Hymnen-Ärger vor dem Pokalspiel gegen Gladbach
Gäste-Trainer Rose fordert: "Müssen gemeiner werden" - Pokal-Hit noch nicht ausverkauft

Der Roter Jonas Hofmann - links beim 2:0 gegen Chelsea - hat Freitag ein Heimspiel. Foto: IM
Von Wolfgang Brück
Sandhausen. Bei der 0:1-Niederlage gegen den VfL Osnabrück warteten die Fans des SV Sandhausen nicht nur vergeblich auf Tore. Sie mussten auch auf eines der drei Stadionlieder verzichten, die Sprecher Wolfgang Hell üblicherweise vor Spielbeginn auflegt. Die Vereinshymne "Gestern, heute und auch morgen - SVS für alle Zeit" war auf den Index gesetzt worden.
Beate Würzer, die Sängerin der Rock-Blues-Band "Travelling Crow", war in Ungnade gefallen. Die 59-jährige Psychotherapeutin will als Mitglied einer Bürger-Initiative verhindern, dass rund 2,5 Hektar Wald für neue Sport- und Parkplätze geopfert werden.
"Ich unterstütze das Vorhaben des SV Sandhausen für die Erweiterung des Stadions", bezieht Hans-Joachim Ruth Stellung. Der 68-jährige ehemalige Sonderschul-Lehrer hat Text und Musik für den rockigen Song von "Travelling Crow" geschrieben. Er hat aus eigener Tasche die fünfköpfige Band und den Tontechniker bezahlt. Der Langenbrückener stellt jedoch klar: "Ich bin nicht beleidigt. Ich ziehe mich nicht in den Schmollwinkel zurück. Ich kann nachvollziehen, dass der Verein so reagiert hat."
Befremdlich allerdings findet es Ruth, der Mitglied des SV Sandhausen ist und seit Jahren eine Dauerkarte hat, dass er die Entscheidung aus der RNZ erfahren musste. "Ich hätte mir ein persönliches Gespräch, zumindest aber einen Anruf, gewünscht. Das hätte Stil und Niveau gehabt", meint der Pädagoge.
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Der Fan des Zweitligisten ist sicher: "Als Dag Heydecker noch da war, wäre die Sache wertschätzend angegangen worden. Dag hätte mich bei einer Tasse Kaffee informiert." Vom Geschäftsführer für Marketing, der innerhalb eines halben Jahres die Herzen am Hardtwald eroberte, hat sich der SV Sandhausen kurz vor Weihnachten getrennt.
Auf die Ferienzeit führt derweil der frühere Finanzchef Siegbert Moraw die bescheidene Kulisse von knapp über 5000 Zuschauern bei der Heimpremiere gegen den VfL Osnabrück zurück. Bei der Aufbruchstimmung, die nach dem erfolgreichen Abstiegskampf herrschte, konnte man mit größerem Zuspruch rechnen.
Auch für das Erstrunden-Spiel im DFB-Pokal am Freitag (20.45 Uhr/Sky) gegen Borussia Mönchengladbach sind noch Karten zu haben. Wie Pressechef Markus Beer mitteilte, waren bis Montag 12.000 Tickets verkauft. Die restlichen 3000 Karten werden über die Homepage und im Fanshop angeboten.
⚠️ Für die Heim-Blöcke A2 und A4 sind noch Tickets verfügbar, zudem gibt es noch wenige Business-Tickets, die online oder im Fanshop erworben werden können.
— SV Sandhausen 1916 e.V. (@SV_Sandhausen) August 3, 2019
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___________#SVS1916 #SVSBMG
Wie häufig, wenn große Mannschaften am Hardtwald gastieren, werden die Gastgeber auch am Freitag damit rechnen müssen, dass die gegnerischen Fans in der Überzahl sind und den Ton angeben werden. Auch hierzulande hat die Borussia, die in den Siebzigerjahren fünfmal deutscher Meister wurde, zahlreiche Anhänger.
Mit 85.500 Mitgliedern ist der letztjährige Erstliga-Fünfte der achtgrößte Sportverein in Deutschland. Zum Vergleich: Beim SV Sandhausen sind etwas mehr als tausend eingeschrieben. Zum Familienfest am Sonntag pilgerten 60.000 zum Bökelberg.
Der neue Trainer Marco Rose forderte: "Meine Spieler müssen gemeiner werden. Unangenehmer für den Gegner. Lauter auf dem Platz. Härter gegen sich selbst." In der letzten Saison war die Borussia mit 43 gelben und keiner roten Karte die fairste Bundesliga-Mannschaft.
Bei der Generalprobe gegen den FC Chelsea sorgte Jonas Hofmann für das zwischenzeitliche 2:0, am Ende stand es 2:2. Für Hofmann wird der Pokal-Hit in Sandhausen ein Heimspiel. Der 27-jährige gebürtige Heidelberger wuchs in Rot auf, wechselte mit zwölf vom FC Rot zur TSG Hoffenheim.
Seit Anfang 2016 bestritt er 79 Bundesliga-Spiele für Gladbach. Sein älterer Bruder Benjamin spielt für den Regionalligisten FC-Astoria Walldorf, Vater Harald war Spieler und Trainer beim Handball-Zweitligisten TSV Rot.
Apropos Generalprobe, Hans-Joachim Ruth betrachtet das 0:1 gegen Osnabrück als gutes Omen. "Er glaubt: Man weiß ja, was von missglückten Generalproben zu halten ist. Mein Tipp: Der SV Sandhausen schlägt Gladbach mit 1:0."