Pleiten, Pech und Pappfiguren – Göppingen besiegt die Löwen knapp mit 32:31
Die Rhein-Neckar Löwen enttäuschen erneut und verlieren das Heimspiel gegen Göppingen trotz Aufholjagd verdient.

Von Tillmann Bauer
Mannheim. Hans, Tobias und Lara verzogen keine Miene. Ihr Blick war starr und leer, sie hatten an diesem Abend genug gesehen. Aus eigener Kraft konnten sie ihre Plätze in der SAP Arena nicht mehr verlassen, sie konnten nicht einmal ihre Augen verschließen, auch wenn sie das vielleicht gerne getan hätten – sie waren schlicht machtlos.
So ließen sie am späten Samstagabend die wieder einmal ernüchternde Vorstellung der Rhein-Neckar Löwen, die in einer bitteren, aber verdienten 31:32 (15:17)-Heimpleite gegen Frisch Auf! Göppingen gipfelte, einfach über sich ergehen.
Und auch wenn ihre Namen rein fiktiv sind, sind wir uns sicher: Alle Menschen, die ihr Gesicht aus Sympathie zu diesem Handballverein zur mentalen, und finanziellen Unterstützung auf ein Stück Pappe drucken ließen, können momentan nicht glücklich sein. Nachdem die Löwen vor drei Wochen das Hinspiel in Göppingen verloren, zuletzt einen Punkt in Minden abgaben und nun noch einmal keine Zähler einfuhren, ist die Stimmung am Boden. Nach 19 Spielen haben die Löwen nun zwölf Minuspunkte. Das heißt: nur noch Tabellenplatz vier.
"Das ist unglaublich enttäuschend", sagt Martin Schwalb dazu: "Göppingen hat zurecht gewonnen."
Der Trainer konnte – im Gegensatz zu den Papp-Fans – mitfiebern, sich aufregen, die Hände überm Kopf zusammenschlagen. Und er hatte dafür viele Gründe: Sein Team hatte sich vorgenommen, alles besser zu machen, begann aber erst nach gut 20 Minuten, den Kampf anzunehmen. Da lag man blöderweise schon mit acht Toren (!) in Rückstand (8:16). "Schwalbe" sagte: "Der Start war Katastrophe."
Eine Aussage, die stimmte, die man aber auch gut und gerne auf das Ende beziehen konnte. Denn dass seine Mannschaft im zweiten Abschnitt Moral zeigte, sich zurück in die Begegnung kämpfte, den Rückstand egalisierte und mehrfach sogar die Chance zur Führung hatte, war als die Schlusssirene ertönte, völlig egal. Da schepperte es nämlich ein letztes Mal im Löwen-Kasten.
"Dann kriegen wir da noch so ein Scheiß-Tor", sagte Schwalb. Was er meinte? Göppingens Muskelpaket Sebastian Heymann hatte den Ball mit der finalen Aktion des Dramas zum entscheidenden Treffer unter die Querlatte gedroschen.
Er wurde kurz danach von seinen überschwänglich jubelnden Teamkameraden zu Boden gerissen. Zeitgleich sanken die Löwen auch nach unten – nur eben aus Trauer.
Schwalb: "Wir hatten uns eigentlich einen Punkt verdient." Aber dieses gewisse Pech, im letzten Moment doch noch um den Lohn der eigenen Arbeit gebracht zu werden, passte perfekt in die Szenerie. Sportlich überzeugen konnten an diesem gebrauchten Tag eigentlich nur Romain Lagarde (8 Tore) und Jannik Kohlbacher (7). Viele andere Leistungsträger in Gelb befanden sich auf der Suche nach der eigenen Form.
Bei Oliver Roggisch entlud sich auch deshalb nach Spielende der Frust. Der Sportliche Leiter diskutierte noch eine Viertelstunde nach Abpfiff am Zeitnehmer-Tisch vehement mit den Schiedsrichtern. Er ging wohl mit manchen Entscheidungen nicht ganz d’accord.
Na ja, auf Diskussionen hatten Hans, Tobias und Lara an so einem gebrauchten Abend nun wirklich keine Lust mehr. Glücklicherweise wurden sie da gerade von den einsichtigen Helfern des Aufbau-Teams nach draußen gebracht.
Löwen: Kohlbacher 7, Gensheimer 6/3, Nilsson 1, Schmid 1, Tollbring 2, Lagergren 1, Lagarde 8, Ahouansou 4, Gislason 1
Göppingen: Kozina 4, Kneule 6, Bozic-Pavletic 4, Zelenovic 5, Schiller 8/3, Heymann 3, Jonsson 1, Theilinger 1
Strafminuten: Gensheimer 2 – Kozina 2, Theilinger 2
Stenogramm: 1:3 (5.), 4:7 (10.), 6:10 (15.), 8:14 (20.), 10:16 (25.), 15:17 (Halbzeit), 18:19 (35.), 21:22 (40.), 23:24 (45.), 24:26 (50.), 29:29 (55.), 31:32 (Ende)
Update: Sonntag, 7. März 2021, 15.30 Uhr



