Niclas Kirkelokke (rechts) wird angegriffen. Sein Gesichtsausdruck lässt tief blicken. Foto: vaf
Von Tillmann Bauer
Heidelberg. Schon vor Corona wurde uns gelehrt: Man soll sich doch bitte nicht so häufig mit den Händen ins Gesicht fassen. Dort kleben Bakterien, die Krankheiten verursachen können.
So weit, so schlecht. Noch unangenehmer wird’s aber, wenn man auf der Haut eine Hand spürt, die nicht mal die eigene ist.
Und das kam beim umkämpften 27:25-Auswärtssieg der Rhein-Neckar Löwen im Achtelfinal-Hinspiel der EHF European League bei RK Nexe Nasice nicht selten vor. Die Kroaten spielten hart – die favorisierten Badener mussten einiges einstecken, um sich das kleine Pölsterchen aus zwei Toren für das Rückspiel am kommenden Dienstag (18.45 Uhr/DAZN) zu verdienen. Immer wieder trafen die Abwehr-Riesen die Löwen-Angreifer am Körper, am Hals, und auch im Gesicht – letztendlich war Nasice mit sieben Zeitstrafen in der ganzen Begegnung noch gut bedient.
In der Löwen-Defensive bringt normalerweise Ilija Abutovic Härte ins Spiel. Der Serbe war aber bekanntlich gar nicht erst angereist, weil er mit einer Fingerverletzung noch lange fehlen wird. Dafür sollte wieder Mait Patrail im Innenblock dagegenhalten. Er sagte später: "Ich war von der Aggressivität nicht überrascht, ich wusste, dass es so kommt. Das ganze Spiel war ein harter Kampf – das gehört hierher, manche von uns waren vielleicht etwas überrascht von den Schlägen."
Patrail konnte wieder Eigenwerbung machen. Nachdem jüngst offiziell wurde, dass Jesper Nielsen den Klub ins dänische Aalborg verlassen wird, könnten die Chancen auf eine Verlängerung seines zu Saisonende auslaufenden Vertrages wieder etwas gestiegen sein. Wirkliche Planungssicherheit wird es aber erst geben, sobald der Trainer-Nachfolger von Martin Schwalb offiziell verkündet wurde.
Für "Schwalbe" gilt es in den kommenden Wochen, wieder in die Erfolgsspur zu finden, um nach seinem anstehenden Abschied in positiver Erinnerung zu bleiben. Eine Möglichkeit dafür wäre, den Titel in der European League zu holen und sich damit in den Vereinsmemoiren zu verewigen. Bevor man aber in einer Woche bei der Premiere im Heidelberger SNP Dome das Viertelfinal-Ticket lösen möchte, trifft seine Mannschaft am Samstag (20.30 Uhr/Sky) im Bundesliga-Heimspiel auf GWD Minden.
Es ist nur wenige Wochen her, als die Löwen bei den Ostwestfalen nicht über ein Unentschieden hinauskamen und danach sogar von einem gewonnenen Punkt sprechen mussten. Gut war das aber nicht, was man gegen den Klub des zukünftigen Löwen Juri Knorr auf die Platte brachte. Es fehlte damals noch an Einsatz, Beweglichkeit – und auch Aggressivität.
Nein, die Hände sollen nicht unbedingt ins Gesicht – aber vielleicht konnte man sich ja etwas von der härteren Gangart der Kroaten abschauen.