Von Daniel Hund
Mannheim. Komplett abschalten, einfach mal die Seele baumeln lassen. Das war sicher auch der Weihnachts-Plan bei den Handballern der Rhein-Neckar Löwen. Mit der Umsetzung könnte es dann aber etwas problematisch gewesen sein. Denn die Bescherung gab’s schon am 23. Dezember. Und die war weniger schön, schmerzhaft ohne Ende: Der Meister holte die Rute raus. Oben im hohen Norden, beim THW Kiel setzte es eine 23:32-Pleite.
Nur gut, dass die Pause kurz war. Schon am Sonntagnachmittag ging’s weiter. Gegen den HSC Coburg, das Schlusslicht der Handball-Bundesliga. Der perfekte Aufbau-Gegner für die Gelben? 60 Handball-Minuten später war klar: Diesmal schon. Mit 39:24 (19:8) schossen die Löwen Coburg aus der SAP Arena.
"Ich finde, dass wir heute von der ersten Minute an gezeigt haben, dass wir die bessere Mannschaft sind", sagte Löwen-Spielmacher Andy Schmid, "es war ein guter Abschluss eines verrückten Jahres."
Wer nun meint, dass man gegen Coburg auch nicht verlieren kann, der irrt sich. Die MT Melsungen kann ein Lied davon singen. Ein trauriges: Mitte Dezember kassierte die Mannschaft von Gudmundur Gudmundsson, dem Ex-Trainer der Badener, eine 27:32-Heimpleite gegen das Kellerkind. Löwen-Lehrmeister Martin Schwalb hatte sich genau diese Partie angeschaut, feilte an der perfekten Taktik.
Und das war gut so: Elf Minuten gespielt, 6:1 geführt – kann man mal so machen. Das große Löwen-Plus in der Anfangsphase war die Abwehr. Die stand wie eine Eins. Coburg zerschellte immer wieder am gelben Bollwerk.
Hinten hui, vorne pfui. Ist vielleicht ein wenig zu hart, aber die Chancenverwertung des zweifachen deutschen Meisters war zunächst mau. Ausbaufähig. Mehrfach wurde HSC-Keeper Jan Kulhanek regelrecht abgeschossen.
Ein Problem, das wenig später keines mehr war. Kulhanek spielte keine Rolle mehr. Die Bälle krachten ihm nur noch so um die Ohren. Der Lohn: Ein 16:6 nach 25 Minuten. Die Konsequenz: Gäste-Coach Alois Mraz nahm bereits die zweite Auszeit.
Verlass war vor allem auf einen: Uwe Gensheimer, 34, die Tormaschine. Der linke Flügelmann ist bereits in WM-Form. Kaum frei gespielt, zappelte der Ball auch schon im Netz. Sieben Treffer waren es bis zur Pause.
Dass sich die Gensheimer-Festspiele nach dem Wechsel nicht fortsetzten, lag an Schwalb. Der wechselte nach dem 19:8 zur Pause munter durch, krempelte seine Sieben komplett um.
Kräfte sparen lautete das Motto. Ein nachvollziehbarer Schachzug, allerdings auch einer, mit dem immer ein Risiko verbunden ist. Der Rhythmus ist erstmal weg, das Selbstverständnis dahin. Ab der 44. Minute stand mit Patrick Groetzki nur noch ein Spieler aus der ersten Sieben auf der Platte.
Egal, wenn’s läuft, dann läuft’s.
Danach war Gensheimer zurück im Rampenlicht, sein Jahres-Fazit begehrt: "Wir spielen wieder den Handball, den wir uns vorstellen. Mit viel Tempo, nur leider noch nicht konstant genug."Auch Schmid blickt zurück. Gewohnt kritisch tut er das. Der Schweizer: "Wir haben zwei Punkte zu viel liegen gelassen. Gerade die zwei in Hannover haben weh getan."
Spielfilm: 3:1, 7:2, 10:4, 16:7, 19:8 (Halbzeit), 20:10, 23:11, 25:13, 29:16, 32:18, 39:24 (Endstand).
Löwen: Palicka 1, Schmid 1, Gensheimer 7/1, Groetzki 5, Kohlbacher 3, Kirkelokke 2, Nilsson 5, Nielsen 1, Patrail 4, Gislason 2, Petersson 5, Ahouansou 2, Tollbring 1.
Coburg: Billek 8/2, Varvne 3, Zeman 3, Grozdanic 2, Nenadic 2, Neuhold 2, Sproß 2, Kurch 1, Zettermann 1.
Update: Sonntag, 27. Dezember 2020, 19.14 Uhr