Heidelberger Schwimmer

Nun gehört Philip Heintz zu den ganz Großen

Der Lagenexperte des SV Nikar Heidelberg schwamm in Berlin die WM-Norm in Weltjahresbestzeit

16.06.2017 UPDATE: 17.06.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 50 Sekunden

Die Nummer eins in Deutschland - und bald weltweit? Der Heidelberger Philip Heintz bejubelt seine Weltjahresbestzeit. Foto: imago

Von Claus Weber

Berlin/Heidelberg. Philip Heintz hätte am liebsten die ganze Welt umarmt. "Ich bin so happy", strahlte der Heidelberger nach dem schnellsten Rennen seines Lebens. Mit 1:55,76 Minuten über 200 m Lagen unterbot der 26-Jährige bei den deutschen Meisterschaften in Berlin nicht nur seinen im Vorlauf aufgestellten deutschen Rekord um 0,83 Sekunden, sondern schwamm Weltjahresbestzeit und qualifizierte sich als erster deutscher Athlet in der offenen Klasse für die WM in fünf Wochen in Budapest. "Eigentlich müsste ich jetzt meine Karriere beenden", schmunzelte er, "denn ich habe gesagt, wenn ich 1:55 schaffe, kann ich aufhören."

Dabei geht’s jetzt erst richtig los für den sympathischen Schwimmer des SV Nikar Heidelberg. "Jetzt ist er im Kreis der ganz, ganz Großen angekommen", sagte Chefbundestrainer Henning Lambertz und lobte: "Phänomenal!" Auch Badens Landestrainer Michael Spikermann war hin und weg: "Mit den 1:55 Minuten hatte ich 2019 geplant, dass er das im Jahr eins nach den Olympischen Spielen hinkriegt, ist sehr bemerkenswert."

Mit seiner Siegerzeit - er war rund fünf Sekunden (!) schneller als seine ärgsten Verfolger - hätte Heintz vor einem Jahr in Rio Silber gewonnen. Nur Michael Phelps war damals schneller. "Das war ganz großer Sport", schwärmte Chefcoach Lambertz, "nun kann er bei der WM um die Medaillen mitkämpfen."

Wenn es Philip Heintz schafft, seine Weltklasseform zu konservieren. "Wir wissen es nicht", sagte er, "wir haben uns was fürs Training überlegt, aber schlauer sind wir erst in fünf Wochen."

Michael Spikermann baut schon mal vor. "WM-Favorit ist Philip nicht", sagt sein Heimtrainer, "die anderen Nationen haben ihre Qualifikation früher gemacht, diese Topleistung in fünf Wochen wieder herauszuholen ist eine echte Herausforderung."

Wie auch immer: Heintz gilt neben Weltmeister Marco Koch nun als zweiter Vorschwimmer im Deutschen Schwimm-Verband. Er hat sich unter Michael Spikermann im Bundesstützpunkt Heidelberg kontinuierlich entwickelt, war Kurzbahn-Weltmeister 2013, Europameister 2014 und Olympiasechster in Rio. "Seine Trainingsgruppe ist seit Jahren zusammen", sagt Spikermann, "ihr Gesamtniveau ist sehr hoch." Bronze errang Heintz’ Trainingskollege Kevin Wedel (Mainz) in 2:00,99 Minuten. "Wenn sich unsere Athleten im Training gegenseitig pushen ist das gut", sagte Spikermann, der Heintz lobte: "Philip hat ein fantastisches Gespür für Technik, Bewegung und Wasser." Und riesigen Ehrgeiz. "Er trainiert so lange, bis bestimmte Dinge einfach klappen", verriet sein Heimcoach. Beispielsweise habe er aus seiner Schwäche am Start mittlerweile eine Stärke gemacht.

"Wir haben im Training ein paar Sachen umgestellt", sagte Heintz, "und durch die vielen Weltcup-Starts hat sich eine gewisse Selbstsicherheit eingestellt." Die noch verstärkt wird durch einen Arbeitgeber - ein Finanzdienstleister in Hirschberg - der ihm Freiheiten für das intensive Training lässt.

Heintz’ Weltklasse-Rennen überstrahlte gestern alles. Dabei gab’s weitere gute Platzierungen für die Heidelberger Trainingsgruppe: Nadine Laemmler vom SV Nikar wurde Zweite über 100 m Rücken, schwamm die WM-Vorlaufnorm, war aber im Finale 1,3 Sekunden zu langsam. Sarah Köhler (SG Frankfurt) holte Bronze über 200 m Freistil. Siebter wurde Felix Ziemann (Neckarsulm) und achte Plätze errangen Alexey Amosov, Selina Hocke und Zoe Vogelmann (alle SV Nikar Heidelberg).

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.