Rhein-Neckar-Löwe Hendrik Pekeler allein vor dem Tor von Göppingens Primoz Prost. Foto: PIX-Sportfotos/Michaela Koesegi
Von Daniel Hund
Göppingen. Der Jubel war grenzenlos. Völlig außer Rand und Band waren sie, die Spieler von Frisch Auf Göppingen. Lachend lagen sich die Handballer in den Armen, tanzten berauscht übers Spielfeld und feierten einen Sieg, den vor ein paar Wochen wohl noch kaum jemand für möglich gehalten hätte. Doch mittlerweile passt die gestrige 26:28 (14:14)-Niederlage vor 4500 Zuschauern der Rhein-Neckar Löwen im Landesderby in Göppingen ins Bild. Für die Badener war es nun bereits die dritte Pleite in Serie. Harte Zeiten brechen an. "Ich bin heute natürlich nicht zufrieden", sagte Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen, "wir haben vorne leider zu viele technische Fehler gemacht."
Es schepperte ordentlich in der EWS Arena. Die "Hölle Süd" - wie der Heimspiel-Tempel der Schwaben in Handball-Kreisen genannt wird - machte ihrem Namen mal wieder alle Ehre. Die Fans gaben Vollgas, klatschten sich die Finger wund, feierten ihre Helden schon Minuten vor Spielbeginn.
Und Jacobsen? Der blieb cool. Raus aus der Mini-Krise war der Plan - und dafür schickte der Däne die Besten auf die Platte. Kapitän Andy Schmid und Co. sollten es richten. Die machten ihre Sache zunächst gut. Zweimal Petersson, einmal Schmid: 3:1 (5.). Doch Ruhe brachte die Führung nicht. Im Gegenteil: Göppingen blieb dran, war motiviert ohne Ende. Den Löwen fehlte hingegen die Leichtigkeit, dieses Selbstverständnis, das den Meister sonst so auszeichnet.
Auch bei Schmid mangelte es diesmal zunächst etwas an der Präzision. Der Schweizer tankte sich mehrfach glänzend durch, umkurvte seine Gegenspieler wie Slalomstangen, zielte dann aber nicht genau genug. Also übernahm Mads Mensah Larsen Verantwortung. Krachende Rückraum-Geschosse feuerte der immer wieder ab. Bis zur Pause landeten drei davon im Göppinger Kasten, vier weitere Granaten krachten an den Pfosten oder an die Querlatte. Großes Pech war das. Ansonsten hätten die Gelben auch mit einer Führung in die Pause stiefeln können. Nun mussten sie sich mit einem 14:14-Unentschieden begnügen. Schwerstarbeit war es bis dahin. Weitere heiße 30 Minuten standen bevor.
Kaum zurück, musste man sich ernsthaft Sorgen machen. Göppingen spielte sich in einen Rausch - und die Löwen versemmelten eine hundertprozentige Chance nach der anderen. Darunter gleich drei Siebenmeter! So macht man den Gegner stark. Und der ließ sich nicht zweimal bitten. Die Schwabenpfeile zogen auf 19:16 davon. Ein Debakel drohte. Jacobsen ging trotzdem volles Risiko: Torhüter raus, siebter Feldspieler rein. Sein Masterplan fruchtete, die Löwen pirschten sich wieder ran, konnten die Partie am Ende aber nicht mehr drehen.
Frisch Auf Göppingen: Kneule 9, Ritterbach 1, Damgaard Espersen 2, Sesum 4, Schiller 5/4, Rentschler 1, Kozina 6.
Rhein-Neckar Löwen: Schmid 8, Sigurdsson 7/2, Mensah Larsen 2, Pekeler 2, Groetzki 2, Reinkind 1, Petersson 4.
Spielfilm: 1:3, 3:3, 3:5, 6:6, 11:13, 14:14 (Halbzeit), 19:16, 21:18, 23:23, 25:25, 28:26 (Endstand).