Auch bei Academics-Topscorer Jordan Geist (am Ball) zeigte die Formkurve gegen Ehingen wieder deutlich nach oben. Foto: vaf
Von Nikolas Beck
Heidelberg. Zuckerbrot und Peitsche. Branislav Ignjatovic regiert auf diese Weise bereits in seiner siebten Saison als Trainer der MLP Academics in Heidelberg. Am Mittwochabend war das mal wieder zu beobachten. Als das Heimspiel gegen Ehingen bereits entschieden war, brachte der Serbe in der Schlussminute Risto Vasiljevic. Und der 20-Jährige setzte dem 97:82-Erfolg mit einem Treffer von der Mittellinie mit der Schlusssirene das Krönchen auf. "Zehn Sekunden vorher habe ich noch mit ihm gestritten, weil er aufs Feld kommt und sofort einen Dreier versucht", musste auch Ignjatovic hinterher schmunzeln. Und war selbstredend schon wieder milder gestimmt: "Der letzte Wurf war sensationell und freut mich total für ihn – er ist ein toller, schlauer Junge, der akribisch arbeitet und sich gut entwickelt."
Vasiljevic spielt seine erste Saison bei den Academics und hat sich mit seinem "Kunstschuss" aus 14 Metern schon in den Geschichtsbüchern des Ex-Rekordmeisters verewigt. Schließlich war es der Schlusspunkt des ersten Heimsiegs im SNP Dome, dem 20. Erfolg in dieser Runde. So viele hatte es in der Pro A für die Heidelberger überhaupt noch nie gegeben. Für Ignjatovic, den harten Trainer-Hund mit dem weichen Kern, ist die Bestmarke gar nicht hoch genug einzuschätzen. Spätestens nach dem schwer erkämpften Sieg gegen das Schlusslicht Ehingen, als die Heidelberger schon im ersten Viertel mit 24 Punkten zurücklagen, wird jeder gesehen haben, so der 54-Jährige, wie stark die Konkurrenz in diesem Jahr sei. "Wir sind in der besten Pro A aller Zeiten unter den Top-Vier", betont Ignjatovic.
Der Comeback-Sieg stimmt ihn optimistisch, dass seine Korbjäger pünktlich zu den entscheidenden Duellen Bestleistungen abrufen können. Der Dreier fiel vor allem in der zweiten Halbzeit wieder hochprozentiger als zuletzt, allen voran Jordan Geist und Niklas Würzner brachten offensiv wie defensiv viel Energie aufs Parkett.
Welcher Platz es am Ende wirklich ist, entscheidet sich am Wochenende. Die Academics treten als Tabellenzweiter am Samstag um 19.30 Uhr bei den punktgleichen Eisbären Bremerhaven an. Spitzenreiter Rostock empfängt den Vierten Jena. Holen die Academics zwei Zähler und sieben Pünktchen Korbdifferenz auf Rostock auf, könnte es sogar noch mit der Spitzenposition in den am Wochenende darauf startenden Playoffs klappen.
So oder so, Manager Matthias Lautenschläger blickt zuversichtlich auf die Aufstiegsrunde: "Wir haben mehrfach gezeigt, dass wir jeden Gegner schlagen können." Um die sportliche Qualifikation für die Bundesliga streiten sich die besten acht Mannschaften im Zwei-Gruppen-Modus mit Hin- und Rückspiel.
Wenn Ignjatovic an die alles entscheidende Phase der Saison denkt, überkomme ihn ein bisschen Wehmut, räumt er ein, während er seine Blicke über die leeren Tribünen des SNP Domes wandern lässt. "Das wäre die perfekte Möglichkeit gewesen, zu sehen, was in Heidelberg in dieser Halle möglich sein kann ..." Basketball-Feste vor vollen Rängen bleiben pandemiebedingt erst mal Zukunftsmusik.
Und allzu weit möchte der Academics-Coach ohnehin nicht vorausschauen. Zunächst einmal gilt der Fokus dem Hauptrunden-Finale an der Nordseeküste. Ignjatovic: "Wir fahren nicht einen Tag früher nach Bremerhaven, um dort dann nicht gewinnen zu wollen."
Pro A, Samstag, 19.30 Uhr: Bremerhaven - Heidelberg.