Die Vorfreude und die Ambitionen in Leutershausen sind groß (v.l.): Trainer Frank Schmitt, Lukas Köder, Gianluca Pauli und Geschäftsführer Tobias Kleine-Nathland. Foto: F&S
Von Christoph Offner
Leutershausen. Warum sich die Drittliga-Handballer der SG Leutershausen entschieden haben, ihr diesjähriges Saison-Auftakt Pressegespräch in den hohen Hallen des Obsthof Volk auf dem Feld auszurichten, ist offensichtlich. Die Roten Teufel sind ein echter Dorfverein – einer mit Tradition.
So standen Trainer Frank Schmitt, Geschäftsführer Tobias Kleine-Nathland und die Spieler Gianluca Pauli und Lukas Köder vor dem Auftaktspiel beim Aufsteiger VfL Günzburg (Samstag/20 Uhr) zwischen Weinflaschen und Apfel-Kisten Rede und Antwort.
> Die Staffeleinteilung: Die SGL musste in den vergangenen Jahren in der unliebsamen Staffel Ost/Mitte viele Kilometer abspulen. In der neuen Spielzeit dürfen sich die Bergsträßer nun auf kurze Wege und – noch viel wichtiger – viele Derbys freuen: Mit dem TV Germania Großsachsen, den Rhein-Neckar-Löwen II und der HG Oftersheim/Schwetzingen sind drei weitere Mannschaften aus der Region vertreten. Schmitt: "Auf diese Spiele freuen wir uns sehr."
> Das Hygiene-Konzept: Für die Heimspiele in der Heinrich-Beck-Halle haben die Roten Teufel ein Hygiene-Konzept ausgearbeitet, um die Auflagen der Behörden zu erfüllen. "Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde war dabei sehr konstruktiv", lobte Kleine-Nathland. "Einbahnstraßen-Verkehr", Beschilderungen, Desinfektionsmittel und natürlich Abstand sollen dabei Heimspiele vor bis zu 300 Zuschauern ermöglichen. 270 Dauerkarten sind bereits verkauft, 30 noch verfügbar. Alternativ sind alle Spiele der Saison auch über einen kostenpflichtigen Livestream (4,50 Euro) bei sportdeutschland.tv zu sehen.
> Die Ambitionen: Die Favoritenrolle, die den Roten Teufeln von den anderen Teams der Liga zugetragen wird, nehmen sie an. "Klar, wir wollen um die Plätze eins bis drei mitspielen", sagte Schmitt. "Wir spielen. um zu gewinnen, natürlich will man immer das Maximum – den Aufstieg", gab sich Linksaußen Pauli selbstbewusst. Nach einer sehr langen und intensiven Vorbereitung, so der 27-Jährige, freue man sich aber auch einfach wieder, auf der Platte zu stehen. Zum Auftakt muss die SGL bei Aufsteiger Günzburg ran. "Das wird nicht einfach, sie sind schwer einzuschätzen", warnte Schmitt vor den Bayern, stellte aber auch klar: "Wenn wir aufsteigen wollen, sollten wir solche Spiele natürlich gewinnen." Eines weiß der Trainer des Traditions-Dorfvereins aber auch: "Es muss eine Mannschaftsleistung werden, wir müssen die Spiele über das Kollektiv entscheiden."
> Die Corona-Krise: "Seit Monaten bereitet es uns schon Kopfschmerzen, wie wir die Saison finanziell stemmen können", sagte Kleine-Nathland: "Die Zuschauer-Einnahmen waren in der Vergangenheit immer ein wichtiger Faktor und es fehlt viel Geld." Dazu kommt, dass auch die SGL Ausfälle von Sponsoren verkraften muss. Den Kopf in den Sand stecken ist in Leutershausen aber keine Alternative. Kleine-Nathland: "Wir ziehen an einem Strang und auch die Spieler zeigen sich sehr solidarisch und verzichten auf Geld."
> Die Zu- und Abgänge: Fünf Neuzugängen (Kevin Bitz, Lukas Köder, Matthias Schwalbe, Lukas Wichmann, Yannick Muth) stehen ebensoviele Abgänge (Hendrik Wagner, Philipp Bernhardt, Ernst Mantek, Dominic Seganfreddo, Simon Schwarz) gegenüber. "Die Kaderplanung ist eigentlich abgeschlossen", sagte Trainer Schmitt. Eigentlich, weil der kurzfristige Ausfall von Rechtsaußen Max Schmitt (Kreuzbandriss) schwer wiegt. "Finanziell können wir aber keine großen Sprünge machen", gab der Übungsleiter zu – gleichwertigen Ersatz für den Flügelflitzer zu bekommen, scheint sehr schwer. Dennoch ist der 52-Jährige überzeugt: "Wir sind mit Sicherheit nicht schwächer geworden." Lukas Köder, der von Ligakonkurrent HC Oppenweiler/Backnang an die Bergstraße kam, sieht das ähnlich: "Die Qualität in der Mannschaft ist – sportlich wie menschlich – sehr hoch." Der 24-Jährige, der gerade an seiner Bachelorarbeit im Fach Unternehmensführung schreibt, nahm für seinen Wechsel auch lange Fahrtzeiten in Kauf. Rund 170 Kilometer auf der Autobahn legte Köder, der aus dem Raum Heilbronn stammt, in der Vorbereitung zurück, um ins Training zu kommen. "Das habe ich gerne gemacht", sagte er. Nun habe er eine Wohnung in der Gegend gefunden.