SVS-Ausblick nach der Heidenheim-Niederlage

"Wir hätten noch drei Tage spielen können"

Nach der 0:2-Niederlage in Heidenheim bleibt der SV Sandhausen eine der zehn Mannschaften, die noch vom Abstieg bedroht sind

29.04.2018 UPDATE: 30.04.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 11 Sekunden
Heidenheims John Verhoek (l.) jubelt nach seinem Tor zum 2:0. Markus Karl und Tim Knipping haben das Nachsehen. Foto: dpa

Von Wolfgang Brück

Heidenheim. Theo Machmeier verkörpert den SV Sandhausen wie kein Zweiter. Der 82 Jahre alte Vater des Präsidenten war mal einer der besten deutschen Torhüter, später wirkte er bei seinem Herzensverein als Spielleiter, Beirat und Mäzen. Nach der 0:2-Niederlage gestern in Heidenheim stand Machmeier der Kummer ins Gesicht geschrieben. "Ja", sagte er, "ja, ich mache mir Sorgen."

Theo Machmeier. Foto: wob

Nicht ganz zu Unrecht. Zwar gibt es keinen Grund zur Panik, aber es könnte noch mal brenzlig werden. Zwar bleiben die Sandhäuser Achter, doch sie gehören zu den zehn (!) Mannschaften, die möglicherweise den 1. FC Kaiserslautern in die Drittklassigkeit begleiten müssen.

Ingolstadt, Berlin, Heidenheim, Dresden und St. Pauli können mit einem Sieg Sandhausen hinter sich lassen. Braunschweig, das noch drei Spiele hat, benötigt wie Aue vier Punkte, um an den Kurpfälzern vorbeizuziehen. Fürth auf dem Relegationsplatz muss seine beiden letzten Spiele gewinnen.

Hintergrund

Das SVS-Restprogramm

Der Kampf um den Klassenverbleib in der 2. Fußball-Bundesliga ist auch zwei Spieltage vor Schluss unglaublich spannend. Zehn Mannschaften kann es theoretisch noch erwischen. Der SV Sandhausen steht als Tabellenachter noch am besten

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Das SVS-Restprogramm

Der Kampf um den Klassenverbleib in der 2. Fußball-Bundesliga ist auch zwei Spieltage vor Schluss unglaublich spannend. Zehn Mannschaften kann es theoretisch noch erwischen. Der SV Sandhausen steht als Tabellenachter noch am besten da, hat allerdings mit dem Heimspiel am Sonntag gegen den Tabellenzweiten 1. FC Nürnberg und der Auswärtspartie am 13. Mai beim Vierten Arminia Bielefeld kein leichtes Restprogramm. Die gefährdeten Teams:

8. Platz: SV Sandhausen (42 Punkte/Torverhältnis +4): Nürnberg (Heim-spiel), Bielefeld (Auswärtsspiel).

9. FC Ingolstadt (42/+2): Braunschweig (A), Kaiserslautern (H).

10. Union Berlin (41/+5): Bochum (H), Dresden (A).

11. FC Heidenheim (41/-5): Kaiserslautern (A), Greuther Fürth (H).

12. Dynamo Dresden (40/-9): Aue (A), Berlin (H).

13. FC St. Pauli (40/-12): Bielefeld (H), Duisburg (A).

14. Eintracht Braunschweig (39/+2): Nürnberg (A), Ingolstadt (H), Kiel (A).

15. FC Erzgebirge Aue (39/-13): Dresden (H), Darmstadt (A).

16. SpVgg Greuther Fürth (38/-11): Duisburg (H), Heidenheim (A).

17. SV Darmstadt 98 (37/-2): Regensburg (A), Aue (H).

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Das Gute: Weil die Sandhäuser das beste Torverhältnis haben, reicht vermutlich ein Punkt aus den letzten Begegnungen am Sonntag gegen den 1. FC Nürnberg und eine Woche später in Bielefeld, um die Rechenspiele zu beenden.

"Die Einstellung hat nicht gestimmt", begründete Machmeier seine Abstiegsangst. Die Enttäuschung ist nachvollziehbar. Aber auch der Trainer lügt nicht, wenn er seine Jungs in Schutz nimmt: "Sie haben sich bemüht."

Leider mit untauglichen Mitteln. Im Abstiegskampf kann man keinen Schönheitspreis gewinnen. Es reicht nicht, den Ball über mehrere Stationen laufen zu lassen, man muss dort hingehen, wo es weh tut.

Am gescheitesten macht man es so wie Heidenheim: In der Abwehr stabil, in der Offensive effektiv. In der ersten Halbzeit kamen die Hausherren zweimal vors Sandhäuser Tor, zweimal rappelte es. Vor dem 1:0 durfte Nikola Dovedan einen unbegleiteten Sonntags-Spaziergang machen (17.). Vor dem 2:0 ließ man Maximilian Thiel unbedrängt flanken, John Verhoek reagierte schneller als seine schlafmützigen Gegenspieler (37.).

