Auf Schockdiagnose folgt Arbeitssieg
Die schwere Meniskus-Verletzung von Uwe Gensheimer überschattet den umkämpften 30:26-Erfolg der Löwen gegen die HSG Nordhorn

Von Tillmann Bauer
Mannheim. Googelt man Uwe Gensheimer, erscheint zunächst der Zusatz "Gehalt". So ist das nun mal, wenn man der wohl bekannteste aktive Handballer Deutschlands ist – die Leute interessiert, wie viel Knete man verdient.
Spoiler: In diesem Text soll es nicht darum gehen, wie viel Geld der Kapitän der Rhein-Neckar Löwen und der deutschen Nationalmannschaft kassiert.
Denn während die Gesellschaft auch noch die Begriffe "Frau" oder "Instagram" interessiert, wurde Gensheimers Name am vergangenen Donnerstag wohl häufiger mit einem anderen Zusatz in die Suchmaschine eingegeben. Etwa so: "Uwe Gensheimer verletzt".
Beim zähen 30:26 (17:12)-Heimsieg der Rhein-Neckar Löwen gegen Abstiegskandidat HSG Nordhorn-Lingen am Donnerstagabend war der Linksaußen gar nicht im Kader, nein, nicht einmal in der SAP Arena. Am Mittwoch musste der gebürtige Friedrichsfelder unters Messer. Die Schocknachricht: Meniskus-Operation am Knie.
Und Martin Schwalb hatte es geahnt. Schon nach dem Auswärtsspiel bei der MT Melsungen an Gründonnerstag hatte der Trainer gesagt: "Uwe hat die ganze Zeit schon Probleme mit den Knien." Bei der Pleite am vergangenen Sonntag in Wetzlar konnte der Kapitän noch spielen – scheinbar wurde es aber nicht besser.
Weil nun Gensheimer wochenlang ausfällt, rückt Jerry Tollbring immer mehr in den Fokus. Die Geschichte des Schweden ist kurios, deshalb wollen wir sie erzählen: 2017 kam er aus seinem Heimatland nach Mannheim, gab sich dann aber stets mit der Rolle als Ersatzmann zufrieden. Erst war Gudjon Valur Sigurdsson die unumstrittene erste Wahl, dann Uwe Gensheimer. Tollbring blieb aber immer ruhig, brav und beschwerte sich nicht – er verlängerte sogar seinen Vertrag vorzeitig bis 2023. Verstehen konnten das nicht alle.

Anfang Februar kamen dann Gerüchte auf, der Linksaußen wolle die Löwen doch vorzeitig zum Saisonende verlassen und sich dem dänischen Topteam GOG Gudme anschließen. Dann die nächste kuriose Wendung: Seitdem diese Spekulationen im Raum stehen, bekommt Tollbring immer mehr Einsatzzeiten und spielt wirklich erfrischend guten Handball.
So blieb er auch gegen die HSG Nordhorn-Lingen mit fünf Toren souverän. Tollbring muss in den kommenden Wochen weiter liefern. Er sagt auf RNZ-Nachfrage: "Ja klar, ich bin immer bereit. Ich versuche es, so gut ich kann."
Weil aber am Donnerstag die Kellerkinder aus dem Emsland aufopferungsvoll kämpften und damit die Löwen-Abwehr vor Probleme stellten, blieb die Begegnung bis eine Viertelstunde vor Schluss offen. Bitter: Kreisläufer Jannik Kohlbacher tat sich kurz vor dem Ende am Rücken weh – eine Diagnose gab’s noch nicht.
Unterm Strich blieb also ein Arbeitssieg – nicht mehr, nicht weniger. Coach "Schwalbe" zog sein Fazit: "Durch zu viele individuelle Fehler sind wir noch ein bisschen ins Straucheln gekommen. Wir haben uns aber gut rausgezogen."
Übrigens: Googelt man Jerry Tollbring, erscheint nicht der Zusatz "Gehalt" – sondern der Vorschlag "Wechsel". Zufälle gibt’s.
Löwen: Schmid 7/5, Groetzki 3, Kohlbacher 6, Gislason 1, Kirkelokke 2, Tollbring 5, Lagarde 1, Lagergren 3, Nilsson 2.
Nordhorn-Lingen: Terwolbeck 3, Pöhle 4, Kalafut 5, Weber 8/5, Vorlicek 3, Mickal 1, Torbrügge 1, de Boer 1.
Strafminuten: Nielsen 2, Gislason 4 – Possehl 2, Vorlicek 2, Pöhle 2.
Stenogramm: 2:3 (5.), 5:6 (10.), 9:7 (15.), 12:9 (20.), 13:10 (25.), 17:12 (Halbzeit); 20:17 (35.), 23:19 (40.); 24:22 (45.), 27:23 (50.), 28: 24 (55.), 30:26 (Ende).



