Von Michael Wilkening
Heidelberg. In dieser Spielzeit ist vieles anders, das liegt allein an den Umständen, mit denen die Klubs der 2. Basketball-Bundesliga zurechtkommen müssen. Bei den MLP Academics Heidelberg hat sich aber auch sportlich viel verändert. In den vergangenen Jahren machten die Schützlinge von Branislav Ignjatovic in fremden Hallen oft einen besseren Eindruck als in der eigenen Heimspielstätte, doch das ist in der laufenden Saison grundlegend anders. Beim 94:86 (45:40)-Sieg gegen die Kirchheim Knights feierten die Academics den vierten Erfolg im vierten Heimspiel und erzielten dabei immer mindestens 90 Punkte.
Immer mindestens 90 Punkte
Es ist besonders schmerzhaft für die Heidelberger und ihren Anhang, dass die spektakulären Begegnungen derzeit ohne Zuschauer in der Halle ausgetragen werden müssen, denn man kann es sich gut vorstellen, welch euphorische Atmosphäre in der Halle am Olympiastützpunkt herrschen könnte, wenn die offensive Power der Academics eine Symbiose mit der Unterstützung der Fans bilden würde.
"Es ist faszinierend", sagte Matthias Lautenschläger nach dem Erfolg über die Kirchheimer mit Blick auf den Auftritt der Heidelberger. Der Manager wurde von den Spielern auf dem Feld emotional hin- und hergerissen, war aber am Ende glücklich über den Sieg.
Dieses Gefühl überstrahlte auch das Erschrecken über die Startphase und die Sorgen im letzten Viertel. Die Academics hatten nämlich ihre Stärken ebenso gezeigt wie die Schwächen. Nach nicht einmal vier Minuten lagen sie 4:15 zurück und machten in den ersten Minuten den Eindruck, im Kopf noch nicht bereit für diese Partie zu sein.
Ein Fehlstart der Heidelberger ist aktuell aber kein Grund, in Sorge zu sein, denn die Qualität der Ignjatovic-Schützlinge ist es, schnell ins Laufen kommen zu können. Noch vor dem Ende der ersten zehn Minuten stand es 25:25-Unentschieden, weil die Kirchheimer keine Mittel gegen die Geschwindigkeit im Heidelberger Angriffsspiel fanden.
Sa’eed Nelson als Spielmacher ist mit 22 Jahren mitunter wild in seinen Aktionen, insgesamt aber nur schwer vom Gegner zu kontrollieren. Mit 19 Punkten gehörte der Neuling wieder zu den Stützen der Academics-Offensive. Das Problem für die Kontrahenten ist, dass die Heidelberger nicht nur Nelson, sondern zu viele offensive Waffen haben, um alle gleichzeitig ausschalten zu können.
Die Breite des Heidelberger Kaders unterstreicht die Tatsache, dass es mit Evan McGaughey im fünften Saisonspiel bereits den vierten Topscorer gab. Der US-Amerikaner erzielte 21 Punkte und hatte vor allem wichtige Szenen in der Endphase, als er gemeinsam mit Shyron Ely, Niklas Würzner und Albert Kuppe dafür sorgte, dass die Bilanz in eigener Halle makellos blieb. In den letzten Minuten waren es die "alten Hasen", die den Sieg gegen Kirchheim sicherten. Nachdem sich die Heidelberger zwischenzeitlich eine 13-Punkte-Führung erspielt hatten (72:59/30.), stand es drei Minuten vor Schluss 84:84-Unentschieden. Die Knights mit dem herausragenden Maxwell Mahoney (30 Punkte, 13 Rebounds) waren drauf und dran, die Partie umzubiegen.
Zwei Punkte von Ely, ein Steal von Würzner, ein gelungener Einsatz von Armin Trtovac sowie eine starke Einzelleistung von McGaughey sorgten danach aber für eine 90:84-Führung – und für den Beweis, dass die Heidelberger Lösungen haben, um sich aus brenzligen Situationen zu befreien. Die Heidelberger, das wurde gegen Kirchheim erneut sichtbar, sind noch längst nicht stabil in ihrem Spiel, verfügen aber über so viel Qualität, dass sie trotzdem gewinnen. Das macht Eindruck.
MLP Academics Heidelberg: McGaughey 21 Punkte / 2 Dreier, Nelson 19/3, Kuppe 15/3, Ely 12, Würzner 12/1, Trtovac 9, Geist 5, Loh 3, Vailjevic, Ihle.
Kirchheim Knights: Mahoney 30/1, Wohlrath 15/2, Leufroy 15/2, Pape 8, Williams 5/1, Koch 5/1, Kronhardt 5, Strickland 3/1, Fouda, Keita, Nicklaus, Haziri.
Spielfilm: 4:15 (4.), 25:25 (10.), 34:36 (15.), 45:40 (Hz.), 51:51 (23.), 63:52 (27.), 72:62 (30.), 81:81 (35.), 84:84 (37.), 94:86 (Endstand).