Debakel nach Blackout in 135 Sekunden
Mit der 3:9-Pleite gegen die Eisbären Berlin schlittern die Adler noch tiefer in die Krise.
Von Rainer Kundel
Mannheim. Nach ordentlichen 30 Minuten erlebten die Adler Mannheim bei ihrer fünften Niederlage in Folge ein Fiasko und unterlagen Meister Eisbären Berlin mit 3:9 (0:1, 3:4, 0:4). Ausgangspunkt für das Debakel waren drei Gegentore beim Stand binnen 135 Sekunden beim Stand von 2:2 – in den letzten zwölf Minuten ergab sich eine hochfrustrierte Mannschaft ihrem Schicksal.
"Donnerstagsspiele abschaffen", hieß es auf einem großen Transparent über der Fankurve als Reaktion darauf, dass der TV-Partner der DEL nun schon im vierten Jahr das sogenannte "First Row"-Spiel an einem vorgezogenen Tag für sich beansprucht.
Überraschend hatte Dallas Eakins bei seinem Personal-Puzzle die am Dienstag in Straubing veränderten Sturmreihen wieder zurückgedreht und dabei den ordentlich agierenden Eric Uba aus der Aufstellung genommen. Dafür setzte der Trainer auf sieben erfahrene Verteidiger. Zur Erfüllung des U23-Kontingents ergänzte Fabrizio Pilu die vierte Sturmreihe. Nachdem die Nordwestkurve als Folge der letzten Auftritte erst nach zehn Minuten ihre stimmliche Unterstützung aufgenommen hatte, nahm damit einhergehend auch das Geschehen auf dem Eis Fahrt auf. Zuvor versandete eine Überzahl der Adler, weil allein die verlorenen Bullys immer wieder einen neuen Anlauf erforderten. Nach einer Viertelstunde erkämpften sich die Blau-Weiß-Roten ein Übergewicht, doch Stefan Loibl, Nick Cicek und Matthias Plachta ließen gegen Eisbären-Keeper Hildebrand in kurzer Folge beste Chancen zur Führung liegen. Was sich prompt rächen sollte: Plachta verlor an der Bande einen Zweikampf gegen Boychuk, woraufhin der bullige Center Raum und Zeit hatte, Kapitän Wissmann die Scheibe maßgerecht zum 0:1 aufzulegen.
Im zweiten Abschnitt sahen die knapp 12 000 Besucher eine wilde Tore-Jagd, bei der sich die Adler, immer wenn sie dran waren, die Partie zu drehen, selbst ins Bein schossen. Loibls 1:1 (22.) konterte der Meister durch den Engländer Kirk aus nahezu unmöglichem Winkel. Nach dem erneuten Ausgleich von Plachta (33.), der Ciceks Schuss abfälschte, klatsche der Schuss von Daniel Fischbuch an den Pfosten. Danach ging wieder einmal die Disziplin flöten, die dritte Unterzahl des Abends nutzte Pföderl zum 2:3, binnen 2:15 Minuten legten die abgezockten Berliner gar zwei weitere Treffer nach. Boychuk per Konter und Ronning nach einem kapitalen Bock von Leslie hatten gegen die entblöße Adler-Defensive leichtes Spiel. Trotz dem neuerlichen Anschluss von Luke Esposito (39.) herrschte auf den Rängen nach kurzzeitiger Feierstimmung blankes Entsetzen.
Zu Beginn des Schlussdrittels probierten die Einheimischen nochmal alles, das notgedrungen höhere Risiko führte beim 3:5 zu einem Konter durch Kirk, womit das kleine Pflänzchen Resthoffnung genommen war. Was sich nach einem weiteren Treffer des herausragenden Engländers abspielte, hatte mit Eishockey nichts mehr zu tun – Frust-Fouls und Boxkämpfe beiderseits bei sich jetzt aufgebenden Adler führten mit zwei weiteren Gegentoren zur höchsten Heimniederlage seit Eröffnung des "Ufo". Untypisch fürs Eishockey machten sich etliche Sitzplatzbesucher vorzeitig und ratlos auf den Heimweg. Für den sportlich allein verantwortlichen Dallas Eakins war es nach vier Niederlagen zum Einstand vor 14 Monaten ein Tiefpunkt.
Adler Mannheim – Eisbären Berlin 3:9 (0:1, 3:4, 0:4)
Tore: 0:1 Wissmann (19.), 1:1 Loibl (22.), 1:2 Kirk (25.), 2:2 Plachta (33.), 2:3 Pföderl (35.), 2:4 Boychuk (37.), 2:5 Ronning (38.), 3:5 Esposito (39.), 3:6 Kirk (49.), 3:7 Kirk (52.). 3:8 Pföderl (54.), 3:9 Byron (56.)
Schiedsrichter: Anderson (Kanada), Gofmann (Berlin)
Strafminuten: 21/11
Zuschauer: 11.779