Genf. (dpa) Robert Lewandowski saß neben seiner silbernen Trophäe für den besten Fußballer Europas und sprach entspannt eine Warnung aus. "Es spielt keine Rolle, wie viele Titel wir schon gewonnen haben – wir wollen mehr", sagte der Stürmerstar des FC Bayern, der sich bei der prestigeträchtigen Wahl von Europas Fußballer des Jahres überlegen mit 477 Punkten vor dem Belgier Kevin De Bruyne (90) von Manchester City und seinem Teamkollegen Manuel Neuer (66) durchsetzte. Die Konkurrenz dürfte aufgeschreckt sein – zumal die Bayern in dem recht schmucklosen Genfer TV-Studio bei der Mission Titelverteidigung im Gegensatz zu RB Leipzig und Borussia Mönchengladbach auch noch Losglück hatten. In der neuen Saison der Champions League spielen die Titelsammler in einer Gruppe mit Atlético Madrid, RB Salzburg und Lokomotive Moskau.
Was auf die Bayern-Gegner zukommt, war am Donnerstag erneut in beeindruckender Manier zu sehen. Neben Lewandowski, der als Torschützenkönig der Champions League, Bundesliga und des DFB-Pokals auch noch als bester Stürmer der vergangenen Saison ausgezeichnet wurde, wurden Neuer als bester Torwart, Joshua Kimmich als bester Verteidiger und Hansi Flick als bester Trainer geehrt. Im Studio waren alle vier bester Laune. "Es war ein historischer Abend für den FC Bayern", schwärmte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.
Vor allem auch Flick wurde mit Lob überhäuft. "Ich freue mich sehr, dass er nun endgültig in die Riege der Toptrainer nicht nur in Europa, sondern weltweit aufgerückt ist", sagte Bundestrainer Joachim Löw, der mit Flick als Assistent 2014 Weltmeister geworden war. "Die Qualität dazu hatte er schon immer." Der Trainer des Jahres selbst blieb bescheiden: "Das ist eine große Ehre, aber ohne mein Team herum hätte ich das nie geschafft."
Harte Brocken erwischten unterdessen Leipzig und Gladbach – und mit Abstrichen auch Vizemeister Borussia Dortmund.
Wie die Auslosung der Europäischen Fußball-Union ergab, trifft RB wie schon beim Halbfinal-K.o. im August auf Paris Saint-Germain und Thomas Tuchel, dazu warten Englands Rekordchampion Manchester United und Istanbul Basaksehir. "Das ist eine anspruchsvolle Gruppe", sagte RB-Sportdirektor Markus Krösche. "Unser Ziel ist trotzdem das Achtelfinale. Wir haben letzte Saison gezeigt, zu was wir in der Lage sind." Machbarer wirkt die BVB-Gruppe mit Zenit St. Petersburg, Lazio Rom und dem FC Brügge. Gladbach spielt gegen Rekordsieger Real Madrid, den ukrainischen Meister Schachtjor Donezk und Inter Mailand.
"Das ist ein geiles Los", sagte Gladbachs Sportchef Max Eberl beim TV-Sender Sky und erinnerte an das legendäre 7:1 gegen Inter 1971 mit dem Büchsenwurf vom Bökelberg und das rauschenden Fußball-Fest gegen Real beim 5:1 im Jahre 1985. "Wir haben die Crème de la Crème Europas bekommen. Wir freuen uns darauf. Das ist sehr viel Geschichte, die auf uns trifft."
Für die Bayern dürfte Atlético noch die größte Herausforderung sein. Die Spanier, die sich mit Stürmerstar Luis Suarez verstärkt haben, schalteten den deutschen Rekordmeister 2016 noch im Halbfinale aus. "Eine sehr interessante Gruppe", nannte Thomas Müller die Konstellation. Das Ziel aller Klubs heißt Istanbul, wo am 29. Mai 2021 das Finale stattfinden soll. Die Gruppenphase beginnt am 20. Oktober.
Zur besten Spielerin Europas wurde die ehemalige Wolfsburgerin Pernille Harder (Chelsea London) gewählt. Nationalspielerin Dzsenifer Marozsán von Champions-League-Sieger Olympique Lyon wurde als beste Mittelfeldspielerin ausgezeichnet. "Ich bin sehr, sehr glücklich über diese Trophäe", sagte die 28-Jährige.