Kenan Kocak war sauer. Der Trainer sprach von "Geschenken". Er schimpfte: "Dieses Abwehrverhalten darf man in der Zweiten Liga nicht an den Tag legen." Und er handelte. Nahm Manuel Stiefler raus ("Er hatte einen schlechten Tag"), später verhängte er an Julian Derstroff die Höchststrafe, wechselte ihn erst ein, dann wieder aus.

Nejmeddin Daghfous warb um Verständnis. "Bei der Hitze war es schwer, den Rückstand aufzuholen. Heidenheim hat nur verteidigt." Das stimmt. Ein bisschen schwerer hätten es die Badener ihrem Angstgegner - in 21 Spielen gab es erst drei Siege - aber schon machen dürfen. Denis Linsmayer, ehrlich wie immer, räumte ein: "Wir hätten noch zwei, drei Tage spielen können, ohne ein Tor zu erzielen."

Nun kommt Nürnberg. Das Saisonfinale am Hardtwald wird zum Endspiel. Der Club will aufsteigen, Sandhausen nicht absteigen. Linsmayer rechnet mit einem Auswärtsspiel. Finanzchef Michael Knopf geht von mindestens 5000 Fans aus dem Fränkischen aus.

Hintergrund

Zitate zum Spiel

> Frank Schmidt, Trainer des 1. FC Heidenheim: "Es war ein Spiel, in dem es darum ging, so gut wie möglich zu verteidigen. Das ist uns gelungen."

> Kenan Kocak, Trainer des SV Sandhausen:

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Zitate zum Spiel

> Frank Schmidt, Trainer des 1. FC Heidenheim: "Es war ein Spiel, in dem es darum ging, so gut wie möglich zu verteidigen. Das ist uns gelungen."

> Kenan Kocak, Trainer des SV Sandhausen: "Ich bin enttäuscht. Beide Tore waren Geschenke. Wir hatten zwar ein paar gute Ballpassagen, aber der letzte Pass hat gefehlt. Ich hoffe, dass am Sonntag gegen den 1. FC Nürnberg Rurik Gislason, der Probleme mit den Adduktoren hatte, und Philipp Förster wieder mitmachen können."

> Jürgen Machmeier, Präsident des SV Sandhausen: "Heidenheim war brutal effektiv. Mit drei Schüssen machen die zwei Tore."

> Otmar Schork, Geschäftsführer des SV Sandhausen: "Wir haben in der ersten Halbzeit nicht schlecht gespielt, hatten auch zwei gute Möglichkeiten. Doch Heidenheim hat unsere Fehler eiskalt genutzt."

> Marcel Schuhen, Torwart: "Es war ein schwieriges Spiel für mich. Man kriegt drei Bälle aufs Tor, davon waren zwei drin."

> Denis Linsmayer, Mittelfeldspieler: "Wir haben zweimal gepennt. Das darf nicht passieren. Dabei haben wir gut angefangen und schienen alles im Griff zu haben."

> Nejmeddin Daghfous, Mittelfeldspieler: "Zweimal waren wir unachtsam - und schon lagen wir 0:2 hinten. Danach war es bei der Hitze und gegen einen defensiv eingestellten Gegner wie den 1. FC Heidenheim schwer. Wir waren bemüht und hatten die bessere Spielanlage. Aber das bringt keine Punkte. wob

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Eine gute Gelegenheit also für die "Wiedergutmachung", wie sie Jürgen Machmeier nach einer der "schlechtesten Saisonleistungen" fordert. Oder müssen am Ende die "Knöpflewäscher" die Kastanien aus dem Feuer holen? Gewinnt Heidenheim sein letztes Heimspiel gegen Fürth ist alles geschwätzt. Dann geht Sandhausen in seine siebte Zweitliga-Saison, egal wie die letzten Spiele enden. Frank Schmidt, der alte Kumpel von Kenan Kocak, verspricht: "Wer uns kennt, weiß: Wir schenken nichts ab."

Heidenheim: Kevin Müller - Robert Strauß (56. Busch), Kraus, Theuerkauf, Feick - Griesbeck, Titsch-Rivero (70. Pusch) - Lankford, Thiel - Verhoek (63. Thomalla), Dovedan.

Sandhausen: Schuhen - Stiefler (34. Derstroff, 71. Förster), Karl, Knipping, Paqarada - Kulovits - Jansen, Linsmayer - Zejnullahu (53. Wooten) - Sukuta-Pasu, Daghfous.

Schiedsrichter: Aarnink (Nordhorn); Zuschauer: 12.800 ; Tore: 1:0 Dovedan (17.), 2:0 Verhoek (37.).

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