Hannoveraner randalieren in Sandhausen

96-Chef Kind will Schaden im Stadion bezahlen

Hannovers Fans feierten wild und es kam auch zu Zerstörungen und es gab Verletzte - Polizei nahm mehrere Personen fest und es wurden 32 Strafverfahren eingeleitet

21.05.2017 UPDATE: 21.05.2017 23:00 Uhr 1 Minute, 52 Sekunden

96-Fans stürmen den Platz. Fotos: vaf

Von Wolfgang Brück und Götz Münstermann

Sandhausen. Als das Spiel vorbei war und die Rückkehr von Hannover 96 in die Bundesliga feststand, strömten Tausende auf das Spielfeld. Sie hatten die Zäune überwunden. Sie bauten Tore und Werbebanden ab. Sie zündeten Leuchtfackeln an und warfen sie auf den Rasen. Sie rissen Grasstücke heraus.

Schon zuvor hatte Schiedsrichter Benjamin Cortus das Spiel für Minuten unterbrechen müssen, weil Hannover-Fans in den Innenraum eingedrungen waren. Es drohte ein Spielabbruch.

Die Bilanz der Polizei der Vorkommnisse im Stadion fällt ebenfalls durchwachsen aus: Beim Überklettern der Zäune verletzten sich drei Zuschauer schwer und mussten mit Armfrakturen und Handverletzungen teilweise mit Rettungshubschraubern in umliegende Krankenhäuser transportiert werden. Zudem wurden weitere 14 leichtverletzte Gästefans in Folge des Platzsturms bekannt.

"Die Wucht der Massen war unbeschreiblich", erlebte Otmar Schork den Platzsturm hautnah. Ordner und Polizisten versuchten zu deeskalieren und das Schlimmste zu verhindern.

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Die Polizei hatte schon vor dem Spiel mit dem Besuch aus Niedersachsen viel zu tun:  Im S-Bahnhof Sandhausen/St. Ilgen wurde ein Fan festgenommen, weil er eine dort eingesetzte Polizeibeamtin beleidigt und bespuckt haben soll. Unmittelbar nach Verlassen des Sonderzuges aus Hannover am Bahnhof Wiesloch/Walldorf wurde durch mehrere Gästefans Pyrotechnik gezündet. Was sie dann auch während des Spiels und danach nicht unterließen. Insgesamt mussten 32 Strafverfahren eingeleitet werden, berichtet die Polizei. Zudem sei durch das Zünden von Pyrotechnik ein Polizeibeamter verletzt worden. Die Gästefans reisten vom Bahnhof Wiesloch/Walldorf mit dort bereitgestellten Shuttle-Bussen zum Stadion weiter. In einem der Busse wurden eine Scheibe eingeschlagen und zudem Sitze vermutlich mit Hundekot beschmiert. Auch dieser Tatverdächtige konnte ermittelt und festgenommen werden.

Hannover-Boss Martin Kind sprach von "unerfreulichen Dingen". Er bescheinigte dem SV Sandhausen ein "guter Gastgeber" gewesen zu sein. Er versprach: "Wenn Schäden am Stadion entstanden sind, wir werden dafür aufkommen."

Geld spielt keine große Rolle beim Bundesliga-Aufsteiger. Der Sportetat wird auf 40 Millionen Euro nahezu verdoppelt. Die Mannschaft bleibt weitgehend zusammen. Als Neuzugang ist der Darmstädter Torwart Michael Esser im Gespräch "Der Abstieg war brutal", blickte Kind zurück, "doch wir kommen gestärkt zurück." RNZ-Mitarbeiter und Hannover-Kenner Frank Hellmann meint: "In der Zweiten Liga ist die Mannschaft zusammengewachsen. Durch die Erfolge ist neue Euphorie entstanden. Man hat erlebt, dass die Bundesliga nicht selbstverständlich ist und weiß sie deshalb mehr zu schätzen."

Rund 9.000 waren beim Finale in Sandhausen. Am Hardtwald sahen gestern Nachmittag alle rot. Trainer André Breitenreiter, gebürtiger Hannoveraner, der bereits Paderborn in die Bundesliga geführt hatte, war entzückt: "Das ganze Stadion in rot. Ein Wahnsinn."

Kind hatte im Frühjahr noch mal aufgeräumt. Trainer Daniel Stendel, Manager Martin Bader und Chefscout Christian Möckel, ein früherer Hoffenheimer, mussten gehen. Unter Breitenreiter verloren die Niedersachsen kein Spiel mehr und blieben in sieben von neun Spielen ohne Gegentor. Den Grundstein zum Aufstieg legte Hannover am vorletzten Spieltag mit einem 1:0 gegen den VfB Stuttgart, während Braunschweig gleichzeitig gegen Bielefeld 0:6 verlor. Jetzt hofft Oliver Pocher, auch er ein Fan: "Bitte nicht gleich wieder absteigen."

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