Ein echter Coup: Mit dem athletischen Shaun Willett haben sich die Academics noch einmal exzellent verstärkt. Foto: vaf
Von Michael Wilkening
Heidelberg. Ganz zum Schluss hatten die Heidelberger das Quäntchen Glück und gewannen deshalb das Topspiel in der 2. Basketball-Bundesliga. Die Akteure der Rostock Seawolves hätten es schon in der ersten Halbzeit ahnen können, dass es letztlich so kommen musste. Die MLP Academics spielten stark auf, führten im zweiten Viertel bereits, als Shyron Ely Außergewöhnliches gelang. Nach einem Beinahe-Ballverlust war die Zeit für den eigenen Angriff schon fast abgelaufen, als der Flügelspieler den Ball aus der Not heraus beinahe von der Mittellinie in Richtung Korb schleuderte – und zum 35:25 traf. Am Ende lagen die Heidelberger eben jene drei Punkte vor den Rostockern (78:75), die dieser verrückte Versuch einbrachte.
Es wäre aber vermessen, den Sieg der Mannschaft von Branislav Ignjatovic alleine darauf zurückzuführen, dass die Academics mehr Glück als ihr Gegenüber hatten. Mit der besten defensiven Leistung der bisherigen Spielzeit kämpften die Heidelberger die Seawolves nieder und garnierten den leidenschaftlichen Einsatz mit feinen spielerischen Noten. "Wenn wir es lernen, immer so in der Verteidigung zu spielen, sind wir eine Top-Mannschaft", sagte Ignjatovic. Vier Tage zuvor waren seine Akteure beim 115:100-Sieg in Tübingen noch reichlich nachlässig unter dem eigenen Korb gewesen – gegen Rostock stimmte die Einstellung unter beiden Körben.
Es kristallisiert sich immer deutlicher heraus, dass die Heidelberger in dieser Saison eine realistische Chance besitzen, ernsthaft um den Aufstieg in die Bundesliga zu kämpfen. "Es fühlt sich so an, dass wir dieses Mal den Weg bis zum Ende gehen können", sagte Ely.
Der US-Amerikaner spielt schon lange in Heidelberg und ist überzeugt davon, in dieser Zeit noch keine bessere Mannschaft um sich herum gehabt zu haben. Zu einer Kampfansage lässt sich der Führungsspieler aber nicht hinreißen: "Ich rede nicht gerne viel darüber, denn wir müssen auf dem Feld zeigen, welche Qualität wir haben."
In den kommenden zehn Tagen gibt es dazu keine Gelegenheit, denn am kommenden Wochenende sind die Heidelberger spielfrei, erst am 24. Februar geht es mit einem Heimspiel gegen Phoenix Hagen in der Halle am Olympiastützpunkt weiter. Dafür folgt darauf eine Spielhatz – die Partie gegen Hagen ist die erste von acht innerhalb von 25 Tagen. "Die Spieler freuen sich darauf, die spielen lieber, anstatt viel trainieren zu müssen", sagt Ignjatovic. Danach wird klar sein, ob die Entwicklung der Academics hin zu einem Aufstiegsanwärter in den richtigen Bahnen verläuft, wenngleich bis zum 10. April, dem geplanten Ende der regulären Saison, noch vier Begegnungen ausstehen.
Bis dahin wird Shaun Willett vermutlich noch besser in die Abläufe der Academics integriert sein. Schon jetzt sind die Fortschritte der Eingewöhnung deutlich sichtbar. Der Forward zeigte gegen Rostock erneut seinen Wert, weil er mit seiner enormen Athletik ein Gegenpart zu den körperlich robusten Seawolves war.
Die Nachverpflichtung könnte sich als echter Coup erweisen. "Ich finde, er rundet unseren Kader ab, er ist das letzte Puzzleteil", sagte Ely über seinen Landsmann, der während der Vorrunde vom Ligarivalen Schwenningen an den Neckar gewechselt ist.