Von Christopher Benz
Mannheim/Walldorf. Geduld war gefragt am Mittwochnachmittag im Landgericht Mannheim. Die mündliche Verhandlung über die einstweilige Verfügung gegen die Fortführung des Spielbetriebs, die neben dem Fußball-Regionalligisten FC-Astoria Walldorf fünf weitere Regionalligisten eingereicht hatten, forderte eine ausführliche Bestandsaufnahme des Gerichts.
Nach etwas mehr als drei Stunden und einer kurzen Unterbrechung stand das Ergebnis fest: Der Verfügung wurde nicht stattgegeben. Somit hat der für dieses Wochenende geplante Re-Start Bestand. Walldorf empfängt am Freitagabend die Kickers Offenbach (19 Uhr) und die TSG Hoffenheim II gastiert am Samstag beim FSV Frankfurt (14 Uhr).
"Das ist eine Niederlage für den Fußball", sagte Walldorfs Präsident Willi Kempf unmissverständlich, "ich bin tief enttäuscht, dass die Regionalliga, auch wenn die Politik es zulässt, kein Verantwortungsgefühl zeigt."
In seiner Urteilsbegründung erklärte das Landgericht, dass es lediglich die Zuständigkeit besitzt, um festzustellen, ob die Regionalliga in ihrer Entscheidungsfindung einen Fehler gemacht habe. Da dies nicht der Fall gewesen ist, wird ab Freitag wieder um Punkte gespielt. "Das Gericht hat außerdem gesagt, dass man sich trotzdem überlegen sollte, ob es Sinn macht in der jetzigen Situation zu spielen", sagte Walldorfs Geschäftsführer Jochen Holzwarth, "aber das könne das Landgericht nicht bewerten, solange der Gesetzgeber den Spielbetrieb freigibt."
Letzten Freitag entschieden sich neben Walldorf der TSV Steinbach, der TSV Stadtallendorf, der FC Gießen, der TSV Schott Mainz sowie der Bahlinger SC dazu, diesen rechtlichen Weg zu gehen. "Aufgrund der konstant hohen Infektionszahlen und der steigenden Todeszahlen im Zusammenhang mit Corona, haben wir uns dazu entschlossen", begründete Holzwarth die Entscheidung.
Jeder der sechs Vereine hat seine eidesstattliche Versicherung zuerst beim Landgericht Karlsruhe, bei dem die Regionalliga GbR ihren Sitz hat, eingereicht. Das Gericht hat diesen Fall an das Mannheimer Landgericht weitergeleitet, da dieses zuständig ist.
Bei einem Ligakonkurrenten hat Corona indes zugeschlagen. Die Mannschaft des FC Homburg befindet sich nach einem positiven Befund eines Spielers samt Trainerteam in freiwilliger häuslicher Quarantäne, weshalb das für Samstag geplante Heimspiel gegen den SC Freiburg II bereits abgesagt wurde. Weitere Corona-Fälle in den kommenden Wochen und Monaten sind bei den Klubs nicht auszuschließen, was ohnehin zu Spielabsagen führen würde.
Über allem steht die Problematik, wie die vierthöchste deutsche Spielklasse einzuordnen ist. Neben Profivereinen wie den Kickers Offenbach, dem SV Elversberg oder dem SSV Ulm, die das große Interesse haben lieber heute als morgen wieder zu spielen, verhält es sich bei den Amateurvereinen anders. Allerdings hat sich mit dem TSV Steinbach auch ein Profiverein der Klage angeschlossen. "Unsere Spieler sind berufstätig, Lehrlinge, Studenten oder Schüler und somit einer größeren Gefahr ausgesetzt als Spieler von Profimannschaften", erläuterte Kempf unlängst in einer ausführlichen Stellungnahme.
Einen gemeinsamen Nenner für die Regionalligisten zu finden ist unter diesen Voraussetzungen ein unmögliches Unterfangen. Nun hat das Landgericht Mannheim eine vorerst gültige Rechtsprechung erlassen, die Fakten schafft, die Diskussionen darüber aber freilich nicht in Luft auflösen wird.
