American Football

Die Silverbacks Walldürn starten einen neuen Anlauf

Das Team wäre eigentlich schon 2020 in seine erste reguläre Saison gegangen. Doch Corona ließ das nicht zu.

18.02.2021 UPDATE: 19.02.2021 16:49 Uhr 3 Minuten, 34 Sekunden
Richtig zur Sache ging es bei den Silverbacks Walldürn bisher nur im Training. Die geplante Football-Kreisliga-Saison 2020 musste aufgrund des Coronavirus abgesagt werden. In diesem Jahr wollen die Footballer aber erneut angreifen. Foto: zg

Von Matthias Miltz

Walldürn. Die Coronapandemie machte vor keiner Sportart halt. Im Fußball wurde die Saison zwar begonnen, wie es weitergeht ist aktuell aber noch unklar. Der Handball musste bereits die zweite Saison in Folge abbrechen. Und auch der American Football ist vom Virus nicht verschont geblieben.

Eigentlich wollten die 2018 gegründeten Silverbacks Walldürn im vergangenen Jahr in ihre erste offizielle Saison einsteigen und gegen Gegner aus Baden-Württemberg um Siege kämpfen. Aber auch diese Saison musste abgesagt werden. "Das war natürlich ein herber Rückschlag für uns", sagt der Teamgründer der Silverbacks, Steven Diehm. "Dennoch hoffen wir jetzt einfach, dass wir in diesem Jahr die Möglichkeit haben, eine Saison zu spielen."

Zwei Jahre Training und Organisation steckten die Walldürner in ihre erste Runde, die dann nicht stattfinden konnte. Und von den Anfängen 2018 bis zum heutigen Zeitpunkt hat sich einiges bewegt. "Am Anfang war das eher so ein Zufallsding", erklärt Diehm. "Ich wollte schon immer Football spielen, aber mir waren alle Vereine zu weit weg." Eine glückliche Fügung sei es dann gewesen, dass sein Nachbar in Höpfingen früher schon gespielt und er sich mit ihm immer wieder zum "Bälle werfen" getroffen habe. "Da sind wir dann auf die Idee gekommen, wieso wir hier in der Region nichts Eigenes auf die Beine stellen."

Bei der Suche nach einem geeigneten Platz zum Trainieren und Spielen wurden sie dann beim TV Walldürn fündig. "Der TV war sofort sehr offen für unsere Idee und auch sehr interessiert." Beim Blick auf die Karte sei ihnen damals aufgefallen, dass es rund um die Region immer wieder Footballteams gebe. "Außer bei uns – da war ein Loch", sagt Diehm. "Also wollten wir genau in diesem Kreis auch anderen die Möglichkeit bieten, unseren Sport auszuüben."

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Doch der Beginn war alles andere als einfach. "Zuerst haben wir über Facebook einen Aufruf gestartet, für ein Treffen mit allen Interessenten. Dazu kamen neun Leute." Nachdem man sich dann auf Trainingszeiten geeinigt habe, konnte es also losgehen. "Zum ersten Training waren dann schon elf Leute da, beim zweiten waren es auf einmal 17", erzählt Diehm. Und auch das Training an sich stellte eine große Herausforderung dar. "Natürlich kann man sich im Internet in alles einlesen und viel nachschauen. Aber ich selbst hatte ja auch zuvor noch nie gespielt, wollte unbedingt selbst spielen und musste das Training vorbereiten. Das war ziemlich zeitintensiv." Ohne die Hilfe seiner Lebensgefährtin, die ihm immer den Rücken freigehalten habe, wäre es schwierig geworden, meint er.

Mittlerweile umfasst das Team der Silverbacks Walldürn rund 70 Personen, inklusive Organisationsteam und Trainerstab. "Wir sind froh, dass wir mit Mark Herrick einen Head-Coach gewinnen konnten, der eine Menge Erfahrung mitbringt." Und Herrick, ein Amerikaner, brachte auch gleich seine beiden Söhne Luke und Dave mit, denen Football "in die Wiege gelegt wurde", wie es Diehm formuliert. Außerdem helfe es enorm, dass sich einige Leute den Silverbacks angeschlossen haben, die früher schon in anderen Teams aktiv waren. "Dass es sich dann tatsächlich so schnell entwickelt hat, mit so vielen Spielern, den Trainern – das überrascht uns immer noch etwas und hat uns, ehrlich gesagt, am Anfang auch ein wenig überrannt."

Nach der rasanten Entwicklung sind jetzt alle Beteiligten heiß darauf, endlich die erste reguläre Saison zu spielen. Doch auch dabei gibt es einige Hürden zu meistern. Mit den Nordbaden Dukes, den Crailsheim Praetorians und den Rettigheim Rhinos haben die Walldürner in ihrer Kreisligagruppe Nord drei Konkurrenten um den Einzug in die Playoffs. Bei Auswärtsfahrten stehen also ziemliche Strecken an, die das gesamte Team zurücklegen muss. "Aktuell ist es so, dass wir uns da selbst organisieren, und die Jungs fahren mit ihren privaten Autos. Anders geht es momentan nicht." Sprich, wenn das 70-köpfige Team auf Auswärtsreise geht, müssen 14 Autos bereitstehen, damit auch alle Teammitglieder am Zielort ankommen. "Bei uns läuft alles ehrenamtlich, wir haben noch keine Saison gespielt. Wir können uns leider nichts anderes leisten", sagt Diehm. "Mit viel Glück finden wir vielleicht irgendwann ein Busunternehmen, das bei uns als Sponsor einsteigen will und uns dahingehend unterstützen kann."

Die Silverbacks waren seit 2018 auch im Jugendbereich tätig. "Wir versuchen, immer Kinder und Jugendliche für unseren Sport zu begeistern." Dafür hatte man vor dem zweiten Lockdown sogar eine Kooperation mit einer Walldürner Schule ausgemacht, an der die Footballer den Schülern ihren Sport vorstellen wollten. "Das hat dann aber wegen des Coronavirus leider noch nicht geklappt."

Warum Football für Erwachsene und Jugendliche in der Region interessant sein kann? Darauf hat Diehm eine einfache Antwort: "Weil American Football wirklich für jeden, egal wie groß, welcher Körperbau, einen Platz hat. In unserer Sportart gibt es für jeden eine Position." Darin sehe er auch einen gewissen Vorteil gegenüber den gängigen Sportarten. "Auch in anderen Sportarten gibt es je nach Position gewisse Anforderungen. Die Unterschiede sind dabei aber im Normalfall nie so groß wie im Football. Wir brauchen die großen schweren Jungs zum Beispiel für unsere Offensive-Line. Dann brauchen wir schnelle, wendige Spieler als Passempfänger und -verteidiger. Menschen, die in anderen Sportarten aufgrund ihrer körperlichen Gegebenheiten keine Perspektiven sehen, können bei uns eine wichtige Rolle einnehmen."

Eine wichtige Rolle bei den Silverbacks Walldürn nehmen auch die 70 Teammitglieder ein, die mit Herz und Leidenschaft bei der Sache sind. Und das ist genau das, was Diehm von seinen Jungs in der Saison 2021 sehen möchte. "Wenn gespielt werden kann, dann ist für mich das Wichtigste, dass wir als Team zusammenstehen und, falls es einmal nicht so laufen sollte, den Kopf nicht hängen lassen." Außerdem sei das Ziel des Vereins, sich längerfristig zu etablieren und dass man "vielleicht noch etwas weiter in den Ligen nach oben kommt".

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