Danny Jansson wird neuer Cheftrainer der MLP Academics
"Absteiger" Jansson ersetzt "Retter" Freyer: Doch der Finne soll trotzdem der Wunschkandidat der Heidelberger gewesen sein

Von Nikolas Beck
Heidelberg. Am 12. Mai standen sich Heidelberg und Tübingen im Bundesliga-Saisonfinale gegenüber. Der Abstieg der Tigers war bereits besiegelt, die Academics mussten noch zittern - und feierten am Ende eine riesige Nichtabstiegs-Party mit ihren Fans im und um den ausverkauften SNP Dome herum.
Wenige Tage später waren aber auch die Academics wieder im Alltag eines Bundesligisten angekommen. Und in diesem müssen Entscheidungen getroffen werden. Bisweilen unliebsame. So wurde der Vertrag mit Cheftrainer Ingo Freyer nicht verlängert. Der 53-Jährige, der die Heidelberger als Tabellenletzter im Januar übernommen hatte, musste gehen. Und wie der Klub nun bestätigte, wird er durch Danny Jansson ersetzt. Er hat einen Zweijahresvertrag mit der Option auf ein weiteres unterschrieben.
Ausgerechnet Jansson also. Jener Trainer, der zum Saisonkehraus mit Tübingen im Dome war. Überspitzt formuliert: "Absteiger" Jansson folgt auf "Retter" Freyer.
Auf den zweiten Blick, versprechen die Verantwortlichen, ergibt ihre Wahl aber durchaus Sinn. "Danny lässt einen sehr teamorientierten und attraktiven Basketball spielen. Er hat in der Vergangenheit gezeigt, dass er Spieler entwickeln und verbessern kann", sagt etwa Alex Vogel.
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Der Sportliche Leiter der Heidelberger, der Jansson als "unseren Wunschkandidaten" bezeichnet, betont, dass man mit dem nunmehr vierten Headcoach seit der Erstliga-Rückkehr vor drei Jahren hofft, wieder eine Dauerlösung gefunden zu haben. "Wir wollen mit Danny langfristig zusammenarbeiten und den vor zwei Jahren eingeschlagenen Weg fortsetzen."
Ari Daniel "Danny" Jansson, 44, in Schweden geboren, ist wie Vor-Vorgänger Joonas Iisalo finnischer Staatsbürger. Die Mutter Schwedin, der Vater Libanese, wuchs er im finnischen Vanta auf. Mit 20 ging der ehemalige Jugendnationalspieler in die USA. Er absolvierte ein Bachelor-Wirtschaftsstudium, zunächst am Louisburg College in North Carolina, dann an der Lakeland University in Wisconsin, und spielte für deren College-Teams Basketball. Für ein Master-Studium ging es zurück nach Europa, an die Uni Maastricht in den Niederlanden. Anschließend spielte er in der Heimat noch zwei Jahre, bis 2007, als Profi.
Bei seiner letzten Station, Vantaan Pussihukat, begann der ehemalige Aufbauspieler auch seine Trainerlaufbahn. Nachdem er zahlreiche Positionen in Vantaan bekleidet hatte, ging es 2014 ins Nachwuchsprogramm von Ratiopharm Ulm, wo er unter anderem als Cheftrainer der Weißenhorn Youngstars arbeitete, der heutigen Orange Academy, die er 2017 zur ProB-Meisterschaft führte. 2019 wurde er Assistenztrainer der Ulmer in der BBL, ehe er 2020 in Tübingen anheuerte. Mit dem Traditionsklub aus der Unistadt schaffte er bereits 2022 den sportlichen Aufstieg, die Tigers verzichteten jedoch aus wirtschaftlichen Gründen. Ein Jahr später gelang der Schritt in die BBL dann doch.
Und auch der direkte Abstieg hinterlässt keinen Kratzer in seinem Lebenslauf, betonen die Heidelberger Verantwortlichen. Schließlich führte Jansson einen Abstiegskampf mit stumpfen Waffen. "Dass Tübingen bei den finanziellen Voraussetzungen bis zur letzten Woche um den Klassenerhalt gespielt hat, war ebenso eindrucksvoll", so Vogel. Für ihre Profimannschaft sollen die Tigers nicht einmal die Hälfte des Geldes zur Verfügung gehabt haben wie die Academics, selbst ja auch nicht unbedingt ein finanzielles Powerhouse der Bundesliga.
So kommt also ein hochdekorierter Coach an den Neckar (unter anderem NBBL-Trainer des Jahres 2015/16, ProB-Trainer des Jahres 16/17 sowie zweifacher ProA-Trainer des Jahres 21/22 und 22/23), der vor allem Matthias Lautenschläger früh und nachhaltig beeindruckt hat. "Mir ist bereits vor zweieinhalb Jahren der äußerst attraktive und teamorientierte Spielstil der Tübinger aufgefallen, weswegen ich damals bereits nach Tübingen gefahren bin, um mir ein ProA Spiel der Tigers anzusehen", berichtet der Geschäftsführende Gesellschafter.
Die Art und Weise, wie Danny coacht, habe ihn "damals wie heute fasziniert". Jansson sei "kein Trainer, der einen kurzfristigen Erfolg garantiert, der aber nachgewiesenermaßen Mannschaften und junge Spieler enorm weiterentwickeln" könne. Lautenschläger: "Als Standort mit Perspektive passt ein Trainer mit Perspektive sehr gut zu uns."
Und genau diese Perspektive hat auch Jansson, der bei den Tigers noch Vertrag hatte, überzeugt. "Die letzte Woche war sehr intensiv und es fühlt sich auf der einen Seite sehr schwer an, Tübingen zu verlassen. Aber die Möglichkeit, Heidelberg als Basketballstandort zu entwickeln, war sehr verlockend", wird Jansson in der Pressemitteilung der Academics zitiert. Und weiter: "Der Wechsel von Tübingen nach Heidelberg fühlt sich an, als hätte ich großes Glück mit den Orten, an die mich der Basketball bringt."
Die Planungen für die neue Spielzeit laufen derweil bereits auf Hochtouren. Nachdem die wichtigste Position, die des Headcoaches, also geklärt ist, geht es darum, einen schlagkräftigen Kader zusammenzustellen. Der im Idealfall mehr als die neun Siege aus 34 Spielen der abgelaufenen Spielzeit holt – und begeisternden Basketball spielt. "Wir hoffen, eine Mannschaft zusammenzustellen, die hauptsächlich aus Spielern besteht, die noch nicht ihr volles Potenzial erreicht haben, aber leidenschaftlich und hungrig agiert", sagt Jansson.
Man wolle "jeden Tag und jede Woche von einer Saison zur nächsten wachsen". Im Laufe des Prozesses werde es natürlich auch "einige Wachstumsschmerzen" geben, so der Finne: "Aber wenn wir es schaffen, dies gut zu machen und uns jeden Tag zu konzentrieren, dann können wir in der Lage sein, nachhaltig Erfolge zu erzielen."
Und dann wird Danny Jansson beim nächsten Saisonfinale auf der anderen Seite stehen. Und hoffentlich mit dem Heidelberger Publikum eine erfolgreiche Debüt-Spielzeit feiern.




