Party nach Platz fünf und Playoff-Einzug
Von Basketball-Frust und Playoff-Lust: Die MLP Academics lassen sich von ihren Fans zum Comeback-Sieg im Overtime-Krimi gegen Frankfurt tragen.

Von Nikolas Beck
Heidelberg. Diese MLP Academics sind verschreibungspflichtig! Am Sonntagnachmittag strapazierten die Heidelberger Bundesliga-Basketballer über weite Strecken die Nerven der 4410 Zuschauer im einmal mehr ausverkauften SNP Dome. Dabei waren die doch eigentlich zum letzten Spiel der Hauptrunde gekommen, um die Krönung einer ohnehin schon überragenden Spielzeit zu feiern.
Die Academics allerdings begannen mit Backsteinen und Ballverlusten, waren drauf und dran, die große Chance, die sich nicht zuletzt durch die allesamt strauchelnden Rivalen im Tableau auftat, leichtfertig zu verspielen. Erst einem Schlussspurt und einer Overtime wie aus einem Guss war es zu verdanken, dass die Jungs vom Neckar am Ende mit 84:75 (71:71/32:36) über die Frankfurt Skyliners triumphierten.

Mit etwas Verspätung also trat Hallensprecher Kevin Gerwin um 18:50 Uhr ans Mikrofon, holte kurz Luft und verkündete: "Heidelberg, das ist historisch: Wir sind in den Playoffs." Worte, die den sprichwörtlich ohnehin schon unter Strom stehenden Anhängern noch ein paar zusätzliche Ampere durch den Körper jagten. Dementsprechend war die Stimmung hinterher, als die Partygesellschaft zusammen mit der Mannschaft die Playoff-Qualifikation auf dem Fanfest begoss.
Lange hatte es zumindest nicht danach ausgesehen, als würde man auf dem Vorplatz der Halle zwei weitere Punkte feiern können. "Das war tough", räumte Trainer Danny Jansson hinterher ein, dass sein Gegenüber Klaus Perwas viele neue Dinge, die die Skyliners zuvor nicht gezeigt hatten, vorbereitet hatte.
Auch interessant
Jansson wusste ganz genau, bei wem seine Schützlinge sich dieses Mal bedanken mussten. "Sie waren unglaublich", schwärmte der Finne vom Support von den Rängen. Von allen Fans, nicht nur vom Kollektiv Neckarkurve, das mit seiner Choreo vor Spielbeginn für die ersten Gänsehaut-Momente gesorgt hatte. "Sie sind die ganze Zeit dabei geblieben – obwohl wir ihnen absolut überhaupt nichts zum Jubeln geben konnten, bis es fast zu spät war."
Aber eben nur fast. Vermutlich lässt sich der wilde Ritt, auf den sich die Heidelberger in dieser Spielzeit begeben haben, durch nichts besser zusammenfassen, als durch die Ereignisse dieser 32. und letzten Partie. Denn auf ganz viel Frust folgte die pure Basketball-Lust. DJ Horne brachte die Academics 1:39 Minuten vor Ende des vierten Viertels erst per Dunking in Front, zum ersten Mal überhaupt an diesem Nachmittag (68:67). Dann, 15 Sekunden vor der finalen Sirene mit einem spektakulären Dreier in die Verlängerung (71:71). Dort übernahm Michael Weathers, der eigentlich keinen guten Tag erwischt hatte, drei Viertel lang ohne Punkt geblieben war, dann aber sechs Zähler im vierten Viertel markierte – und neun weitere in der Verlängerung. In dieser ließen weder die Spieler, noch die Schlachtenbummler noch mal Zweifel aufkommen, wer Herr im Hause war. "Am Ende ging es nur noch darum, es mehr zu wollen", sagte Jansson: "Riesenrespekt an die Fans, ich weiß nicht, ob wir es heute ohne sie noch gedreht hätten."
Niki Würzner, der Heidelberger Zeremonienmeister, schlug in die gleiche Kerbe. Der Co-Kapitän leitet die Feierei nach besonderen Heimsiegen traditionell am Mikrofon ein, indem er das Humba Täterä ausruft.
So viel Spaß wie diesmal hatte es aber auch dem 31-jährigen Lokalmatador noch nie zuvor gemacht, gestand er der RNZ. "Pipi in den Augen" habe er gehabt, als er vorm Spiel sah, was die Kurve vorbereitet hatte. "One Team, One Dream" stand auf dem übergroßen Banner inmitten eines blau-weißen Fahnenmeeres. Würzner, von den Emotionen beinahe übermannt: "Ich habe euch vergangenes Jahr versprochen, dieses Jahr wird’s besser und es wurde besser. Wir sind in den verdammten Playoffs!"
Als Fünfter der Abschlusstabelle. Vor Champions-League-Teilnehmer Würzburg, vor Ex-Serienmeister Alba Berlin. Einen Platz hinter den Niners Chemnitz, die man nun ab dem kommenden Wochenende in einer Playoff-Serie im "Best of five"-Modus fordern wird. "Wir werden Vollgas geben", verspricht Sportchef Alex Vogel.
Und das gilt gewiss nicht nur für jene Heidelberger auf dem Feld.
Heidelberg: Horne 26 (4 Dreier), Keßen 18, Mikesell 15 (1), Weathers 15 (1), Dibba 4, Seric 2, Ersek 2, Zipser 2, Würzner, O’Brien.
Frankfurt: Theodore 12 (1), Parsons 11, Tubutis 10, Hepa 9 (2), Edoka 8 (2), Heckmann 7 (1), Zeeb 5 (1), Muenkat 4 Crnjac 3 (1), Knauf 2, Brenneke 2, Lanmüller 2.
Stenogramm: 5:7 (3.), 10:12 (5.), 14:23 (1. Viertel), 18:30 (14.), 24:36 (18.), 32:36 (Halbzeit), 34:40 (23.), 36:51 (28.), 42:53 (3. Viertel), 53:59 (33.), 61:67 (38.), 68:67 (39.), 71:71 (4. Viertel), 84:75 (Endstand).