Nicht zu stoppen: Rade Krulanovic (links) setzte sich nicht nur hier im Halbfinale gegen Romeo Benadi durch, sondern jubelte auch nach dem Finale. Foto: Weindl
Von Moritz Bayer
Leimen. Eine ungewöhnlich große Anzahl starker Frauen und Männer versammelte sich am Samstagabend in der Festhallenstraße in Leimen. Bei der ersten "Bürger und Winter Boxgala" sorgten 14 hochklassige Kämpfe für ausgelassene Stimmung. Abgerundet wurde der Abend von Auftritten zweier "Las Vegas Show Girls", einem E-Geiger sowie (für den VIP-Bereich) einem Gala-Dinner. Fazit des Abends bei Besuchern und Veranstaltern: gerne wieder!
Nach kurzer Anmoderation und der Danksagung an die zahlreichen Sponsoren, die den Abend in exklusivem Rahmen möglich gemacht hatten, ging es schnell zur Sache. Noch während sich einige Gäste an der Fotowand mit Boxhandschuhen oder Nummerngirls verkünstelten, flogen erstgenannte zwischen den Ringseilen bereits athletisch durch die Luft.
In den beiden Halbfinals (Schwergewicht über 95 Kilogramm) des Hauptkampfes im K1 zeigten Fatayo Yankuba von der Boxarena Walldorf und Rade Krulanovic vom Main Gym Frankfurt überzeugende Leistungen. Während Yankuba Kevin Schütz (Nubia Sports) keine Chance ließ, setzte sich Krulanovic souverän gegen Romeo Benadi vom Hitness Center Heidelberg durch.
Großen Applaus holten sich auch die beiden Damen ab, die sich ebenfalls im Kickboxen maßen. Nach dem stürmischen Beginn von Gabriele Rozor musste man kurz um die Kontrahentin Irene Sterkel (Thaibulls Heilbronn) fürchten, denn Rozor dominiert Ringmitte und Gegnerin fast nach Belieben. Doch Sterkel steckte nicht auf, zeigte großes Kämpferherz und setzte gute Konter. Obgleich die Heidelbergerin nach Punkten nicht mehr einzuholen war, gestaltete die Kämpferin aus Heilbronn zumindest die dritte Runde nahezu ausgeglichen. Großer Beifall war der verdiente Lohn für die sichtlich gezeichneten Frauen.
Im spannendsten Kampf zwischen Kai Werther (Hitness Center) und Philip Radomski (Mach 1 Karlsruhe) schenkten sich die Kickboxer nichts. Der leicht favorisierte, weil erfahrenere Radomski ging zunächst aggressiver zu Werke, Werther jedoch zeigte Geduld und Klasse – sowie flinke Konter. Einer davon, geschickt über die Rückhand geschlagen, schickte den Karlsruher sogar zu Boden, aber Radomski stand sofort wieder auf. In packenden Sequenzen gab es "Ohs" und "Ahs" vom Publikums auf beiden Seiten, jederzeit hatte man das Gefühl, dass ein entscheidender Treffer den Sieg bringen könnte. Am Ende gewann der "Gast" aus der Fächerstadt in einem Fight, der keinen Verlierer verdient gehabt hätte.
Ruslan Nikituk (Boxarena Walldorf) unterlag danach ebenfalls knapp dem älteren Pavel Sych (Nubia Sports), der seine Reichweitenvorteile clever ausnutzte. Kein Sieger stand nach den drei angesetzten Runde zwischen Marvin Hell (Hitness Center) und Labinot Povataj (Team CSK Stuttgart Arena) fest. Also musste erstmals die Verlängerung her: In dieser hatte Hell, angefeuert von zahlreichen lokalen Fans, den längeren Atem.
Das Finale sollte als Beleg dafür dienen, dass Athletik viel, aber eben nicht alles im Kampfsport ist. Der rein körperlich besser trainierte Yankuba versuchte gegen den kleineren Krulanovic viel, sah die meisten seiner Attacken aber gekonnt geblockt. Die klareren Treffer setzte der Kämpfer aus Frankfurt – der Sieg kam für Teile des Publikums überraschend, nicht so für den Kickboxer selbst sowie sein Management: "Uns war klar, dass Rade körperlich nicht 100-prozentig ist. Aber die Schwinger vor den Schlägen von Fatayo hatten wir klar als Schwachstelle ausgemacht und unseren Plan fürs Finale danach ausgerichtet. Schön, dass das so gut funktioniert hat," erklärte der sichtlich stolze Trainer.
Zu den abschließenden Klängen des E-Geigers, der "Fluch der Karibik" mit modernen Beats mischte, gab es dann auch die für alle Anwesenden freudige Nachricht: Das so gut angenommene Event soll schon bald Fortsetzungen finden. Geplant ist Heidelberg als nächster Standort, wo es dann wieder heißt: Ring frei!