Von Daniel Hund
Nußloch. Denkt man an den MLP Cup, an das Weltranglisten-Tennisturnier der Metropolregion Rhein-Neckar, drängen sich sofort zwei Namen auf. Matthias Zimmermann und Rolf Staguhn. Ohne sie hätte es das Filzball-Spektakel vor den Toren Heidelbergs wohl nie gegeben. Für einen war die 17. Auflage nun die letzte: Staguhn, 73, tritt künftig kürzer. Die RNZ sprach mit ihm.
Rolf Staguhn, der MLP Cup ist längst zu einer Institution in der Region geworden. Wie kam es damals eigentlich dazu, dass solch ein Tennisturnier auf die Beine gestellt wurde?
Im Jahr 2004 hatten wir in unserer Akademie noch ein Pro-Team. Zu ihm zählten Spieler, die sich in Richtung Tennisprofi entwickeln wollten. Und denen wollten wir eine entsprechende Plattform bieten, um sich weiterentwickeln zu können. Auch ein Dustin Brown und weitere begabte Nachwuchsspieler hatten zu dieser Zeit noch bei uns trainiert. Später haben wir dieses Konzept verändert.
Hätten Sie gedacht, dass sich dieses Turnier so entwickeln würde?
Wenn Matthias Zimmermann, der Geschäftsführer des Racket-Centers, etwas macht, dann hat das immer Hand und Fuß und ist langfristig angelegt. Matthias hat viele Dinge hier bei uns im Haus verändert und auf die Beine gestellt. Und dieses Turnier hat natürlich eine enorme Leuchtkraft für unsere ganze Region.
Sie waren immer federführend mit der Organisation und Planung beschäftigt. Das war sicher viel Arbeit, oder?
Ja (lacht). Das muss man so sagen. Die Planungen beginnen schon viele Monate vorher. Meine besondere Verantwortung war vor allem, die notwendigen Linienrichter und Ballkinder zu organisieren. Das war immer wieder eine neue Herausforderung. Wenn beispielsweise Grün-Weiss Mannheim ein internationales Turnier organisieren würde, könnten sie einfach auf Linienrichter aus ihren vielen Jugend- und Herrenmannschaften zurückgreifen.
Aber bei all dem Stress, der Spaß kam sicher auch nicht zu kurz …
Spaß macht es immer dann, wenn es gelingt. Davor ist da eher der Druck, denn es muss einfach klappen. Nichts darf schiefgehen. Ich hatte regelmäßig Tage, an denen ich zwölf Stunden und mehr im Einsatz war. Aber wenn man am Ende des Tages hier mit einem guten Gefühl rausgeht – dann kann man sagen: der Aufwand hat sich gelohnt.
Was zeichnet den MLP Cup denn aus? Bei den Spielern ist er sehr beliebt.
In erster Linie sicher unsere tolle Anlage. Solch ein Drumherum findet man bei einem Turnier dieser Größenordnung europaweit nicht. Die Rahmenbedingungen sind perfekt. Mit den Spielern selbst pflegen wir immer einen freundschaftlichen Umgang. Und wenn sie sich wohlfühlen, gibt uns das viel an Kraft und Energie zurück.
Was ist Ihnen aus all den Jahren denn besonders in Erinnerung geblieben?
2017 habe ich begonnen, Flüchtlinge als Linienrichter auszubilden und einzusetzen. Zunächst hatten wir sechs Syrer in unserem Team. 2018 waren es dann fünf aus Gambia. Sie kamen alle aus dem Flüchtlingsheim in Leimen. Sportaffin waren sie, aber vom Tennis hatten sie keine Ahnung. Dementsprechend ängstlich waren sie anfangs auch, aber sie haben ihre Sache super gemacht. Es haben sich daraus tolle Freundschaften entwickelt. Zwei dieser Flüchtlinge sind uns bis heute sehr verbunden geblieben und waren auch dieses Jahr wieder in unserem Team.
In den letzten Jahren hat sich das Tennis insgesamt sehr stark verändert. Das hat man sicher auch in Nußloch gemerkt …
Natürlich. Ich habe ja jedes Jahr immer wieder aufs Neue gesagt, dass alles schneller und athletischer geworden ist. Und wenn man sich jetzt das letzte Finale anschaut: In ihm stand mit Jonas Forejtek ein erst 18-Jähriger, der einem Routinier wie Ruben Bemelmans große Probleme bereitet hat. In zwei, drei Jahren wird Jonas zur Weltspitze gehören. Das lässt sich nicht verhindern. Ihn bei uns spielen zu sehen, das war ein echter Wow-Effekt.
Für Sie war es der letzte MLP Cup. Warum eigentlich?
Mir ist es wichtig, dass ich die Fahne an einen Nachfolger übergeben kann. Ich will da einen geregelten Übergang. Aber ich werde es wie im Lied von Trude Herr und Wolfgang Niedecken halten: Niemals geht man so ganz! Ich bleibe dem Haus verbunden. Dass es mein letzter MLP Cup werden würde, habe ich schon vor dem Turnier gesagt. Dieser enorme Aufwand wird langsam zu viel für mich, ich möchte nicht im mittlerweile doch schon fortgeschrittenen Alter eine ganze Woche nur zum Schlafen nach Hause kommen. Zudem werde ich meinen Fokus verstärkt auf mein aktuelles Projekt legen: eine App für leistungsorientierte Jugendliche.
Abschied vom Organisator: Rolf Staguhn (3. v. l.) stand beim 17. MLP Cup im Nußlocher Racket-Center letztmals in der Verantwortung. Foto: Schulte