(von links) Der Sportliche Leiter Oliver Roggisch, Juri Knorr und Löwen-Managerin Jennifer Kettemann. Foto: Rhein-Neckar-Löwen
Von Tillmann Bauer
Heidelberg. Wer Andy Schmid kennt, weiß, dass er stolz ist, Schweizer zu sein. Er genießt es, wenn er das gelbe Vereinstrikot der Rhein-Neckar Löwen mit dem rot-weißen der Eidgenossen tauschen kann und mit der Nationalmannschaft meist als krasser Außenseiter um Ruhm und Ehre spielen darf.
Die Frage, ob Schmid im Januar zur umstrittenen Handball-Weltmeisterschaft nach Ägypten gereist wäre, stellt sich nicht – die Schweiz hat sich sportlich einfach nicht qualifiziert. Für Schmid heißt es deshalb Sofa statt Spielfeld.
Warum das interessant ist? Das Offensivspiel der Löwen hat Andy Schmid in den vergangenen Jahren wie kein anderer Spieler geprägt, seine Genialität ist unbestritten, das Zusammenspiel mit dem Kreisläufer hat der Schweizer auf ein neues Level gehoben. Und doch ist Schmid mittlerweile 37 Jahre alt – sein Vertrag läuft nur noch bis zum Ende der kommenden Saison. Danach wird der Ausnahmekönner seine aktive Spielerkarriere wohl beenden.
Deshalb haben die Löwen vorgesorgt. Und wie: Mit Juri Knorr (20) wechselt zur kommenden Spielzeit das wohl größte deutsche Talent auf der Mittelposition von GWD Minden nach Kronau. Der Sohn des Ex-Nationalspielers Thomas Knorr unterschreibt einen Dreijahresvertrag in Mannheim – obwohl zahlreiche Spitzenklubs um ihn buhlten, fiel die Entscheidung des Spielgestalters auf die Rhein-Neckar Löwen.
Er sagt: "Hier möchte ich den nächsten Schritt in meiner Karriere machen und freue mich auf eine hungrige Mannschaft mit hohen Ansprüchen und großen Zielen. Für mich stimmt hier einfach das Gesamtpaket."
Zum viel zitierten Gesamtpaket zählt auch, dass Knorr in der kommenden Saison zunächst gemeinsam mit Schmid im Kader der Löwen stehen wird – er bekommt also nicht direkt die gesamte Verantwortung übertragen, sondern darf sich sozusagen tagtäglich Tipps und Tricks vom Meister persönlich abschauen.
So ist auch Oliver Roggisch, der Sportliche Leiter der Löwen, stolz, den begehrten Mittelmann von einem Wechsel nach Mannheim überzeugt zu haben. Wenn er über Juri Knorr spricht, redet er von einem Ausnahmetalent. Roggisch sagt: "Juri freut sich auf den nächsten Karriereschritt und darauf, noch viel von Andy Schmid auf der Spielmacher-Position lernen zu können."
Mit Beginn der Ära von Trainer Martin Schwalb wurde also mittlerweile der gesamte Rückraum umgekrempelt: Albin Lagergren (28), Lukas Nilsson (24), Romain Lagarde (23), Niclas Kirkelokke (26) und eben Knorr (20) haben allesamt großes Potenzial – und sind vor allem im besten Alter und langfristig an den Verein gebunden. Nur Kirkelokkes Vertrag läuft im Sommer aus und wurde bisher noch nicht verlängert.
Jennifer Kettemann hat diese Verjüngung im Kader angestrebt und nun trotz der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Zeiten des Coronavirus bravourös umgesetzt. Die Geschäftsführerin sagt: "Mit der Verpflichtung von Juri Knorr treiben wir den Umbruch unserer Mannschaft weiter voran."
Übrigens: Knorr wird trotz seiner überstandenen Corona-Infektion bei der Weltmeisterschaft für das DHB-Team auflaufen. Ob sich Andy Schmid bei den Spielen der deutschen Nationalmannschaft auf der Couch Notizen machen wird, ist Spekulation – hinschauen wird er aber sicher ganz genau.
Update: Dienstag, 29. Dezember 2020, 16.13 Uhr