SV Waldhof scheitert mit Schimpf und Schande
Chaoten sorgen beim Stande von 1:2 für einen Abbruch - KFC Uerdingen feiert den Aufstieg in die Dritte Liga

Feuer und Krawall: Auch Uerdinger-Fans benahmen sich beim Relegationsspiel daneben. Fotos: vaf
Von Wolfgang Brück
Mannheim. Stefan Krämer kam nicht weit. Der Trainer des KFC Uerdingen sagte: "Ich bin stolz auf meine Jungs." Dann sprang auch schon die Tür auf, seine Jungs stürmten rein und brachten ihren Chef mit Bierduschen zum Schweigen.
Nach 82 Minuten stand am Sonntagnachmittag im Carl-Benz-Stadion der Uerdinger Aufstieg in die Dritte Liga fest. Beim Stand von 1:2 unterbrach Schiedsrichter Patrick Ittrich das Spiel. Feuer brannte im Waldhof-Block, Rauchbomben stiegen in die Luft, Böller krachten.
>>> Das sind die Reaktionen auf das Skandalspiel <<<
Auch nach 25 Minuten hatten sich die Chaoten noch nicht beruhigt. Kurz kamen die Mannschaften noch mal auf den Platz. Dann war endgültig Schluss. Es war das unrühmliche Ende der Aufstiegshoffnungen des SV Waldhof.
Auch interessant
Fassungslos stand Karla Spagerer auf der Tribüne. "Ich könnte weinen", sagte die 88-jährige Witwe des langjährigen Präsidiumsmitgliedes Walter Spagerer, "man muss doch auch verlieren können."
Hintergrund
Klaus-Rüdiger Geschwill, Präsident des SV Waldhof: "Ein bitterer Moment. Sportlich und auch was das Verhalten unserer Fans angeht. Doch wir kommen wieder. Wir wollen in der kommenden Runde als Meister aufsteigen."
Günter Sebert, Ehrenspielführer des SV Waldhof: "Die
Klaus-Rüdiger Geschwill, Präsident des SV Waldhof: "Ein bitterer Moment. Sportlich und auch was das Verhalten unserer Fans angeht. Doch wir kommen wieder. Wir wollen in der kommenden Runde als Meister aufsteigen."
Günter Sebert, Ehrenspielführer des SV Waldhof: "Die Uerdinger waren abgezockter. Haben ihre Chancen genutzt. Das ist auch eine Frage der Qualität."
Markus Kompp, Geschäftsführer des SV Waldhof: "Da tut und macht man monatelang alles und dann kommen diese Chaoten und zerstören mit einer Aktion die ganze Arbeit."
Hans-Jürgen Pohl, CEG-Vorsitzender: "Uerdingen war die bessere Mannschaft. Schluss. Aus. Punkt. Was die Chancen für die nächste Runde angeht, bin ich skeptisch. Wir haben bereits mehrere Abgänge, offenbar sind unsere finanziellen Möglichkeiten begrenzt."
Frank Wolf, Mitglied im Vorstand des Fußballkreises Heidelberg: "Ein verdienter Sieg für den KFC Uerdingen. Waldhof hat zu konfus gespielt. Chaoten haben im Stadion nichts verloren."
Bernhard Trares, Waldhof-Trainer: "Es ist traurig, dass wir durch die eigenen Fans, die uns die ganze Saison großartig unterstützt haben, bei unserer Aufholjagd gestoppt wurden. Wir hatten in beiden Spielen kein Glück. Aber Uerdingen war auch sehr stark." wob
Das Herz blutete auch Hans-Jürgen Pohl, der seit sechs Jahrzehnten Mitglied ist. "Ich schäme mich", gestand der Vorsitzende des Ehren- und Ältestenrates.
Präsident Wolf-Rüdiger Geschwill sprach von "großem Imageschaden", DFB-Vize Ronny Zimmermann sah sich bestätigt. "Ich bin entsetzt", so der Rechtsanwalt aus Wiesloch, "heute hat man erneut gesehen, weshalb der SV Waldhof einen schlechten Ruf hat."
Gift und Galle, Hektik und Härte waren von Beginn an im Spiel. Weil gezündelt wurde im Waldhof-Block, wurde später angepfiffen. Dann flogen zwischen Uerdingern und Mannheimern die Fäuste. Ein Ordner wurde laut Medienberichten erheblich verletzt.
Schlimm: Es war nicht nur eine Handvoll Chaoten, die den Spielabbruch herbeiführten, es hatte den Anschein, als ob Dutzende an den Auswüchsen beteiligt waren. Hunderte auf der Otto-Siffling-Tribüne schauten zu oder weg.
Schlimm auch: Nach dem Spiel wurde aus noch ungeklärten Gründen Reizgas freigesetzt. Eine Mutter fürchtete um ihr Baby. Hustend saßen die Medienleute in der Pressekonferenz. Trainer Bernhard Trares meinte, dass seine Mannschaft nervös gewesen sei und nicht ins Spiel gefunden habe.
Uerdingen, das bereits das Hinspiel am Donnerstag mit 1:0 gewonnen hatte, ging durch ein umstrittenes Tor in Führung. Bevor Dennis Chessa flankte, sei der Ball über der Torauslinie gewesen. Die Waldhöfer protestierten, Connor Krempicki machte das 0:1 (23.). Patrick Mayer glückte der Ausgleich, nachdem zuvor ein Freistoß von Dorian Diring von der Unterkante der Latte zurückgeprallt war (32.). Es war nach etwas mehr als achteinhalb Stunden das erste Waldhof-Tor in sechs (!) Relegationsspielen. Dann traf Gianluca Korte den Pfosten (37.). "Vielleicht hätte das Spiel einen anderen Verlauf genommen, wenn der Ball rein gegangen wäre", sagte Trares.
Hätte, wäre, wenn.
Das 1:2 von Tanju Öztürk fast im Gegenzug war vorentscheidend (39.). Danach mühten sich die Hausherren, ohne in der Hektik eine klare Linie zu finden. Andreas Ivan scheiterte am Pfosten (66.), Maximilian Beister auch (73.). "Uerdingen hat in beiden Spielen die Chancen besser genutzt", meinte Ehrenspielführer Günter Sebert, "das ist auch eine Frage der Qualität."
Nicolas Hebisch empfand "große Traurigkeit". Er sprach von zwei "Herz-Schmerz-Spielen". Vielleicht war auch das der Unterschied: Die Waldhof-Buben waren überfordert. Erdrückt von den großen Erwartungen in der großen Stadt. Es ist gut, wenn man mit heißem Herzen dabei ist, aber ein kühler Kopf gehört nun mal auch dazu.
Zum dritten Mal sind die Waldhöfer in der Relegation gescheitert. Diesmal mit Schimpf und Schande. Das Spiel wird mit 0:3 gewertet, eine Platzsperre, vielleicht sogar ein Punkteabzug drohen. Das ist eine Hypothek vor dem nächsten Anlauf.
SV Waldhof: Scholz - Meyerhöfer, Schultz,Conrad, Celik - Di Gregorio (46. Koep), Marco Schuster - Diring, Korte (76 Hebisch), Sommer (62 Ivan) - Mayer.
KFC Uerdingen: Vollath - Bittroff, Schorch, Erb, Dorda - Ellguth (72. Schwertfeger), Öztürk - Dörfler (54. Holldack) , Chessa (60. Kefkir) - Kempicki - Beister.
Schiedsrichter: Ittrich (Hamburg) - Zuschauer: 24.263 - Tore: 0:1 Kempicki (29.), 1:1 Mayer (32.), 1:2 Öztürk (39.).



