Von Christoph Ziemer
Heidelberg. Sich in Heidelberg zu verlieben, dürfte schon vielen Personen passiert sein. Seit dem gestrigen Sonntag hat die Universitätsstadt am Neckar einen Verehrer mehr.
Pierre-Emmanuel Alexandre machte seiner neuen Heimat gleich nach dem Zieleinlauf eine Liebeserklärung. "Sehr schön ist es hier, vor allem im Wald", sprach der 24-jährige Franzose. "Ich liebe es, in Deutschland zu laufen, da ist immer gute Stimmung an der Strecke."
Besonders gut dürfte die Stimmung freilich bei dem angehenden Doktor der Chemie gewesen sein. Denn beim 5. Gelita Trail Marathon hatte sich der Franzose nach 3:06:10 Stunden in die Siegerliste eintragen. Ein Erfolg, der überraschend kam. Denn mit dem Franzosen hatte vor dem Rennen niemand gerechnet. Was auch daran gelegen haben dürften, dass es für Alexandre der erste Marathon seines Lebens war.
Bis zur Halbzeit hatte es noch nach einem engen Zweikampf mit dem Favoriten Florian Neuschwander ausgesehen. Doch der Vorjahressieger erwischte diesmal nicht seinen besten Tag und stürzte nach 32 Kilometern unglücklich auf die rechte Kniescheibe. Die Himmelsleiter packte Neuschwander noch, doch auf der anschließenden Bergab-Passage ging nichts mehr für den 36-Jährigen. Für die Fans wollte er noch ins Ziel laufen, sogar mit Rang zwei wäre er durchaus zufrieden gewesen, versicherte der Inhaber des Streckenrekords. Doch auf den letzten Kilometern waren die Schmerzen so groß, dass nur noch die Aufgabe blieb.
"Das war heute leider von Anfang an nicht mein Rennen", sagte Neuschwander. "Es war relativ matschig im Wald, ich mag es eigentlich gerne etwas wärmer. Bis zur Halbzeit lag ich noch vorne, aber Pierre war bergab einfach stärker. Auch ohne meinen Sturz wäre es schwer geworden, das Ding noch zu gewinnen."
Keine Überraschung gab es dagegen bei den Damen. Aiofe Quickly war quick wie immer. Mit 3:44:51 Stunden landete die Britin mit persönlicher Bestzeit gleich acht Minuten vor Eva Katz (Speyer) und 17 Minuten vor Lokalmatadorin Daniela Kenty. Die Schriesheimerin Almuth Grüber, die immer noch den Streckenrekords hält, kam mit 22 Minuten Rückstand noch auf Platz fünf.
"Nächstes Mal will ich jetzt die Rekordzeit angreifen", grinste die Siegerin, die in Heidelberg mit dem 3. Sieg in Folge ihren persönlichen Hattrick perfekt machte. Die mehrstündige Tortur über Stock und Stein sah man ihr ebenso wenig an wie Pierre-Emmanuel Alexandre. Am Ende habe sie kurz einen relativ heftigen Krampf bekommen, berichtete die Siegerin: "Da habe ich für einen Moment gedacht, ich muss aufgeben. Bergauf war es deutlich anstrengender als sonst."
Das kann auch Kibrom Issac bestätigen. Den Heidelberger Halbmarathon hat er schon gewonnen, doch mit Rang 14 in 3:55:46 Minuten war der gebürtige Eritreer gar nicht glücklich. "Nach 30 Kilometern hat wieder mein Knie Probleme gemacht und ich musste Tempo rausnehmen", erklärte Issac.
Christian Alles vom TV Schriesheim hat derzeit viel zu tun. Nächste Woche organisiert er den Strahlenburgtrail in Schriesheim, trotz Trainingsrückstand kam der 39-Jährige gestern in 3:24 Stunden auf Rang zwei. "Etwas mehr Training, da wären noch fünf Minuten drinnen gewesen", befand Alles.
Deutlich mehr Zuschauer als zuletzt im Schlossgarten fanden diesmal den Weg an die Strecke. Die Verlegung von Start und Ziel auf den Karlsplatz war eine Entscheidung, die fast alle Athleten begrüßten. Und der Sieger? Geht heute nicht arbeiten. "Ich habe mir vorsorglich freigenommen", verrät Pierre-Emmanuel Alexandre. Einen Muskelkater kuriert man dann doch lieber zu Hause aus.