Kann Obrigheims Nationalheber Matthäus Hofmann heute in der Neckarhalle den deutschen Gewichtheber-Mannschaftsmeistertitel bejubeln? Foto: S. Weindl
Obrigheim. (rol) Nur noch wenige Stunden bis zum Gewichtheber-Finale in Obrigheim am Samstag um 18 Uhr. Was bisher geschah, wer auf der Bühne stemmen wird, warum Fans ohne Ticket den Endkampf trotzdem live verfolgen können. Informationen von A bis Z:
Athleten: Anders als in der Bundesliga stehen sich im Endkampf um die Meisterschaft drei statt nur zwei Mannschaften gegenüber. Es qualifizieren sich die beiden Staffelsieger der Gruppen A und B sowie der beste Zweitplatzierte. Deshalb werden im Finale mindestens 18 Athleten (sechs Heber pro Team plus etwaige Einwechslungen) auf der Bühne stehen. Der Wettkampf inklusive Pause wird etwa drei Stunden dauern.
Bewegtbilder: Wer keine Eintrittskarten bekommen hat, aber das Finale dennoch live verfolgen will, kann das per Internet tun. Auf Sportdeutschland.tv wird das Kräftemessen der drei Titelanwärter ab 18 Uhr übertragen. Kommentatoren sind Eric Schneidenbach, Geschäftsführer und Kommunikationschef des Bundesverbands Deutscher Gewichtheber (BVDG), sowie der frühere Nationalheber und Tom Schwarzbach vom AV Speyer. Beide waren schon am 16. Februar im Einsatz, als der SV Obrigheim gegen den AC Mutterstadt antrat und zum ersten Mal ein Bundesliga-Wettkampf live im Web zu sehen war.
Erwartungen: Landrat Achim Brötel, zugleich Schirmherr des Förderkreises, schreibt im Obrigheimer Gewichtheber-Magazin "Hantelsblatt": "Egal, wer heute Abend gewinnt: Ich bin sicher, es wird eine exzellente Werbung für den Gewichthebersport. Vor einem Publikum, das nicht nur in hohem Maße begeisterungsfähig ist, sondern auch deutschlandweit als besonders fair gilt. Die legendäre Obrigheimer Stimmung muss man einfach miterleben." Bürgermeister Achim Walter freut sich auf einen interessanten Wettkampf, "wenn am Schluss der SV Germania Obrigheim mit 200 g vorne liegt und damit Deutscher Meister ist, wäre der Abend natürlich perfekt".
Europameister: Antonino Pizzolato heißt der Mann, der vor zweieinhalb Wochen in Georgien Gold gewann und nun als frisch gekürter Europameister zum DM-Finale anreist. Der Heber des AC Mutterstadt startete in der gleichen Gewichtsklasse (bis 81 Kilo) wie Obrigheims Nico Müller. Nach dem Reißen lagen beide mit 155 Kilo gleichauf, doch im zweiten Durchgang zog der Italiener davon und gewann sowohl das Stoßen (201 kg) als auch den Zweikampf (356 kg). Die EM-Medaillen sind zwar vergeben, doch das Duell der Rivalen geht weiter bei der WM, bei Olympia - und schon am Samstag im Endkampf der besten Bundesliga-Teams.
Favoriten: Einen eindeutigen Favoriten gibt es in diesem Jahr nicht. Legt man die Durchschnittspunktzahl aus den fünf besten Wettkämpfen in der Bundesliga zugrunde, liegt der AC Mutterstadt mit 862 Punkten knapp vor dem SV Obrigheim mit 853 und dem SSV Samswegen 829. Gemessen an der Saisonbestleistung sind die Obrigheimer Gewichtheber die Nummer eins mit 894,4 Punkten vor Mutterstadt mit 890,8 und Samswegen mit 872,2 Punkten. Nord-Ost-Meister SSV Samswegen hatte in seiner Staffel allerdings nicht so starke Konkurrenz wie die Spitzenteams in Süd-West, wo sich Obrigheim, Mutterstadt und der AV Speyer einen engen Dreikampf lieferten und entsprechend öfter versuchen mussten, in Bestbesetzung anzutreten und ans Leistungslimit zu gehen.
Meistertitel: Am 26. April 2003 wurde der SV Obrigheim in Plauen zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte deutscher Mannschaftsmeister im Gewichtheben. Weitere Titel folgten 2008 und 2013. Sollte es am Samstag zum Sieg reichen, wäre das die vierte deutsche Meisterschaft die Gastgeber.
Neckarhalle: Bereits zum fünften Mal ist die Obrigheimer Neckarhalle am heutigen Samstag Schauplatz eines Finales um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft im Gewichtheben. Premiere war 2005, als Stralsund (932,5 Punkte) deutlich vor Obrigheim (816,1) und Chemnitz (869,4) gewann. 2008 war Samswegen schon einmal in Obrigheim zu Gast, wurde mit beachtlichen 916 Punkten jedoch nur Dritter. In einem dramatischen Duell siegten die Gastgeber (967,2) gegen den Chemnitzer AC (957,2), für den der spätere Olympiasieger Matthias Steiner im letzten Versuch die Hantel nach oben stieß, der Versuch aber als ungültig gewertet wurde. Fünf Jahre später holte Obrigheim (996 Punkte) erneut den Titel, wieder war Chemnitz (982,6) ein starker Widersacher; der AV Speyer (781) als Dritter spielte eine Nebenrolle. Das war 2015 anders, als die Pfälzer (891,3 Punkte) in der Neckarhalle den SV Obrigheim (843,4) klar schlugen.
Prüfungsstress: Voll gefordert ist Lisa Marie Schweizer. Die Nationalheberin des AC Mutterstadt hat erst vor zweieinhalb Wochen bei der EM in Georgien persönliche Rekorde aufgestellt, am Samstag will sie ähnlich stark auftrumpfen. Nicht nur Kraft, sondern vor allem Köpfchen musste die 23-Jährige am Tag zuvor beweisen: Dann absolviert die Polizeianwärterin ihre Abschlussprüfung in Rheinland-Pfalz.
Spitzensportler: Ein Großteil der Nationalmannschaft wird beim Teamfinale auf der Bühne stehen. Die Obrigheimer Nico Müller und Matthäus Hofmann sowie die Mutterstädter Max Lang, Nina Schroth, Lisa Marie Schweizer und Tabea Tabel gehörten dem deutschen EM-Kader in Georgien an. Hinzu kommen die früheren Kader-Athleten Jakob Neufeld (Obrigheim) sowie Robert Joachim und Michael Müller, die lange Jahre für den Berliner TSC starteten und inzwischen für den SSV Samswegen heben.
Zuschauer: Die Neckarhalle ist bereits seit Wochen ausverkauft. Gut tausend Besucher werden erwartet. Der Wettkampf beginnt um 18 Uhr, Einlass ist ab 16 Uhr, der Außenbereich ab 15.30 Uhr geöffnet. Keiner soll Hunger oder Durst leiden: Vor der Neckarhalle stehen Grillstation und Bierwagen, damit die Besucher des Finales gut versorgt sind, auch drinnen gibt es wie gewohnt zu essen und zu trinken.