Absurder Machtkampf beim SV Waldhof Mannheim
Dokumente und Schmähschriften im Umlauf, die Verantwortungsträger, Gremienmitglieder und Ehrenamtler diskreditieren

Bernd Beetz. Foto: afp
Von Joachim Klaehn
Mannheim. Auf der einen Seite steht der sportliche Erfolg des SV Waldhof, der am gestrigen Dienstagabend durch ein 3:0 über den SV Spielberg mit dem Erreichen des ersten Etappenziels veredelt wurde. Auf der anderen Seite gibt es einen paradoxen Machtkampf, der in den letzten Tagen spürbar an Schärfe zugenommen hat.
Im Umlauf sind nämlich mehrere Schreiben, Dokumente, Traktate und Schmähschriften, mit denen Verantwortungsträger, Gremienmitglieder und Ehrenamtler diskreditiert werden. Waldhöfer Papiere eben, die der RNZ vorliegen. Die größte Herausforderung ist es dabei für den neutralen Betrachter, Wahrheit und Legende sorgsam zu unterscheiden.
In der kontroversen Diskussion um ein passendes Investorenmodell für die Blau-Schwarzen haben wir Einsicht erhalten in Unterlagen des potenziellen Geldgebers Bernd Beetz vom 7. Februar 2016. In dieser Willens- oder Absichtserklärung wurden die Rahmenbedingungen für ein finanzielles Engagement von Beetz festgelegt: Eine zeitnahe Übertragung der Regionalliga-Mannschaft in eine neu zu gründende Spielbetriebs-GmbH werde angestrebt; Gründungsgesellschafter seien zunächst der Verein und Beetz, dessen Beteiligung bei nahezu 100 Prozent der Anteile liegen solle; die obligatorische 50+1-Regel werde akzeptiert; innerhalb des einzurichtenden Aufsichtsrates solle Beetz über ein Entsendungsrecht für drei von insgesamt sieben Mitgliedern verfügen; gesellschaftsvertraglich sei zu regeln, dass der Aufsichtsrat die Geschäftsführung bestellt, abberuft und ihr gegenüber weisungsbefugt ist, verbunden mit dem Zusatz, dass zustimmungsbedürftige Geschäfte und Beschlüsse einem Quorum von 75 Prozent unterliegen sollen.
Was kompliziert klingt, ist recht einfach: Investor Beetz (65) wollte eine klare Linie haben und handelte aus einem gewissen Sicherheitsdenken heraus. Ferner signalisierte er Gesprächs- und Konsensbereitschaft, auch was die konzeptionellen Vorstellungen der Mittelstandsvereinigung "Mannheimer Runde" anbetrifft, die ein Modell mit mehreren regionalen Sponsoren präferiert. Man fragt sich schon, warum Synergieeffekte bisher nicht genutzt und ein Klub mit Tradition, Perspektive und enormem Fanpotenzial nicht auf ein breites wirtschaftliches Fundament gesetzt wird?
Auch interessant
Vergangenen Mittwoch fand ein Treffen mit Beetz in Mannheim statt, an dem die Präsidiumsmitglieder Klaus-Rüdiger Geschwill, Klaus Hafner, Aufsichtsratsvorsitzender Thorsten Riehle, Aufsichtsratsmitglied Markus Ritzmann sowie Stefan Kleiber, Vorsitzender der Mannheimer Runde, teilnahmen. Beetz forderte zur Zusammen- und Mitarbeit auf. Zwei Tage später setzten sich die Herrschaften erneut zusammen - diesmal ohne Beetz und ohne Ergebnisse.
Die Gräben sind offenbar nach wie vor unüberwindbar. Teile der "MaRu" möchten das momentane, zweiköpfige Präsidium (Geschwill, Hafner) loswerden. "Man kann uns gerne drei neue Leute ins Präsidium reinschicken", sagte Geschwill auf RNZ-Nachfrage, "aber wir lassen uns doch nicht einfach vom Hof jagen. Unser Ziel ist ein voll funktionsfähiges Präsidium."
Doch die Störfeuer von außen wollen nicht enden. Ein Schreiben an Mannheims Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz vom 3. Mai 2016 wurde kurioserweise von einer "Gruppe von Unternehmern und Entscheidern" anonym verschickt, die sich angeblich um das Wohl der Stadt Mannheim und der Metropolregion verdient machen. Herausgekommen ist dabei eine absurde Schmähschrift voller Diskreditierungen, bewusst gestreuter Verdächtigungen, Beleidigungen, Gerüchte. Es grenzt an üble Nachrede und Rufmord.
In diesem Rundumschlag werden auch Teile der regionalen Medien an den Pranger gestellt, denen dilettantische Recherche in Sachen Waldhof unterstellt wird. Dumm nur, dass die Genannten zu einem imposanten Verteiler gehören: FAZ, Süddeutsche Zeitung, Spiegel, SWR, Rheinpfalz, Mannheimer Morgen, RNF und RNZ erhielten ebenso "Post" wie die Stadt Mannheim, die Sparkasse Rhein-Neckar Nord, die Staatsanwaltschaft Mannheim und das Hauptzollamt Karlsruhe.
Ach ja: Beetz war gestern im Stadion - bestens gelaunt im Waldhof-Trikot.