Nur schwer auszutanzen
Abwehr-Ass Ymir Örn Gislason will in Minden Sommer-Neuzugang Juri Knorr stoppen

Von Tillmann Bauer
Heidelberg. Ymir Örn Gislason will Rurik Gislason tanzen sehen. Als wir das isländische Abwehr-Ass der Rhein-Neckar Löwen am späten Freitagnachmittag auf die Teilnahme des schönen Ex-Fußballers an der TV-Tanzshow "Let’s Dance" ansprechen, muss er laut lachen. "Island ist nicht so groß, da bekommt man so etwas schon mit", sagt der Handballer. Die Sendung kannte er aber nicht, deshalb fragte er sofort nach, wann und wo er einschalten müsse, um seinen Landsmann auf dem Tanzparkett zu sehen. Die RNZ half weiter – so wird Familienvater Ymir höchstwahrscheinlich mit Frau und Kind den Freitagabend vor dem Fernsehgerät verbracht haben.
Die Regeneration vor dem anstehenden Bundesliga-Auswärtsspiel am Sonntag (16 Uhr/Sky) bei GWD Minden ist eben nicht zu unterschätzen.
Das weiß auch Martin Schwalb. Über die Tanzkünste des Trainers ist zwar wenig bekannt, trotzdem gönnte er seinen Jungs nach dem Berlin-Brustlöser ein paar freie Tage. Dabei machte Gislason Erfahrung mit ungewohnten Schweißausbrüchen. "Es war echt warm zuletzt", sagt er: "Für mich als Isländer ist das wirklich ungewohnt."
Aber es gefällt ihm in der Region – generell fühlt sich der Nationalspieler pudelwohl, hat sich bei den Löwen im Alter von zarten 23 Jahren zum heimlichen Abwehr-Boss hochgearbeitet, seinen Vertrag vorzeitig und langfristig bis 2024 verlängert und sich in seinem Wohnort Walldorf langsam, aber sicher mit seiner Familie eingelebt.
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Während man bei den Löwen im Innenblock auf ihn und Ilija Abutovic (Vertrag bis 2023) baut, verdichten sich die Anzeichen, dass es Jesper Nielsen nach der Saison ins dänische Aalborg zieht.
Die Abwehr stand zuletzt beim Spiel in Berlin stabil. "Es wird von Tag zu Tag besser", sagt Gislason. Das Telefonat führt er fast ausschließlich auf Deutsch, nur bei wenigen Wörtern muss er nachfragen oder ins Englische wechseln. Es scheint, als habe Gislason eine neue Heimat gefunden.
Der Skandinavier spricht generell gerne von der Abwehr. Wenn man dort gute Arbeit mache, so der isländische Nationalspieler, habe es der Torhüter leichter und auch die gesamte Mannschaft könne von schnellen Gegenstoß-Toren profitieren. Er sagt: "Alles wird dann einfacher."
Deswegen sollte er am Sonntag Juri Knorr in den Griff bekommen. Der GWD-Mittelmann wechselt bekanntlich im Sommer die Seiten und wird dann nicht mehr für Minden, sondern für die Löwen auflaufen. Gislason sagt: "Ich habe noch nie gegen ihn gespielt. Aber ich freue mich, dass ich ihn bald nicht mehr angreifen muss, sondern er in meinem Team spielt."
Nach dem gemütlichen Fernsehabend am Freitag steht für Gislason und Co. am Samstagvormittag Training in Kronau an. Danach geht’s direkt in den Bus auf die Autobahn. TV-Show hin oder her – in Minden sollte sich Ymir Örn Gislason besser nicht so oft austanzen lassen.



