Drin das Ding: Adler-Ass Phil Hungerecker (l.) jubelt über seinen Führungstreffer zum 1:0 gegen die Düsseldorfer EG. Foto: vaf
Von Rainer Kundel
Mannheim. Das war wieder einer der unvergesslichen Nachmittage mit den Mannheimer Adlern in der SAP Arena. Ganz lange schien es, als würde sich der Meister an der bekannten Riegel-Taktik von Düsseldorfs Trainer Harold Kreis die Zähne ausbeißen. Bis der 2:3-Anschlusstreffer von Tim Stützle in Überzahl acht Minuten vor Schluss den Knoten löste und gegen die Düsseldorfer EG nach einem zwischenzeitlichen Zwei-Tore-Rückstand das Zeichen zu einer Aufholjagd beim 5:3 (1:1, 0:1, 4:1) Sieg war. Mit dem fünften "Dreier" in Serie hat die Mannschaft von Pavel Gross auch den Angriff auf den Tabellenzweiten Straubing Tigers gestartet.
"Trotz oder gerade wegen des 1:3-Rückstandes hat Mannheim alles in die Waagschale geworfen", resümierte Kreis, "wenn du hier acht Minuten vor Schluss führst, heißt das nicht, dass man auch die Punkte mitnimmt". Der 60-jährige, in der Kurpfalz als Mannheimer "Eishockey-Denkmal" bekannt, setzte wie schon zu seiner Adler-Trainerzeit (2010-2013) darauf, in zentraler Position vor dem eigenen Tor dicht zu machen, damit der Gegner nur aus ungünstigen Positionen zum Abschluss kommen kann, wobei die seit Freitag aus den sicheren Playoff-Rängen gefallene DEG auch einige offensive Nadelstiche setzte. So lange die Kraft reichte, denn die vierte Reihe der Blau-Weiß-Roten stand häufiger auf dem Eis als die der Rheinländer, wo Kreis unter Druck gerne mit einer kurzen Bank agiert.
Trotz der späten Aufholjagd brauchen sich die Adler nicht für ihr Scheibenglück hinten raus zu entschuldigen. Sie hatten es zuvor einfach nicht, 34:15 Torschüsse sprechen eine deutliche Sprache. Auch führten Nachlässigkeiten der Adler zum Düsseldorfer Ausgleich und zur Führung. Einmal war Larkin in der neutralen Zone einen Schritt zu langsam, Barta verlagerte das Spiel auf rechts und traf zum 1:1. Vor der DEG-Führung musste Eisenschmid erfahren, dass in seiner neuen Rolle als Center die Defensiv-Verantwortung größer ist – Jahnke stibitzte ihm die Scheibe. Und beim 1:3 (Unterzahl nach unmotiviertem Stockschlag von Kapitän Goc) versäumten es Akdag und Järvinen, die Situation zu klären.
Mit Ausnahme des zweiten Abschnitts, als der Altmeister aus dem Rheinland es verstand, den Adlern etwas das Tempo zu nehmen, war es ein Anrennen auf das Tor von Niederberger. "Die Zuschauer haben uns gepusht, das bringt noch mehr Energie aufs Eis", freute sich Phil Hungerecker nach seinem ersten Tor seit dem vierten Finalspiel in München Ende April über die Unterstützung von außen.
"Wir haben den Glauben nicht verloren und waren über 60 Minuten die aktivere Mannschaft", stellte Pavel Gross fest, "auch wenn es schwer war, gegen eine Mannschaft von Harry viele Chancen zu kreieren". Tim Stützle und Joonas Lehtivuori glichen ab der 52. Minute innerhalb von dreieinhalb Minuten aus, Borna Rendulic legte 34 Sekunden später zum 4:3 nach und Andrew Desjardins stellte per empty-net-Goal mit seinem elften Saisontor endgültig den Sieg sicher. "Adler geben niemals auf"– der Anfeuerungsruf aus der Stehplatzkurve war am ersten Advent auch auf dem Eis Programm. Vor der Partie erinnerten Klub und Zuschauer mit einer Gedenkminute an den kürzlich im Alter von 69 Jahren in Schwetzingen verstorbenen ehemaligen MERC-Spieler und Trainer Wilbert Duszenko.
Adler Mannheim – Düsseldorfer EG 5:3 (1:1, 0:1, 4:1)
Tore: 1:0 Hungerecker (13.), 1:1 Barta (17.), 1:2 Jahnke (28.), 1:3 Flaake (45.), 2:3 Stützle (52.), 3:3 Lehtivuori (55.), 4:3 Rendulic (56.), 5:3 Desjardins (59)
Schiedsrichter: Kopitz (Iserlohn), Salonen (Finnland)
Strafminuten: 6/8
Zuschauer: 12.194