Prägte sieben Jahre lang das Gesicht der TSG: Ex-Kapitän Andreas Beck. Foto: APF
Von Christoph Offner
Heidelberg. Es war eine wilde, eine turbulente Partie, die sich Borussia Mönchengladbach und die TSG Hoffenheim im Februar dieses Jahres lieferten: Viele Chancen, ein verschossener Elfmeter, ein nach Videobeweis aberkanntes Tor und ein Ausgleichstreffer in letzter Minute. Und obwohl Andreas Becks Abschied aus Hoffenheim an diesem trüben Samstag beim 1:1 beinahe schon fünf Jahre zurücklag, stand er doch im Fokus. Beck, bis dahin mit 216 Einsätzen im Fußball-Oberhaus Rekordspieler der TSG, wurde von Sebastian Rudy abgelöst. "Es wird Zeit, dass er mich dafür auf ein Bierchen einlädt", schmunzelte Beck. "Oder auf einen Kaffee oder Tee. Ich gönne ihm den Rekord von ganzem Herzen."
Im Sommer 2008 kam Beck von seinem Jugendverein VfB Stuttgart zur TSG, bei der er schnell zum Dauerbrenner auf der rechten Seite wurde. Als Kapitän schaffte es der in Sibirien geborene Außenverteidiger sogar in die deutsche Nationalmannschaft. Beck war stets einer, der voranging. Er übernahm Verantwortung. Auch dann, wenn es nicht so gut lief. Von der furiosen Herbstmeisterschaft 2008, bis zum Klassenerhalt in den Relegationsspielen gegen den FC Kaiserslautern 2013: Beck machte bis zu seinem Abschied im Sommer 2015 alle Höhen und Tiefen durch.
"Andi hat viel zur Entwicklung des Klubs beigetragen. Er prägte das Gesicht der TSG", verabschiedete ihn Manager Alexander Rosen damals in Richtung Istanbul. Auch in seiner neuen sportlichen Heimat war Beck hinten rechts eine feste Größe. Zwei Meisterschaften konnte er mit Besiktas feiern, spielte mit den "Adlern" sogar in der Champions League. "Eine herausragende Zeit meines Lebens", erinnert sich Beck.
Im August 2017 kehrte er schließlich dorthin zurück, wo alles angefangen hatte – zum VfB Stuttgart. "Eine sehr emotionale Angelegenheit", wie Beck einräumte. Beim Aufsteiger sollte Beck die Defensive stärken und beendete die Saison mit dem VfB auf einem ordentlichen Rang sieben. Doch dass das zweite Jahr meist schwieriger ist als das erste, musste auch der schwäbische Klub mit den traditionell hohen Ansprüchen lernen: Sprach man rund um die Mercedes-Benz Arena vor der Saison 2018/2019 noch von der "Europa League", ging’s am Ende abermals eine Liga tiefer. Beck musste nach einem Kreuzbandanriss tatenlos zusehen, wie sein VfB in der Relegation an Union Berlin scheiterte. Sein Vertrag in Stuttgart wurde nach dem Abstieg nicht verlängert.
Es verschlug den Defensivspezialisten ins belgische Eupen, wo ihn eine spannende Aufgabe erwartete. Die Königliche Allgemeine Sportvereinigung, kurz KAS, wurde im Sommer 2012 vom Emirat Katar übernommen. Der Klub, der die meiste Zeit seines Bestehens in der zweiten belgischen Liga spielte, schaffte vier Jahre nach der Übernahme den Sprung in die Erstklassigkeit – wo er sich bis heute hält.
Der ambitionierte Gastgeber der WM 2022 scheut bekanntlich keine Kosten und Mühen, um seine Nationalmannschaft konkurrenzfähig aufzustellen. In Eupen sollen Nachwuchsspieler aus dem katarischen Sportnachwuchszentrum "Aspire Academy", die auch einen Ableger im Senegal besitzt, die Möglichkeit bekommen, auf europäischem Niveau zu trainieren und zu spielen.
"Der Verein wird extrem professionell, seriös und leistungsorientiert geführt. Für die jungen Spieler soll ich außerdem ein Fixpunkt sein. Sie sollen sich an mir orientieren. Die Spieler schauen, wie ich auf Rückschläge oder Erfolgserlebnisse reagiere. Wie verhalte ich mich vor dem Spiel, wie danach?", beschreibt Beck seine ihm zugedachte Mentoren-Rolle in Eupen. Bevor die Saison in Belgien aufgrund des Coronavirus abgebrochen wurde, konnte die KAS mit ihm als Stammverteidiger den Nichtabstieg relativ sorgenfrei sichern.
Vorangehen, Verantwortung übernehmen, ein Vorbild sein – etwas, das der heute 33-Jährige auch schon als Jungspund tat.