Update: Mittwoch, 9. Dezember 2020, 20.37 Uhr
Astoria Walldorf will nicht spielen
Walldorf. (bz) Der geplante Wiedereinstieg in den Spielbetrieb spaltet die Regionalliga immer mehr. Sechs Vereine, darunter der FC-Astoria Walldorf, wehren sich vehement dagegen und verweisen auf ihre soziale Verantwortung. "Aufgrund der konstant hohen Infektionszahlen und der steigenden Todeszahlen im Zusammenhang mit Corona, hat sich unsere Vorstandschaft mit anderen Vereinen zusammengetan und beim zuständigen Landgericht Mannheim eine einstweilige Verfügung gegen die Wiederaufnahme des Spielbetriebs im Dezember beantragt", sagt FCA-Geschäftsführer Jochen Holzwarth.
"Dieser Verfügung wird hoffentlich stattgegeben. Die Regionalliga Südwest GbR hätte dann aber die Möglichkeit dagegen Einspruch einzulegen", führt Holzwarth weiter aus. Damit wird die Zeit bis Freitag, wenn die Walldorfer laut Spielplan gegen die Kickers Offenbach spielen sollten, knapp. "Ich gehe davon aus, dass wir nicht spielen dürfen", so der FCA-Geschäftsführer.
Währenddessen befindet sich die Mannschaft aber natürlich im Training unter sehr strengen Hygienevorschriften. Einige Spieler kommen beispielsweise umgezogen und gehen danach zuhause duschen, um die Kontakte so gering wie möglich zu halten. "Die Jungs sind in einer sehr guten Verfassung zum Trainingsstart erschienen und haben alle ihre sportlichen Hausaufgaben fleißig erfüllt", zeigt sich Trainer Matthias Born überaus zufrieden mit der körperlichen Verfassung seiner Spieler. Die vergangene Trainingswoche fand teilweise auf Kunstrasen und teilweise auf Rasen statt, um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein. Die Regionalligisten müssen für den Wiederbeginn alle ein Kunstrasenfeld zur Verfügung haben, damit witterungsbedingt keine Partie abgesagt werden muss. Außer den Langzeitverletzten Mirco Born und Eric Jansen standen alle Akteure zur Verfügung und konnten das Programm ohne Probleme absolvieren.
Zum Abschluss der ersten Trainingswoche absolvierten die Astorstädter am Samstag ein internes Testspiel. "Ohne Testung wollten wir kein Testspiel gegen eine externe Mannschaft machen und haben uns deshalb für diese Variante und drei Drittel zu je 30 Minuten Spielzeit entschieden", veranschaulicht Born den Ablauf, "dabei haben wir die Gelegenheit genutzt und verschiedene Situationen simuliert."
Bei allem Hickhack um den Neustart, stellt der 48-Jährige klar: "Wir wollen alle wieder Fußball spielen, nur erscheinen uns die drei Termine kurz vor Weihnachten zu früh, zumal wir nur vor den Spielen getestet werden. Im Vergleich zu den ersten drei Ligen ist mir das viel zu sehr mit heißer Nadel gestrickt."
Er hätte es bevorzugt, in diesem Kalenderjahr nicht mehr zu spielen und dafür mit mehr Vorlaufzeit gegen Mitte Januar zu starten. Neben der Partie gegen Offenbach sind am 15. Dezember gegen den FK Pirmasens und am 19. Dezember bei der TSG Hoffenheim II zwei weitere Begegnungen vor Weihnachten geplant. Nach einer kurzen Winterpause soll es bereits am Wochenende des 9./10. Januar weitergehen.
Update: Freitag, 4. Dezember 2020, 18.30 Uhr
Fußball-Regionalliga Südwest nimmt Spielbetrieb wieder auf
Von Christopher Benz
Walldorf. Nein, wirklich zufrieden ist niemand beim FC-Astoria Walldorf mit der Entscheidung, vor Weihnachten drei Spieltage durchzuführen. "Überall wird der Zeigefinger gehoben, mit der Aufforderung seine sozialen Kontakte zu minimieren und die Regionalliga Südwest startet wieder mit dem Spielbetrieb", sagt Trainer Matthias Born dazu.
