Dieser 3:2-Sieg gegen Osnabrück kann ein Gamechanger sein
Terrence Boyd erzielt in der Nachspielzeit den Siegtreffer und lässt sich danach vor der OST abfeiern.

Von Daniel Hund
Mannheim. Es war kurz vor 16 Uhr, als das Mannheimer Carl-Benz-Stadion vor dem Abheben war. Der altehrwürdige Fußball-Tempel bebte: Knapp 10.000 Zuschauer schrien vor Glück, jubelten vor allem einem zu: Terrence Boyd. Denn der hatte so eben das getan, was er so gut kann. Der 33-Jährige knallte den Ball in der zweiten Minute der Nachspielzeit zum 3:2 (1:1)-Siegtreffer für den SV Waldhof über die Linie. Der VfL Osnabrück war niedergerungen, spät noch abgefangen worden. Boyd, der Glückliche, zur RNZ: "So ein spätes Tor und dann auch noch vor der OST (Anm. d. Red. Fantribüne des SVW). Das ist so geil, so explosiv."
Klar ist, wenn man so spät auf die Siegerstraße einbiegt, ist das emotional ohne Ende, kann ein echter Gamechanger sein, oder Herr Boyd? "Auf alle Fälle, zu hundert Prozent!"
Boyd im Dauergrinsmodus – und da war er nicht alleine. Auch bei Sportchef Anthony Loviso zeigten die Mundwinkel nach oben. "Die Erleichterung ist riesig, da brauchen wir nicht drum rumreden. Endlich haben wir unseren ersten Sieg." Und weiter: "Die Jungs haben in der zweiten Halbzeit ihren Charakter bewiesen, der wurde ihnen zuletzt ja teilweise abgesprochen."
Schöner Nebeneffekt des Last-Minute-Streichs: Die Buwe haben die Rote Laterne abgegeben, schoben sich – Stand Samstagnachmittag – auf den 16. Tabellenplatz.
Der große Hoffnungsträger war früh da. Bereits über zwei Stunden vor Spielbeginn lief Trares raus auf den Rasen. Im Schlepptau hatte er die Greenkeeper. Mitten auf dem Feld blieb der Tross dann stehen und diskutierte, schaute sich den Rasen genau an.
Eine Neuerung unter Trares: Das Spiel wird wieder aus Scouting-Sicht aufgezeichnet und sofort analysiert. Bereits in der Halbzeit-Pause werden in der Kabine bestimmte Szenen aus taktischer Sicht ausgewertet. Das war schon während der ersten Amtszeit von Trares beim Waldhof so.
Auch Loviso nimmt hier eine Sonderrolle ein. Er sitzt nicht mehr auf der Trainerbank, sondern oben auf der "Nord" in einer der TV-Kabinen. Loviso auf RNZ-Nachfrage: "Ja, das ist gewissermaßen back to the roots", lacht er, "ich war wie früher mit Benni (Anm. d. red. Co-Trainer Benjamin Sachs) verbunden, du hast von oben einfach eine bessere Sicht."
Zum Spiel: Die Buwe legten engagiert los, kämpften um jeden Ball. Doch das war auch bitter nötig, denn die Gäste übernahmen sofort das Kommando. Wie am Schnürchen lief das Bällchen durch die VfL-Reihen. Zwingende Torchancen erspielte sich Osnabrück zunächst aber auch nicht.
Ja, und plötzlich war’s dann der Waldhof, der mit 1:0 führte. Und das kam so: Julian Rieckmann steckte auf der linken Flanke auf Sascha Voelcke durch, der schaute kurz hoch und bediente Felix Lohkemper, der nur noch einschieben musste (22.).
Die Freude war riesig – aber nur kurz. Denn quasi im Gegenzug war Osnabrück dann zur Stelle: Joel Zwarts drückte eine Flanke volley zum 1:1-Ausgleich über die Linie (24.). Und der war verdient.
Osnabrück hatte mehr Chancen, war gefühlt immer einen Schritt schneller. Der blau-schwarze Anhang quittierte das zur Halbzeit mit gut hörbaren Pfiffen, die vor allem von der Süd-Tribüne herunter halten.
Trares reagierte, wechselte dreimal: Terrence Boyd (für Kennedy Okpala), Maximilian Thalhammer (Rico Benatelli) und Tim Sechelmann (Sascha Voelcke) kamen. Mehr Schwung war jetzt drin. Dennoch jubelte wenig später Osnabrück. Nach einem Ballverlust von Thalhammer auf Höhe der Mittelinie, kurvte Lars Kehl auf den Sechzehner zu und traf zum 1:2 (55.).
Waldhof brauchte eine Weile, schüttelte sich und hatte ab der 76. Minute einen Samuel Abifade auf dem Platz, der auf der linken Seite kaum zu stoppen war. Waldhofs Nummer 17 tankte sich immer wieder durch. Das 2:2 fiel aber nach einer Ecke: Thalhammer staubte ab.
Ja, und dann war da noch dieser Boyd, der nach einem Pfostentreffer von Lukas Klünter Gold richtig stand und den Ball zum 3:2 über die Linie knallte.
Waldhof: Bartels – Klünter, Seegert, Matriciani, Voelcke (46. Sechelmann) – Benatelli (46. Thalhammer), Rieckmann – Lohkemper (81. Arase), Kobylanski, Shipnoski (70. Abifade), Okpala (46. Boyd)
Tore: 1:0 Lohkemper (22.), 1:1 Zwarts (25.), 1:2 Kehl (55.), 2:2 Thalhammer (76.), 3:2 Boyd (90.+2)
Zuschauer: 9926
Update: Samstag, 21. September 2024, 16.45 Uhr
Waldhof Mannheim siegt bei Trares-Einstand
Osnabrück. (dpa) Rückkehrer Bernhard Trares hat als neuer Trainer des SV Waldhof Mannheim in der dritten Fußball-Liga einen starken Einstand geschafft. Die Kurpfälzer kamen nach einem Rückstand gegen den VfL Osnabrück vor fast 10.000 Zuschauern in der Nachspielzeit zu einem 3:2 (1:1)-Erfolg. Dank des ersten Saisonsiegs verließen die Mannheimer das Tabellenende.
Der Waldhof ging durch Felix Lohkemper in Führung (22.), kassierte aber nahezu postwendend den Ausgleich durch Joel Zwarts (25.). Der Mannschaft war die Verunsicherung anzumerken. Das Team leistete sich zahlreiche Schwächen im Spielaufbau. Einen Ballverlust von Maximilian Thalhammer nutze Lars Kehl zur Osnabrücker Führung (55.).
Anders als in den Vorwochen drückte der Waldhof gegen den Zweitliga-Absteiger auf den Ausgleich und ließ zunächst zahlreiche Großchancen aus. Seinen Schnitzer vor der Osnabrücker Führung merzte Thalhammer mit dem Ausgleich nach einer Ecke aus (76.). Der Waldhof ließ nicht locker, drückte den VfL in die Abwehr und kam in der Nachspielzeit noch durch Terrence Boyd zum Siegtreffer (90.+2).