Marcel Genc, Vorsitzender des TSV Kürnbach. Foto: Lörz
Von Eric Schmidt
Kürnbach. Der SV Rohrbach? Trainiert. Die SG Waibstadt? Ist ebenso wieder auf dem Sportplatz wie der TSV Waldangelloch und der TSV Reichartshausen. Still ruht der Ball dagegen beim TSV Kürnbach. Der Landesligist gehört zwar ebenfalls dem Fußballkreis Sinsheim an, ist politisch aber dem Landkreis Karlsruhe zugeordnet, wo die Inzidenz nicht unter, sondern über 50 liegt – und deshalb kein Trainingsstart möglich ist. "Wir warten erst einmal ab", sagt TSV-Vorsitzender Marcel Genc im Gespräch mit der RNZ.
Herr Genc, haben Sie schon einen Sportplatz in einem anderen Landkreis mit einer Inzidenz unter 50 angemietet?
Nein, nein. (lacht) Das machen wir auch nicht.
Andere Vereine trainieren wieder. Der TSV Kürnbach nicht. Neidisch?
Mit der ersten Mannschaft hätten wir, wenn es möglich gewesen, sicherlich auch trainiert. Da hätten wir uns etwas überlegt. Die Jungs sind Feuer und Flamme. Aber man muss es nehmen, wie es kommt. Wir warten die Entwicklung ab und nehmen uns eher ein bisschen zurück. Auch bei der Jugend, wo prinzipiell ein Training wieder möglich wäre, machen wir vorerst nichts.
Warum?
Die Definition von Fußball als "kontaktarmer Sport" lässt großen Interpretationsspielraum zu. Unsere Meinung ist: Jetzt sollen die Kinder erst einmal wieder in die Schule kommen, das hat Priorität. Dann können wir uns überlegen, ob wir wieder mit Fußball anfangen. Die Tendenz geht ja eher in die andere Richtung. Die Inzidenzwerte steigen.
Fühlen sich Sie nicht benachteiligt gegenüber den anderen Klubs, die bereits trainieren?
Was soll man in dieser Pandemie noch von Benachteiligung reden?! So schnell, wie es in den anderen Landkreisen runter ist, so schnell kann es auch wieder rauf gehen. Der Stadtkreis Karlsruhe war bis vor kurzem bei 38, jetzt ist er bei 85. Auch Emmendingen ist ein gutes Beispiel. Vor kurzem waren sie dort unter 25, jetzt sind sie über 100 – und können gar nichts mehr machen. Da sieht man, wie schnell das geht. Das ist echt brutal.
Was tun Ihre Spieler jetzt?
Wir haben Spieler, die immer wieder zu zweit etwas auf dem Sportplatz machen. Marius Steinmetz und Armin Bauer trainieren auf diese Art und Weise, auch Silas Schnabel, Nico Zieger und Daniel Schlagentweith. Die machen Laufübungen und technische Sachen, damit man im Rhythmus bleibt. Einmal in der Woche haben wir virtuelles Training.
Unter 50, über 50. Unter 100, über 100: Der Amateurfußball ist zu einem Spielball der Inzidenz geworden, oder?
Wenn ich auf die Zahlen der letzten sieben Tage schaue, werde ich immer pessimistischer, dass die Runde jemals weiter geht. Je nach Inzidenz dürfen zehn Spieler trainieren. Eine Woche später bist du wieder drüber und musst das Training einstellen. Wir sind noch nicht sicher, wie wir damit umgehen. Mal trainieren, mal nicht trainieren – das ergibt keinen Sinn. Ich finde es fast utopisch, an einen geregelten Spielbetrieb zu glauben. Ich finde auch, dass der Verband, wenn es Anfang April nicht besser wird, eine Entscheidung treffen muss und die ganze Sache nicht bis Mai hinauszögert.
Also wären Sie für einen Abbruch?
Nicht falsch verstehen: Wenn wir spielen könnten, wäre ich froh. Aber es muss realistisch sein. Was ist, wenn für zwei Wochen wieder etwas ausfällt? Dann kommen wir nie mit der Zeit durch. Wenn die Zahlen besser werden, freuen sich unsere Spieler. Dann macht man was zu fünft oder zu zehnt, Hauptsache, man bewegt sich. Aber auf Teufel komm‘ raus Spiele durchziehen, in einer Situation, wo es so viele Unklarheiten gibt… Da spielt die Landesliga Rhein-Neckar die Saison vielleicht zu Ende, die Landesliga Mittelbaden nicht. Die Vereine in unserer Liga kommen aus vier Landkreisen, die im Fußballkreis Sinsheim aus drei. Ich weiß nicht, wie man das hinkriegen will.