Wie die Neckarsulmer Sport-Union unter ihrem Kürzel NSU leidet
"Die Frau war entsetzt": Der frühe Sandhäuser Thorsten Damm berichtet über die Probleme, dass der Verein die gleiche Abkürzung wie eine Terrorbande hat.

Von Wolfgang Brück
Heidelberg. Was fällt Ihnen bei der Abkürzung NSU ein? Wikipedia listet 17 verschiedene Möglichkeiten auf. Doch seit die Terrorbande "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) mordend durchs Land zog, ist die Buchstaben-Folge vergiftet. Darunter leidet die Neckarsulmer Sport-Union, ein renommierter Klub aus dem Heilbronner Raum, der sich allerdings auch "NSU" abkürzt. Bei den deutschen Schwimm-Meisterschaften musste auf Geheiß des Fernsehens ein Banner mit dem Logo abgehängt werden. Nach einem Bundesligaspiel der Neckarsulmer Handballdamen erreichten Eurosport böse Mails. Nun will sich der Verein in Sport-Union Neckarsulm umbenennen. Ein gibt bereits ein neues Logo.
Die Rhein-Neckar-Zeitung hat mit Thorsten Damm gesprochen. Der Akademische Mitarbeiter am Sportinstitut Heidelberg war erst Trainer und ist jetzt Sportlicher beim benachbarten Fußball-Oberligisten. Der 46-jährige Rauenberger spielte früher beim damaligen Drittligisten 1. FC Kaiserslautern II und wurde in den USA während einer Saison beim Birmingham-Southern College zum "Spieler des Jahres" gewählt. Damm, der in Brühl aufgewachsen ist, stieg als Co-Trainer mit dem SV Sandhausen in die Zweite Liga auf. Er führte die Uni Heidelberg im Sport-Ranking der deutschen Hochschulen auf den zweiten Platz.

Thorsten Damm, ist für Sie persönlich der Name NSU ein Problem?
Nicht wenn ich im Heilbronner Raum bin. Dort ist die Neckarsulmer Sport-Union als großer und erfolgreicher Verein bekannt. Anders ist es, wenn man das Umfeld verlässt. Ich wohne in Rauenberg und da hatte ich vor einiger Zeit ein Erlebnis, das ich nicht so gut fand.
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Nämlich?
Ich habe meinen Sohn Luis-Vincent bei einem Freund abgeholt und zu ihm gesagt: "Wir müssen uns beeilen, weil ich noch zur NSU muss." Das entsetzte Gesicht der Mutter des Freundes werde ich nicht vergessen.
Sie haben auch Post bekommen.
Einige Mails, überwiegend aus dem Ausland. Ich wurde gefragt, ob ich Sportsachen oder Vereins-Gegenstände mit dem Logo besorgen kann. Ich vermute, es waren Sammler von Nazi-Devotionalien.
Was passiert tatsächlich mit der alten Sportbekleidung?
Sven Stadtrechner aus Walldorf hat für seine Mädels und Jungs in Afrika einen Schwung Trikots bekommen. Ein anderer Teil geht nach Tasmania, wo ein ehemaliger Spieler von uns eine Fußball-Akademie leitet. So hat eine äußerst schlechte Sache wenigstens eine gute Seite.
Nicht alle sind begeistert von der Namensänderung, die im Herbst in einer Mitglieder-Versammlung beschlossen werden soll.
Dafür habe ich Verständnis, zumal die Aktion mit erheblichen Kosten verbunden sein wird. Die Neckarsulmer Sport-Union ist ein relativ junger Verein, der aus einer Fusion entstand. Der Hinweis auf die Tradition ist deshalb nicht an erster Stelle. Aber in der Stadt steht NSU nicht zuletzt für die Motorenwerke. Man sieht auf den Straßen viele Oldtimer, seien es Autos oder Motorräder mit dem NSU-Emblem. Wenn mein Vater Lothar an den NSU Prinz denkt, bekommt er leuchtende Augen. Kürzlich habe ich in der Zeitung eine Aussage gelesen: "Warum soll ein Sportverein wegen ein paar Bekloppter seinen Namen ändern?"
Wird die Umbenennung eine Mehrheit bekommen? Wie denken Sie persönlich darüber?
Ich gehe davon aus, dass die sich die Mitglieder im Herbst für eine Änderung aussprechen werden. Ich bin auch dafür. Das neue Logo ist in meinen Augen ausgesprochen gut gelungen. Es erinnert mich an den SSC Neapel. Damit kann man doch wirklich gut leben.



