MLP Academics gegen Ulm

Heidelberger nur in den Schlussminuten auf verlorenem Posten

Lange halten die dezimierten Academics gegen Spitzenteam Ulm mit. Am Ende kassieren die Basketballer beim 74:90 aber doch deutlich die vierte Niederlage in Serie.

03.05.2025 UPDATE: 03.05.2025 21:00 Uhr 2 Minuten, 20 Sekunden
Auch Academics-Topscorer Ryan Mikesell - hier gegen Marcio Santos - konnte die Niederlage gegen Ulm nicht verhindern. Foto: Pix

Von Nikolas Beck

Heidelberg. Nach fünf Minuten stand es gegen Ratiopharm Ulm 9:8 für Ryan Mikesell. Und angeführt von ihrem schnell heiß gelaufenen Kapitän lagen die MLP Academics auch nach dem ersten Viertel noch knapp in Front (18:17). Aber am Ende mussten sich die Schützlinge von Trainer Danny Jansson dem favorisierten Ex-Meister beim 74:90  (37:38) doch ziemlich deutlich, vermutlich zu deutlich geschlagen geben. "Ich bin stolz auf die Jungs", sagte Alex Vogel daher auch unmittelbar nach Spielende, nach der vierten Niederlage in Folge. "Wir sind in einer schwierigen Phase, aber die Mannschaft hat alles reingehauen", betonte der Sportliche Leiter. Man habe gut gespielt, aber eben nicht den perfekten Tag erwischt, den es gegen ein athletisches Team wie Ulm gebraucht hätte, so Vogel. 

Doch der Reihe nach: Paul Zipser ersetzte Osun Osunniyi in Janssons Starting Lineup. Der Center, den alle nur "O" rufen, hatte sich am Mittwoch, beim Debakel in Vechta, zu allem Überfluss auch noch am Knie verletzt. Zusammen mit Andrew O’Brien, Bakary Dibba, DJ Horne durfte der Heidelberger Lokalmatador also hautnah miterleben, wie Käpt’n Mikesell seine ersten drei Versuche von jenseits der Dreipunkte-Linie durch die Reuse jagte. Die Treffsicherheit des US-Amerikaners, der in dieser Saison schon mehrfach unter Beweis gestellt hatte, dass er eigentlich alles kann, aber aus der Distanz im Schnitt nur etwas mehr als jeden vierten Versuch verwandelt, diente als früher Mutmacher für die 4380 Zuschauer im beinahe ausverkauften SNP Dome. Nach drei Niederlagen hintereinander wäre ein Erfolg gegen den Ex-Meister schließlich Gold wert.

Den Jungs vom Neckar schien das bewusst zu sein. Zwar gelang beileibe nicht alles. Aber abschütteln ließen sich die Academics von der besten Offensive der ganzen Liga auch im zweiten Viertel nicht. Kurz vor der Pause, in der ein Unwetter über dem SNP Dome tobte, trafen erst Dibba, dann Marcel Keßen einen Dreier zur 35:34-Führung der Heidelberger. Es war das erste Mal überhaupt, dass die Academics zweimal hintereinander punkten konnten, ohne dass die Ulmer eine Antwort parat hatten. Will heißen: Hin und her ging’s – und in die Kabine mit einem 37:38-Rückstand. "Das war eine Halbzeit voller Energie", sagte Bakary Dibba im TV-Interview: "Die hatte uns in den vergangenen drei Spielen gefehlt."

Das Problem: Gegen den Tabellen-Zweiten braucht es mehr als nur ein bisschen mehr Energie. Zwar traf Mikesell in den ersten Minuten nach dem Seitenwechsel seine Dreier vier und fünf. Doch im Schlussspurt zog das Team von Ty Harrelson Punkt für Punkt davon. Nach Keßens And One zum 50:47 (26. Minute) legten die Ulmer mit einem 18:6-Lauf den Grundstein zum Sieg.

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Ob’s im von so manchem TV-Experten schon zum "Akademischen Viertel" getauften Schlussdurchgang doch noch mal die Wende geben würde? Der Heidelberger Anhang jedenfalls glaubte dran, hatte vermutlich auch noch den verrückten Schlussspurt aus dem Hinspiel im Kopf. Damals entschieden die Academics das vierte Viertel mit 19:7 für sich und siegten am Ende knapp mit 69:67. Ob auch den Ulmern plötzlich wieder bewusst wurde, wem sie ihre erste und bislang einzige Heimniederlage zu verdanken haben, als Michael Weathers unwiderstehlich an allen vorbei zum Korb flog und zum 70:71 (35.) verwandelte? Womöglich. Die Führung abgeben mussten sie im Anschluss trotzdem nicht mehr.

Als es zählte, zeigte vor allem Ulms Spielmacher Ben Saraf, warum er als möglicher Pick in der ersten Runde des kommenden NBA-Drafts gehandelt wird. Davon stehen im Ulmer Kader gleich mehrere Kandidaten. Zu viel Qualität für die aufopferungsvoll kämpfenden Academics, die nun zwei Spieltage vor Hauptrunden-Ende ohne einen ihrer wichtigsten Spieler und mit angekratztem Selbstvertrauen mehr denn je um die mögliche Qualifikation für die Playoffs bangen müssen.

Heidelberg: Mikesell 20 (5 Dreier), Weathers 14 (2), Keßen 14 (2), Dibba 13 (1), Seric 7, Horne 4, Zipser 2, Ersek, O'Brien, Würzner.

Ulm: Saraf 17 (1), Jallow 13 (1), Santos 12, Herkenhoff 11, Weidemann 11 (2), Hinton 9 (1), Essengue 8, Jessup 5 (1), Anigbata 2, Plummer 2, Jensen, Bretzel. 

Stenogramm: 3:4 (3.), 13:12 (8.), 18:17 (1. Viertel), 19:21 (13.), 27:31 (18.), 37:38 (Halbzeit), 40:42 (23.), 50:47 (26.), 56:65 (3. Viertel), 66:69 (33.), 72:82 (38.), 74:90 (Endstand)

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