Redebedarf: Academics-Coach Branislav Ignjatovic (Mitte) fand deutliche Worte für den verschenkten Sieg in Rostock. Archivbild: vaf
Von Michael Wilkening
Rostock/Heidelberg. Es hatte nichts mit der bitteren Niederlage in Rostock zu tun, dass die Spieler und Offiziellen der MLP Academics Heidelberg am Donnerstag auf Abstand zueinander gingen. "Wir haben außer beim Frühstück nicht viel miteinander gesprochen", räumte Branislav Ignjatovic ein, hatte dafür jedoch eine nachvollziehbare Erklärung parat. In den Zügen der Deutschen Bahn werden aktuell wegen der Corona-Pandemie nur die Fensterplätze besetzt. Weil die Zweitliga-Basketballer den langen Weg von Rostock zurück nach Heidelberg mit dem ICE zurücklegten, mussten sie auf Distanz gehen.
Die Aufarbeitung der 88:91-Niederlage bei den Seawolves kann deshalb erst Freitagmorgen fortgesetzt werden, wenn sich die Academics zum nächsten Training in der Halle versammeln. Die Besonderheit der Niederlage beim Tabellenführer aus Rostock war die Tatsache, dass sich die Heidelberger sie ganz und gar selbst ankreiden mussten. "Wenn du Rostock in eine solche Situation bringst, dann musst du das Spiel auch gewinnen", sagte der Serbe, der die Pleite deshalb auch nicht als bitter oder unglücklich beschreiben wollte, sondern eine andere Umschreibung wählte: "Das war dumm."
Ignjatovic ärgerte sich nicht darüber, dass Würfe nicht den Weg in den Korb fanden, sondern über Undiszipliniertheiten in der Schlussphase, die den Seawolves nach einem 75:84-Rückstand fünf Minuten vor dem Ende einen Weg zurück ins Spiel ermöglichten. Zwei unsportliche Fouls – zunächst von Sa’eed Nelson, danach von Jordan Geist – leiteten die Wende ein. "Es kann nicht sein, dass wir dem Gegner zweimal Freiwürfe schenken und danach den Ballbesitz. Insgesamt habe seine Mannschaft in den finalen Minuten des Spitzenspiels "alles falsch" gemacht.
Das ist bitter, denn bis dahin hatten die Heidelberger vieles richtig gemacht und waren drauf und dran, die Tabellenführung in der 2. Bundesliga zu erobern. "Wir werden sehen, welche Auswirkungen dieses Spiel und die Schlussphase für uns haben", sagte Ignjatovic.
Der Plan war, mit einem Heimsieg am Samstag gegen Ehingen die negativen Gedanken zu verscheuchen, doch seit Donnerstagabend ist klar, dass sich die Academics einen neuen Weg suchen müssen, das Negativerlebnis an der Ostsee zu verarbeiten: Weil bei den Ehingern ein Spieler positiv auf den Covid-19-Erreger getestet wurde, wird die Partie am Samstag in der Halle am Olympiastützpunkt nicht stattfinden können. "Wir warten noch auf die schriftliche Bestätigung, aber es ist nicht vorstellbar, dass sich daran etwas ändert", sagte Manager Matthias Lautenschläger.
Bereits die Partie des Tabellenletzten am Mittwoch gegen die Kirchheim Knights musste wegen eines positiven Corona-Schnelltests kurzfristig abgesagt werden, ein PCR-Test am Donnerstag bestätigte den Corona-Fall in Reihen der Ehinger nun. "Ich bin um jede Trainingseinheit und jedes Match froh, die wir absolvieren können", hatte Ignjatovic vor den schlechten Nachrichten gesagt und kann nun mit seinen Spielern mitfühlen. "Als ich noch aktiv war, wollte ich nach Niederlagen im besten Fall schon am nächsten Tag wieder spielen", sagte er. Nun ist aber wohl erst einmal etwas länger warten angesagt.