Sein Präsident kann die Entscheidung ebenfalls nicht nachvollziehen. In einem offenen Brief auf der Klub-Homepage gibt er zu bedenken, dass die Fußballer hauptberuflich anderen Tätigkeiten als dem Kicken nachgehen und dementsprechend soziale Kontakte haben. "Unsere Spieler sind berufstätig, Lehrlinge, Studenten oder Schüler und sind damit einer größeren Ansteckungsgefahr ausgesetzt als Profis, die fast nur unter sich sind", erläutert Willi Kempf.
Zusammen mit acht weiteren Klubs haben die Walldorfer Anfang November in einer gemeinsamen Stellungnahme dafür plädiert, den Spielbetrieb erst wieder zum angedachten Rückrundenstart Ende Januar aufnehmen zu wollen.
Der jetzige Wiedereinstieg bringt etliche Pflichten und damit auch mehr Kosten bei gleichzeitig geringeren Einnahmen mit sich. Nun sind vor jedem einzelnen Spieltag Schnelltests für die Spieler, Trainer und Betreuer (rund 30 Personen) der 22 Regionalligisten geplant, was jeden Verein jedes Mal rund 300 Euro kostet. Im Laufe dieser Woche planen die Walldorfer einen Testlauf mit Schnelltests.
Zudem sind die Vereine angehalten zu den Auswärtsspielen in möglichst kleinen Gruppen und nicht im Mannschaftsbus anzureisen. Und sofern 16 Akteure (inklusive zwei Torhüter) des Kaders zur Verfügung stehen, sollen die Partien auch stattfinden. Auf der Walldorfer Meldeliste stehen insgesamt 35 Spieler. So eine große Meldezahl ist üblich und daher ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass in Zukunft Spiele ausfallen werden.
Die Astorstädter haben sich mit der Entscheidung der Regionalliga abgefunden, sie befinden sich seit Freitagabend, nachdem auf einer Videokonferenz der Liga der Re-Start mündlich ankündigt wurde, im Mannschaftstraining. Vier Wochen lang hatten sie keinen Ball am Fuß, während der erste Gegner am übernächsten Wochenende, die Kickers Offenbach, durchtrainiert und sogar Testspiele im November absolviert hat.
"Die Jungs haben in den vergangenen Wochen einen intensiven Laufplan, der von der Belastung her so gut es ging eine normale Trainingswoche simulierte, absolvieren müssen und dabei richtig Gas gegeben", sagt Born. Am Wochenende ist ein internes Trainingsspiel geplant, um zumindest ein wenig Praxis vor dem Duell mit Offenbach zu bekommen.
Für den Trainingsbetrieb und das Drumherum haben die Verantwortlichen alles Mögliche getan, um Ansteckungen so gut es geht entgegenzuwirken. Die Mannschaft teilt sich auf vier Kabinen auf und einige der Spieler kommen sogar umgezogen zum Training, gehen danach sofort wieder und duschen zuhause.
Nach dem Duell mit Offenbach stehen vor Weihnachten noch das Heimspiel gegen den FK Pirmasens am 16. Dezember und die Auswärtspartie bei der TSG 1899 Hoffenheim (19./20. Dezember) auf dem Plan. Im neuen Jahr soll es bereits am Wochenende 9./10. Januar losgehen.
Unterdessen steht fest, dass die U 19-Bundesliga in der Winterpause ist. Die Walldorfer U 19 geht somit mit vier Punkten aus vier Spielen in die Pause. Der Rahmenterminkalender soll im Januar 2021 an die aktuelle Infektionslage angepasst werden. In jedem Fall soll den Teams aber eine Vorbereitungszeit von mindestens 14 Tage eingeräumt werden.
Update: Montag, 30. November 2020, 19.13 Uhr
Fußball-Regionalliga Südwest hofft auf Spiele ab Mitte Dezember
Karlsruhe. (dpa) Die Fußball-Regionalliga Südwest nimmt vom 11. bis 13. Dezember an ihre Spiele wieder auf - wenn ab dem 1. Dezember die Politik wieder ein Mannschaftstraining in den betroffenen Bundesländern zulässt. Dies teilte die Spielkommission am Freitag nach einer Videokonferenz mit den Clubs aus Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland mit. Derzeit sind alle bis zum 30. November angesetzten Spiele abgesetzt.
