SV Sandhausen

Der Kapitän hinkt, der Trainer probiert

Mit der unglücklichen 0:1-Niederlage bei Bundesliga-Absteiger Fortuna Düsseldorf setzt der SV Sandhausen die Talfahrt fort

22.11.2020 UPDATE: 22.11.2020 22:43 Uhr 2 Minuten, 37 Sekunden
Die entscheidende Szene: Aleksandr Zhirov bedrängt Kevin Danso. Den Elfmeter für Düsseldorf verwandelt Rouven Hennings. Foto: imago

Von Claus Weber

Düsseldorf. Dennis Diekmeier humpelte mit schmerzverzerrtem Gesicht vom Platz. Der Abgang des Kapitäns war symptomatisch für die Situation seines SV Sandhausen. Der Fußball-Zweitligist ist schwer angeschlagen. Das 0:1 (0:1) bei Fortuna Düsseldorf war schon das fünfte sieglose Spiel in Folge. Vom sehr guten vierten Tabellenplatz nach drei Spieltagen sind die Kurpfälzer auf den sehr bescheidenen 14. Rang zurückgefallen. Holt Nürnberg am Montagabend ein Remis in Osnabrück, rutscht Sandhausen auf Platz 15 ab. Schon jetzt ist der Vorsprung auf einen Abstiegsplatz auf einen einzigen Punkt geschmolzen.

Hoffnung macht, dass die Saison noch jung ist und mit Braunschweig, St. Pauli und den Würzburger Kickers mindestens drei Mannschaften noch schlechter dastehen. Doch zu denken gibt, dass Uwe Koschinat schon viel ausprobiert hat – aber eine entscheidende Verbesserung bisher kaum zu sehen ist.

In Düsseldorf hat diesmal zwar die Abwehrleistung gestimmt, doch nach vorne geht beim SV Sandhausen viel zu wenig. Die Partie beim Bundesliga-Absteiger wurde im Angriff verloren. Der SVS spielte sich zwar zwei hervorragende Möglichkeiten heraus, doch Denis Linsmayer (23.) zog frei übers Tor und Philip Türpitz‘ späte Ausgleichsmöglichkeit in der 83. Minute klärte Shinta Appelkamp kurz vor der Linie. Das war’s in der Offensive. "Wir haben das Spiel ganz gut unter Kontrolle gehabt, ohne in der Lage gewesen zu sein, eigene Akzente zu setzen", gab ein sehr enttäuschter Trainer Uwe Koschinat zu.

Die Entscheidung in einem ausgeglichenen Spiel brachte ein Strafstoß (59.), dessen Entstehung man hätte verhindern können: Nach einem Freistoß des Ex-Sandhäusers Thomas Pledl sprang Aleksandr Zhirov dem Düsseldorfer Kevin Danso tollpatschig in den Rücken. Schiedsrichter Daniel Schlager zeigte auf den Punkt. Eine harte, aber vertretbare Entscheidung. Rouven Hennings trat den Elfmeter wuchtig und flach in die rechte Ecke. Unhaltbar für Martin Fraisl.

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Uwe Koschinat konnte es nicht fassen. "Dass wir auf seine solche Art und Weise ein Gegentor bekommen…", ärgerte sich der Trainer, "erstens war die Position des Freistoßes nicht attraktiv, zweitens war der Ball halbhoch und leicht zu klären."

Schade. Es war fast die einzige Möglichkeit der Düsseldorfer. Defensiv machten es die Sandhäuser besser als in den Spielen zuvor, hielten den Gegner vom eigenen Tor weitgehend fern. Dafür sorgte auch eine neue Verteidigungsvariante. Koschinat stellte Erik Zenga vor die Vierer-Abwehrkette, in der Robin Scheu Routinier Diego Contento ersetzte. Beide machten ihre Sache gut, Zenga war als umsichtiger Organisator vor der Abwehr der beste Sandhäuser.

Man kann dem Trainer also nicht vorwerfen, dass er nicht alles versuche. Zum vierten Mal in Folge tauschte er mehrere Spieler aus – was eigentlich gar nicht seiner Arbeitsweise entspricht. Der Fußballlehrer setzt auf eingespielte Mannschaften.

Diesmal brachte er mit Zenga, Emanuel Taffertshofer und Aziz Bouhaddouz drei Neue im Vergleich zum 2:2 vor zwei Wochen gegen Braunschweig. Auffällig: In der Startelf stand kein einziger Neuzugang. Ob unbeabsichtigt oder nicht: Es wirft kein gutes Licht auf die Sandhäuser Einkaufspolitik. Die Frage drängt sich auf, ob mit Alexander Esswein (30), der sich beim Aufwärmen verletzte, Diego Contento (30), der erstmals draußen blieb, und Daniel Keita-Ruel (31), der erst in der Schlussphase kam, die richtigen Großtransfers getätigt wurden, ob es klug war, vor allem auf Erfahrung und Routine zu setzen. Bei Dennis Diekmeier (31) hatte sich das vor fast zwei Jahren als goldrichtig erwiesen. Doch sein Beispiel muss sich nicht eins-zu-eins wiederholen.

Uwe Koschinat war nach der vierten Niederlage im vierten Auswärtsspiel jedenfalls bedient. Dabei hatte der Trainer zur Pause noch ein gutes Gefühl. "Die Mannschaft hatte eine gute Körpersprache. Wir haben den Gegner in vielen Situationen schon an der Mittellinie gestellt", sagte der Coach, "wir waren so nah am ersten Auswärtspunkt dran wie noch nie in dieser Saison."

Das fand auch Dennis Diekmeier. "Wenn es am Ende 0:0 oder 1:1 ausgeht, wäre das fair", sagte der Kapitän und riet vor dem Heimspiel am Samstag gegen Erzgebirge Aue: "Wir müssen das Positive mitnehmen." Ein weiterer Trost: Ganz so schlimm ist Diekmeiers Verletzung offenbar nicht. Der Kapitän gab Entwarnung: "Es geht schon."

Düsseldorf: Kastenmeier – Zimmermann, Klarer, Danso, Sobottka – Piotrowski, Bodzek (60. Appelkamp) – Ofori (60. Prib), Peterson (46. Pledl) – Borrello (46. Karaman), Hennings (85. Kownacki).

Sandhausen: Fraisl – Diekmeier, Nauber, Zhirov, Scheu – Zenga (73. Türpitz) – Taffertshofer (81. Ouahim), Linsmayer – Biada – Bouhaddouz (73. Keita-Ruel), Behrens.

Schiedsrichter: Schlager (Hügelsheim); Zuschauer: keine; Tor: 1:0 Hennings (59., Foulelfmeter).

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