SV Sandhausen

Nach St. Pauli-Debakel könnten Suspendierungen folgen

Oral und Kabaca sprechen Klartext: "Es ist fast schon fünf nach zwölf".

21.03.2023 UPDATE: 21.03.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 19 Sekunden
Trainer Tomas Oral (l.) und Sportchef Mikayil Kabaca glauben – trotz Tabellenplatz 18 – noch an den Klassenerhalt des SV Sandhausen. Foto: PIX

Von Christoph Offner

Sandhausen. Am Tag nach dem 0:5-Debakel gegen den FC St. Pauli ging alles seinen gewohnten Gang. Am Montagmorgen trafen sich die Profis des SV Sandhausen zum Regenerationstraining. Am Nachmittag stand eine weitere Einheit auf dem Programm.

So ganz wie immer, war es aber doch nicht. "Still" sei es gewesen, er habe die Mannschaft "sehr nachdenklich und natürlich auch enttäuscht" erlebt, berichtete Oral der RNZ: "Die Jungs können es sich auch nicht erklären."

"Viel, sehr viel", hätten sie sich vorgenommen gehabt, so der Trainer. Gegen die Kiez-Kicker sollte der ersehnte erste Sieg unter der Regie des 49-Jährigen gelingen. Herausgekommen ist wenig, sehr wenig. "Dafür müssen wir uns bei den Fans entschuldigen", sagte Oral.

Auch hinter Mikayil Kabaca lag eine unruhige Nacht. "Nach so einer Leistung findet man nur wenig Schlaf", seufzte der Sportliche Leiter. "Wir hatten sechs, sieben Total-Ausfälle. Wir analysieren die 90 Minuten in aller Deutlichkeit – und werden unsere Schlüsse ziehen."

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Präsident Jürgen Machmeier forderte noch am Sonntag, dass "der Trainer aussortieren" müsse: "Da sind ein paar dabei, die nicht kapiert haben, dass es um den Klassenerhalt geht."

Zwar sei er "weit davon entfernt, seine schützende Hand nicht mehr über die Mannschaft zu halten", so Oral. Allerdings kündigte er an, in der knapp zweiwöchigen Länderspielpause "inhaltlich nachjustieren" zu wollen. "Ich möchte sehen, dass jeder mitzieht. Wenn ich das Gefühl habe, dass der eine oder andere das nicht macht, werden wir Klartext reden", sagte der Hesse.

Konsequenzen in Form von Suspendierungen dürften in einem solchen Fall folgen.

Mit 21 Punkten steht der SVS nach dem 25. Zweitliga-Spieltag auf dem letzten Tabellenplatz, hat die schlechteste Defensive (48 Gegentore), die viertschwächste Offensive (26 Tore). Und doch fehlen auf den Abstiegsrelegationsplatz nur vier Zähler. In den verbleibenden neun Partien treffen die Kurpfälzer noch auf sechs Teams aus der unteren Tabellenhälfte, darunter die direkten Konkurrenten Hansa Rostock, 1. FC Magdeburg, Eintracht Braunschweig und SSV Jahn Regensburg.

Außer Reichweite ist der Klassenerhalt also noch nicht. Dennoch sagte Oral: "Es ist fast schon fünf nach zwölf." Der Effekt des Trainwechsels sei – trotz ansprechender Leistung in drei, der vier Spiele unter seiner Leitung – "verpufft", bekannte der Nachfolger von Alois Schwartz: "Das muss man offen und ehrlich ansprechen. Aber die Situation ist, wie ist – und wir nehmen sie an."

Schon im Sommer war den Verantwortlichen am Hardtwald klar, dass es einmal mehr nur um den Nichtabstieg gehen kann – auch wenn sich Machmeier im Vorfeld eine "sorgenfreie Runde" gewünscht hatte. Weil die Mannschaft es aber nicht schafft, ihr Potenzial abzurufen, "muss auch ich mich hinterfragen", gab Kabaca zu: "Blickt man auf die Tabelle, dann muss ich sagen, dass ich bei dem einen oder anderen Spieler eine Fehleinschätzung getroffen habe. Aber wir sind noch nicht abgestiegen. Ich bin überzeugt, dass wir den Turnaround noch schaffen."

Dass er für die kommende Saison zweigleisig planen muss, macht es für den Sportchef nicht einfacher. "Ich klopfe an, ich hinterlege Interesse – aber zuschlagen kann ich erst, wenn die Ligazugehörigkeit feststeht", sagt Kabaca. Gemeinsam mit Gerhard Kleppinger, der neben seiner Rolle als Co-Trainer in Doppelfunktion auch das Scouting verantwortet, wartet auf den 46-Jährigen im Fall des Abstiegs viel Arbeit.

Denn nach RNZ-Informationen gibt es nur eine Handvoll Spieler, deren Arbeitspapiere auch für die Dritte Liga Gültigkeit haben.

Bevor die Sandhäuser am Donnerstag (16.30 Uhr) beim SV Darmstadt 98 testen, bestreiten sie an diesem Dienstag (19 Uhr) auf dem Sportgelände des ASV Eppelheim eine Benefizspiel gegen eine Auswahl des Fußballkreises Heidelberg. Der Eintritt beträgt fünf Euro, der Erlös kommt den Erdbebenopfern in der türkischen Region Hatay zugute. "Wenn man die Bilder von dort sieht, wird einem bewusst, dass – bei aller Brisanz – Fußball doch nur Fußball ist", sagte Kabaca.

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