In Baden-Württemberg und Hessen ist den Regionalliga-Teams gemäß der jeweiligen Corona-Verordnungen ihres Landes der Trainings- und Wettkampfbetrieb im November weiterhin gestattet. Im Saarland können die Clubs in begründeten Einzelfällen ausnahmsweise die Erlaubnis zum Betrieb und zur Nutzung von Sportstätten durch die zuständige Ortspolizeibehörde erhalten. In Rheinland-Pfalz hingegen ist der Trainings- und Wettkampfbetrieb im Amateur- und Freizeitsport in Mannschaftssportarten in diesem Monat untersagt.
Update: Freitag, 27. November 2020, 19.10 Uhr
Fußball-Regionalliga setzt bis zum 30. November aus
Von Christopher Benz
Walldorf. Fünf Tage Ungewissheit haben ein Ende. Die Fußball-Regionalliga setzt ihren Spielbetrieb bis zum 30. November aus. Ab 1. Dezember wird nur dann wieder gespielt, wenn in Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland ab spätestens dem 17. November Mannschaftstraining unter Wettkampfbedingungen zulässig ist.
Eine unmissverständliche Verordnung gibt es derzeit nur in Rheinland-Pfalz. Dort wird der Trainings- und Wettkampfbetrieb seit Montag ausschließlich den Mannschaften der 1. und 2. Bundesliga sowie der 3. Liga der Herren erlaubt. Die Regionalliga gehört als 4. Liga nicht dazu, es gibt auch keine Ausnahmen für Profiklubs. Eine Fortsetzung des Spielbetriebs ohne die vier in Rheinland-Pfalz ansässigen Vereine hätte demnach zu enormen Verzerrungen des Wettbewerbs geführt.
"Aus unserer Sicht ist es die einzig logische Entscheidung, jetzt den Spielbetrieb auszusetzen", sagt Jochen Holzwarth, der Geschäftsführer des FC-Astoria Walldorf. Dazu kommt die Tatsache, dass für die Regionalligisten keine Pflicht zu regelmäßigen Testungen bestanden hätte. "Eine solche Pflicht wäre auch nicht finanzierbar gewesen", erläutert Holzwarth. Der FCA vertritt die klare Haltung, ein Amateurverein zu sein. Es gibt keine Profis im Kader, die Spieler gehen allesamt zur Arbeit, zur Schule oder studieren. Dementsprechend groß ist der gesellschaftliche Kontakt dieser Tage, was die Gefahr einer Ansteckung mit dem Corona-Virus ungleich höher werden lässt, als bei reinen Profimannschaften, die derzeit neben dem Fußballspielen ausschließlich familiäre Kontakte haben sollten.
Die Meinungen der Klubs gehen weit auseinander. Die Profiklubs wollen dem Vernehmen nach trainieren und spielen, während Amateurvereine wie der FCA sich auf ihre gesellschaftliche Verantwortung berufen. "Es gibt einfach keine einheitliche Lösung", bringt Walldorfs Trainer Matthias Born die Problematik auf den Punkt. Im Hinblick auf die geplante Saisonfortführung im Dezember will er sich ausgiebig informieren. "Ich möchte mir jetzt die Zeit nehmen, um mir einen Überblick zu verschaffen, die neue Situation mitsamt der Gesetzeslage genau zu studieren", sagt er zu den Überlegungen, in welcher Form der Trainingsbetrieb fortgesetzt werden kann und darf. Was er am Mittwoch kurz nach Bekanntgabe der Absetzung aller November-Spiele schon sagen konnte, war, "dass diese Woche definitiv kein Training bei uns stattfinden wird."
Wie während des ersten Lockdowns im Frühjahr erhielten die Spieler im Laufe des Mittwochs einen individuellen Trainingsplan, mit detaillierten Angaben zu Lauf- und Kräftigungsübungen, damit sie ihre Grundfitness aufrechterhalten.