern wie in der Vorsaison 25 Punkte, dann ist sogar ein Platz im oberen Tabellendrittel möglich.

Mit Martin Fraisl, Gerrit Nauber, Ivan Paurevic und Mario Engels schafften es beim 1:1 Auftaktspiel in Kiel vier der zwölf Neuen in die Startelf. Fraisl, Nauber und Zhirov wurden wie Aziz Bouhaddouz zu Volltreffern, auch die anderen brachten es im Lauf der Vorrunde auf eine ordentliche Zahl von Einsätzen. Uwe Koschinats Personalpolitik überzeugte. In Kiel war Kevin Behrens frühes 1:0 sein erstes von sieben Toren.

200 000 Euro kostete jeden Zweitligisten die Einrichtung des Videobeweises. Zusätzlich 300 000 Euro für eine Torkamera – das war den Klubs zu viel. Deshalb zählte der späte Freistoßtreffer beim 0:1 gegen Osnabrück, obwohl Torwart Fraisl schwor: "Der Ball war nicht drin."

Dank des Rückenwinds aus dem – trotz einem 0:1 – Klasse-Pokalspiel gegen Mönchengladbach gab es durch Tore von Mario Engels, Behrens und Philip Türpitz mit 3:2 gegen Nürnberg am dritten Spieltag den ersten Saisonsieg.

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Behrens und Philipp Förster nahmen mit ihren Toren zum 2:0 in Heidenheim dem jahrelangen Angstgegner den Schrecken. Försters neunter Treffer in 62 Spielen für Sandhausen war sein Abschieds-Geschenk. Kurz darauf wechselte der Sulzfelder, bis dahin Dreh- und Angelpunkt, für drei Millionen nach Stuttgart.

Mit dem 1:0 gegen Darmstadt, dem dritten Sieg in Folge, sprang Sandhausen kurzfristig auf den zweiten Platz. Erik Zenga krönte sein 25. Punktspiel mit dem goldenen Tor.

Beim 0:1 in Karlsruhe stellte Manuel Stiefler den Spielverlauf auf den Kopf. Bitter: Für Stiefler hatte man am Hardtwald ebenso keine Verwendung mehr wie für Marco Thiede, Damian Roßbach und Daniel Gordon. Vier Ex-Sandhäuser, die nun den badischen Nachbarn verstärken.

Von einem "dreckigen Punkt" sprach der Sportliche Leiter Mikayil Kabaca nach dem 1:1 gegen Bochum. Der späte Ausgleich von Bouhaddouz bescherte das schmeichelhafte Unentschieden.

Zu spät kam Sandhausen beim 0:2 in St. Pauli in die Gänge. Zur Halbzeit stand das Endergebnis schon fest.

Nach dem 2:2 gegen Aue wurde heftig über den Videobeweis diskutiert. Nach dem Hinweis aus dem Kölner Keller auf ein Handspiel von Denis Linsmayer zeigte Schiedsrichter Christof Günsch überraschend auf den Punkt. Pascal Testroet verwandelte den Elfer, die Veilchen kamen mit einem blauen Aue davon. Denn Sandhausen, das durch Behrens und Bouhaddouz das Spiel gedreht hatte, war stärker. Koschinat fluchte: "Dann hören wir am besten auf, Fußball zu spielen."

Das haben seine Profis offenbar falsch verstanden. Das 0:1 in Regensburg war das vierte von insgesamt sieben sieglosen Spielen.

Der Tiefpunkt: Das 0:0 gegen Wehen. Paurevic flog vom Platz, Zenga verletzte sich schwer und der Trainer klagte: "Nur ein Punkt aus den Spielen gegen die drei Aufsteiger ist zu wenig."

Endlich geht es wieder aufwärts. Beim 1:1 in Hannover erzielte Bouhaddouz den hochverdienten Ausgleich. Später stellte sich das Unentschieden auch als Arbeitsbeschaffungs-Maßnahme für Kenan Kocak heraus. Der Ex-Trainer, der kurz darauf beim Bundesliga-Absteiger Mirko Slomka ablöste konnte von der Sandhäuser Gehaltsliste gestrichen werden.

Was Sepp Herberger seinerzeit nicht wissen konnte. Ein Spiel dauert manchmal 95 Minuten. Dann kam Bouhaddouz und ließ die Hausherren beim 3:2 gegen Fürth jubeln. Zweimal hatten die Gastgeber durch Behrens Rückstände egalisiert.

B und B rocken die Liga. "Gegen die zwei Ochsen da vorne ist schwer zu verteidigen", stöhnte Arminia-Angreifer Fabian Klos nach dem 1:1 in Bielefeld. Behrens sorgte für den Ausgleich. Kabaca schwärmte nach dem hoch verdienten Punktgewinn beim Herbstmeister: "Ein sensationeller Auftritt."

Das 2:1 gegen den VfB Stuttgart war der erste Sandhäuser Sieg gegen einen Großen. Bouhaddouz traf zweimal, Mario Gomez auf der Gegenseite sogar dreimal. Seine Tore zählten aber nicht. Der Videobeweis!

Beim 1:1 in Dresden traf der Videobeweis zur Abwechslung mal wieder Sandhausen. Weil Behrens mit der Zehenspitze, ein paar Millimeter, im Abseits stand, zählte sein Tor nicht. Dafür kam Robin Scheu zu seinem ersten Saisontreffer.

Aleksandr Zhirov sagte: Njet. Der Held und Torschütze beim 1:1 gegen den Hamburger SV traute sich nicht in die Mixedzone. Dafür sprachen andere. Roland Dickgießer erinnerte der aufopferungsvolle Kampf an frühere Abwehrschlachten mit dem SV Waldhof.

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