Bester Werfer bei den Hausherren: Eric Palm, hier gegen Kalidou Diouf, kam gegen die White Wings Hanau auf 21 Punkte. Foto: vaf
Von Michael Wilkening
Heidelberg. Es gibt Tage, an denen klappt gar nichts - und genau so einen Tag hatten am Sonntag die Zweitliga-Basketballer der MLP Academics Heidelberg erwischt. In der Halbzeitpause war zunächst der Kabinenschlüssel nicht auffindbar, so dass Branislav Ignjatovic seine Spieler erst mit etwas Verspätung "ins Gebet" nehmen konnte. Es war ein kleines Missgeschick an einem Abend mit ganz vielen.
Die Pausenansprache des Trainers half aber nichts mehr, denn nach einer in Teilen desolaten Vorstellung verloren die Academics gegen die White Wings Hanau mit 79:89 (36:42). Durch die Niederlage gegen das Schlusslicht verpassten die Heidelberger den möglichen Sprung auf den vierten Tabellenplatz.
"Das war eine bittere und verdiente Niederlage für uns", sagte Ignjatovic. Er fand keine Mittel, um den Formverfall seiner Spieler innerhalb des Matches aufzuhalten. "Wir hatten lange Zeit nicht die Intensität, die wir brauchen", erklärte der Academics-Coach. Während sich die Hanauer zwischenzeitlich in einen Rausch spielten, zerfielen die Heidelberger in ihre Einzelteile.
Dabei hatte es gar nicht schlecht angefangen an diesem "schwarzen Sonntag", denn im ersten Viertel kontrollierten die Heidelberger die Begegnung und waren gefühlt deutlicher überlegener als die 20:16-Führung nach zehn Minuten aussagte. Zu Beginn des zweiten Abschnitts lagen die Academics mit 28:20 vorne (13.), ehe die Leistungskurve der Spieler in den weißen Trikots erst kaum merklich und plötzlich rasant abfiel.
Bis zur Pause drehten die Hanauer die Partie und legten eine 42:36-Führung vor und die Zuschauer in der Halle am Olympiastützpunkt hofften auf einen ähnlichen Effekt wie bei den Heimerfolgen gegen Schalke und die Artland Dragons zuletzt. Da hatten sich die Academics nach einem Rückstand nach 20 Minuten jeweils beeindruckend zurückgekämpft.
Beim dritten Versuch klappte das nicht, im Gegenteil: Das dritte Viertel geriet zu einem Desaster aus Heidelberger Sicht: Die Hanauer zogen auf 70:48 davon und hatten die Begegnung bereits nach 30 Minuten für sich entschieden.
Der Ärger der Heidelberger konzentrierte sich nicht allein auf das eigene Tun, sondern auch auf die Pfiffe der drei Schiedsrichter. Die wirkten nicht immer souverän, waren aber sicher nicht ursächlich dafür, dass die Academics sechs Minuten vor dem Ende 54:74 hinten lagen. Ignjatovic ließ seinen Frust dennoch verbal an den Unparteiischen ab, kassierte erst ein technisches Foul und musste anschließend die Halle verlassen.
"Das ist mir in 21 Jahren als Trainer zum zweiten Mal passiert. Dafür muss ich mich bei meiner Mannschaft und bei allen entschuldigen, die in der Halle waren. Da muss ich mich besser im Griff haben", sagte Ignjatovic nach dem Match. Der Serbe war verärgert über sein Verhalten: "Ich habe die Jungs im Stich gelassen, das tut mir sehr leid." Letztlich war das Fehlverhalten des Trainers nach den vielen Unzulänglichkeiten seiner Cracks das i-Tüpfelchen an einem schweren Tag für den gesamten Klub.
Der Academics-Coach sah nicht mehr, dass die Heidelberger Moral zeigten und sich knapp drei Minuten vor dem Ende sogar noch einmal auf 65:77 herankämpften. Mit einem Dreier beendete Luquon Choice, ohnehin der beste Hanauer, dann aber die vagen Hoffnungen auf eine verrückte Wende. Ganz zum Schluss zeigten die Academics die Aggressivität in der Verteidigung, die lange fehlte. Das genügte, um die Niederlage in ihrem Ergebnis erträglich zu gestalten, doch insgesamt bedeuteten die 40 Minuten einen Rückschritt.
MLP Academics Heidelberg: Palm 21 Punkte/4 Dreier, Heyden 19/1, Ely 18/2, Oppland 12, Ney 4, Smith 3/1, Würzner 2, Schmitt, Liyanage, Brunnenkant, Aichele, Schöpe
White Wings Hanau: Choics 26/5, Talley 12/3, Jönke 12, Pinson 12/2, Angerer 11, Diouf 9, Woods 5/1, Eichler 2, Nicolay.
Spielfilm: 11:10 (6.), 20:16 (10.), 28:20 (13.), 34:36 (18.), 36:42 (Hz.), 38:50 (23.), 48:70 (30.), 63:77 (36.), 79:89 (Endstand). Zuschauer: 750.