Wieder fit: Cebio Soukou hat seine Oberschenkelprobleme auskuriert. Foto: vaf
Von Christoph Offner
Sandhausen. Alois Schwartz wollte seine Ruhe haben. Der Trainer des SV Sandhausen zog sich dorthin zurück, wo er seine Mannschaft in den vergangenen Monaten herausgeführt hat: Den (Tabellen-) Keller. "Ich kann beim Fußball schauen sowieso nicht viel um mich brauchen. Ich habe mich verkrochen", berichtete Schwartz. Das 1:1 zwischen Dynamo Dresden und dem SSV Jahn Regensburg, dass dem SVS den Klassenerhalt sicherte, verfolgte der 55-Jährige im Souterrain. Und als feststand, dass die Kurpfälzer in der nächsten Saison zum elften Mal in Folge in der Zweiten Liga antreten werden, spürte Schwarz "eine Riesenfreude".
Auch, wenn das Ziel erreicht ist: Abschenken will man am Hardtwald in den letzten beiden Spielen – am Freitag (18.30 Uhr/Sky) beim SC Paderborn und gegen Holstein Kiel (15. Mai) nichts. "Klar, es ist Druck abgefallen. Aber wir sind Profis. Es gibt noch sechs Punkte zu holen und Platzierungen zu erreichen, die den Verein weiterbringen", betonte Schwartz. Es geht um höhere TV-Gelder und darum, dass der Zweitliga-14. bei der Erstrunden-Auslosung des DFB-Pokals im ersten Topf landet und damit einem Hammerlos zum Auftakt aus dem Weg geht. "Die Mannschaft weiß das", sagte Schwartz, der keinen "Leistungs- oder Spannungsabfall" fürchtete. Aktuell ist Sandhausen 15. (38 Punkte), selbst Platz neun ist bei vier Zählern Rückstand noch in Reichweite.
Gegen den SCP kam der SVS in der Hinrunde zu einem 1:1, Bashkim Ajdini traf spät für die Schwarz-Weißen. Die Ostwestfalen erwartet Schwartz angriffslustig: "Sie sind sehr variabel, haben unheimlich schnelle Spieler." Neben den Langzeitverletzten Rick Wulle, Nikolai Rehnen, Tim Kister und Julius Biada fehlen auch Nils Seufert (Sprunggelenkverletzung) und Alou Koul, der nach seiner Roten Karte gegen den FC Schalke 04 vom DFB-Sportgericht für drei Spiele gesperrt wurde. Cebio Soukou (Oberschenkelprobleme), Ahmed Kutucu und Arne Sicker (beide Corona-Erkrankung) stehen wieder zur Verfügung.
Mit dem Wissen um die Ligazugehörigkeit sollen auch die Personalplanungen vorangetrieben werden. "Es ist schön, dass wir das jetzt schon angehen können und nicht bis zum letzten Spieltag zittern müssen. Wir setzen uns nächste Woche zusammen", verriet Schwartz. Die Aussagen des SVS-Coaches ("Die Defensive haben wir stabilisiert, in der Offensive hätten wir das eine oder andere Tor mehr machen können") lassen darauf schließen, dass sich die Verantwortlichen insbesondere nach Verstärkungen im vorderen Drittel umsehen werden. Ein schneller Stürmer neben Pascal Testroet, ein Kreativmann in der Zentrale und eine Alternative auf den Außenbahnen würden dem Kader sicher gut zu Gesicht stehen.
Auch bei den Leihspielern Seufert (SpVgg Greuther Fürth), Kutucu (Istanbul Basaksehir) und Kuol (VfB Stuttgart) sei "die Entscheidung noch nicht gefallen", so Schwartz – auch, wenn das Trio "Stand jetzt zurückgeht".
Dass die Sandhäuser neben dem FC St. Pauli der Klub mit der längsten Zugehörigkeit im Unterhaus sind, sei "enorm": "Wir müssen immer damit rechnen, eher im unteren als im oberen Drittel zu spielen", betonte Schwartz. Nach seiner Vertragsverlängerung bis 2024 will der Wahl-Mannheimer mit dem Team den nächsten Schritt gehen. "Unsere Vorrunde war nicht so toll, unsere Rückrunde war sehr gut. In der nächsten Saison wollen wir durchgängig stabil und konstant sein", kündigte Schwartz an. Mit dem Keller will er – außer zum Fußball schauen – möglichst früh, möglichst wenig zu tun haben.
Voraussichtliche Aufstellung: Drewes - Diekmeier, Dumic, Diakhate, Okoroji - Trybull - Soukou, Ritzmaier, Bachmann, Kinsombi - Testroet.
Update: Mittwoch, 4. Mai 2022, 20.02 Uhr