Chefcoach Branislav Ignjatovic von den MLP Academics Heidelberg ist ein Befürworter des 3 × 3-Basketballs. Foto: vaf
Von Nikolas Beck
Heidelberg. Bei den Olympischen Sommerspielen im kommenden Jahr in Tokio wird Basketball erstmals auch im Format drei gegen drei gespielt. Eine Entwicklung, die Branislav Ignjatovic begrüßt. Im Gespräch mit der RNZ verrät der serbische Chefcoach der MLP Academics Heidelberg, warum der gesamte Basketball vom 3 × 3 profitiert - und wie "Streetball" dem 52-jährigen Erfolgstrainer dennoch ein paar graue Haare mehr bescheren könnte.
Branislav Ignjatovic, Deutschlands Damen haben bei den European Games gerade Bronze im 3 × 3-Basketball knapp verpasst. Verfolgen Sie die Sportart?
Da bin ich der richtige Ansprechpartner (lacht). Klar, verfolge ich 3 × 3-Basketball. Am Wochenende gingen übrigens auch die Weltmeisterschaften in Amsterdam zu Ende. Wir (Serbien) sind als dreifacher Titelverteidiger leider im Halbfinale an Lettland gescheitert. Am Ende wurden die USA Weltmeister.
Wer Ihre Basketball-Philosophie kennt, erwartet eher, dass Ihnen das ursprüngliche Streetball ein Dorn im Auge sein könnte.
Ganz und gar nicht, im Gegenteil. Das ist doch das Fundament des Basketballs. Jeder aus der sogenannten ,Jugo-Schule’ wird bestätigen, dass es dem Basketball im ehemaligen Jugoslawien qualitativ enorm geholfen hat, dass extrem viel drei gegen drei gespielt wurde. Auch von mir selbst, auch nach dem Training noch bis zum Umfallen.
Also kann der klassische Basketball vom Ableger sogar profitieren?
Absolut. Basketball an sich gewinnt so viel an Popularität dadurch. Beim drei gegen drei sind die Hallen voll, es gibt inzwischen Profis, die nur drei gegen drei spielen. Leider wurde die Sportart vor zehn, 15 Jahren etwas vergessen. Hinter meinem Haus in Belgrad gibt es einen Freiplatz. Zu meiner Zeit standen da immer 20, 25 Mannschaften und warteten auf ihren Einsatz. Das Gewinner-Team forderte die nächsten heraus. Wenn du da verloren hast, konntest du direkt nach Hause gehen. Zwischenzeitlich war dort leider nicht mehr viel los.
Ist ein guter Basketballer automatisch auch ein guter 3 × 3-Spieler?
Klar, es ist ein bisschen mehr Körperkontakt erlaubt und es wird nur auf einen Korb gespielt. Aber die Basics sind doch gleich. Der Korb hängt auf der gleichen Höhe, etc. Und am Ende muss der Ball eben durch die Reuse. Der perfekte Basketballer braucht ein gutes Ballhandling, ein gutes Handgelenk beim Wurf, Athletik und Spielübersicht. Damit könnte man dann sicherlich auch beim drei gegen drei überzeugen. Ein reiner Rebounder hätte es da beispielsweise ziemlich schwer.
Man kann also festhalten, Sie sind Befürworter jeder Art der Korbjagd?
(schmunzelt) Na ja, wenn jetzt ein Shy Ely (Topscorer der Academics) den Sommer über permanent drei gegen drei spielen wollen würde, würde mir das sicherlich ein paar graue Haare mehr bescheren. Das Verletzungsrisiko spielt da natürlich eine Rolle. Da wäre ich strikt dagegen, wenn die Spieler hier als Profis über zwölf Monate unter Vertrag stehen. Prinzipiell freue ich mich aber vor allem über jeden Jugendlichen, den ich auf dem Freiplatz spielen sehe.
Stichwort Academics: Wie weit sind die Planungen für die neue Saison?
Relativ weit. Zurzeit suchen wir gerade noch einen Schlüsselspieler als Ersatz für Jaleen Smith. Das wird entweder wieder ein Guard oder wir holen noch jemanden auf den großen Positionen. Und ein sechster Rotationsspieler mit deutschem Pass wäre ein Traum. Insgesamt haben wir aktuell sieben Profis unter Vertrag.
Fürs drei gegen drei würde das ja schon reichen.
(lacht) Im Training wäre das schon okay. Es gibt Statistiken, laut denen 60 bis 70 Prozent aller Körbe beim fünf gegen fünf die Folge von Aktionen sind, bei denen ohnehin nur zwei oder drei Spieler beteiligt sind. Aber das ist Basketballtheorie.
Dann zum Abschluss noch ein paar Fakten. Wie sieht der Fahrplan der Academics aus?
Trainingsauftakt ist am 10. August. Dann haben wir ein taffes Programm mit acht bis zehn Testspielen. Darunter welche gegen Frankfurt, Ludwigsburg und Würzburg. Am 25. August werden wir zudem wieder ein paar Tage ins Trainingslager Richtung Tschechien fahren.