In Ziegelhausen wächst etwas heran
Beim 19:11-Erfolg zum Saisonstart über die Reserve der Kurpfälzer Löwen standen sieben Eigengewächse auf der Matte.

Von Claus Weber
Heidelberg. Nach dem 19:11-Sieg über die Reserve der Kurpfälzer Löwen bildeten die Ringer des AC Ziegelhausen einen Kreis, klatschten mit den Händen auf die Matte und riefen: "Hier regiert der ACZ." Solche Freudenfeiern hatte es lange nicht mehr gegeben. In der vergangenen Saison kämpften sich die Heidelberger mehr schlecht als recht durch die Oberliga-Runde und wurden am Ende Vorletzter.
Doch zum Start der neuen Saison herrschte Aufbruchstimmung in der mit fast 250 Zuschauern gut gefüllten Steinbachhalle. "Wir wollen hier was aufbauen", sagte Trainer Marek Schum. Nach Kampfende lud die Germanen-Bar die Zuschauer zum Bleiben. Viele nahmen das Angebot an, die Stimmung war ausgelassen nach dem deutlichen Sieg.
"Es lief viel besser als gedacht", sagte der Sportliche Leiter Sebastian Weber, "allerdings hatten wir die Löwen stärker erwartet." Von der Reserve des Zweitligisten, der erst am 30. September startet, gingen nur Trainer Hossein Alizadeh und der DM-Fünfte Luciano Testas auf die Matte. "Einige Ringer fehlten, weil sie arbeiten mussten oder noch in Urlaub sind", erklärte Löwen-Coach Alizadeh.
Ziegelhausens Sieg hätte sogar noch höher ausfallen können, doch Ali Reza Piriniyaragh ließ sich bei 11:2-Führung von Alijan Temori zu einem Revanchefoul hinreißen. Thomas Pfeifer schickte beide Streithähne zum Duschen. "Die Tätlichkeit ging vom Gastringer aus, aber der Ziegelhäuser hätte nicht zurückschlagen dürfen, die Entscheidung war alternativlos", so der Kampfrichter. Wenn es gut läuft, dürfte der Iraner mit einem Kampf Sperre wegkommen, allerdings hätte man ihn kommenden Samstag bei der KG Laudenbach/Sulzbach gut brauchen können.
Am Grünen Tisch könnte der 19:11-Erfolg sogar noch höher ausfallen, wenn der 4:0-Erfolg von Löwen-Ringer Alizadeh abgezogen wird, falls der in zwei Wochen in der Zweiten Liga startet.
Dennoch war’s spannend, zur Pause führte Ziegelhausen nur 8:7, weil Lenox Schulz dem älteren Finn Kai Schwalbe mit 1:15 klarer als erwartet unterlag, Timian Chaudhary gegen den ukrainischen Flüchtling Hleb Bohdan keine Chance hatte und Piriniyaragh mit seinem Gegner disqualifiziert wurde. Für den ACZ punkten bis dahin Paul Schüle, der nach nur elf Sekunden auf Schultern gewann, und der kampflose Nazar Pinzul.
Rechnet man Pinzul hinzu, der als 13-Jähriger aus der Ukraine nach Heidelberg flüchtete, dann standen sieben Eigengewächse in der Ziegelhäuser Staffel – so viele wie schon lange nicht mehr.
"Im Training ist viel los", schwärmte Ex-Coach Peter Heckmann, der mit seinen 70 Lenzen selbst noch regelmäßig mittrainiert, "ich denke, dass wir diesmal eine bessere Rolle spielen, Platz vier oder fünf ist drin."
Auch beim Nachwuchs ist nach Corona wieder ein deutlicher Aufwärtstrend zu spüren, bestätigte Kristina Schulz. "Es kommt was nach", sagte die Jugendleiterin. In einer Kampfgemeinschaft mit Viernheim nimmt man an der nordbadischen Jugendrunde teil. Erstmals finden drei Saisonkämpfe des Nachwuchses in der Steinbachhalle statt, der erste am 29. September gegen Bruchsal.
Entscheidend für den deutlichen Ziegelhäuser Auftaktsieg waren die Kämpfe nach der Pause. Neuzugang Andrii Cholak und Maximilian Rick brauchten keine Minute, um die Löwen Morteza Yakhobi bzw. Lars Schmitt auszupunkten. Dann überraschten Axel Lehner und Esmail Hajibabaei durch knappe Punktsiege über die stärker eingeschätzten Ahmad Shahab und Luciano Testas. "Das war ein guter Start", freute sich AC-Coach Marek Schum.
Auch der KSV Malsch schaffte in der Verbandsliga einen Auftakt nach Maß, kam in Hemsbach zu einem 23:10-Sieg nach dem Schultererfolg von Christian Eberwein, den technisch überlegenen Punktsiegen von Martin Mohacsi, Tim Siegert und Mario Matha (jeweils 4:0-Wertungen) und den etwas knapperen Punkterfolgen von Ali Aydogdu, Maurice Tandler und Andreas Rohmer.