Kampf um jeden Zentimeter: Phil Hungerecker und die Adler stellen sich auf ein intensives Spiel ein. Foto: vaf
Von Rainer Kundel
Mannheim. "Auf einem Bein steht man nicht" - der Kalauer machte am späten Sonntagabend wieder mal in den Kneipen der Quadratestadt die Runde, als eine Meldung des Hörfunks die Musik unterbrach: Die Adler Mannheim stünden mit einem Bein im Eishockey-Finale. Angesichts des Spielverlaufs in Partie drei, in der die Kölner Haie trotz der 0:4-Klatsche mit einem immensen läuferischen Aufwand ihre bislang beste Halbfinalvorstellung boten, ist der Einwand berechtigt.
Gross: "Wir werden sofort bereit sein müssen"
Gleichwohl: Der Berg wird für den achtfachen deutschen Meister immer steiler nach der siebten Niederlage dieser Saison gegen den alten Rivalen. Vier Pleiten in der Hauptrunde, jetzt drei in den Ausscheidungsspielen, dazu nur einmal in 180 Minuten Dennis Endras bezwungen - und die Bank der Haie wird nach der zu erwartenden Sperre für Simon Despres (Tätlichkeit gegen einen Linienrichter) immer kürzer.
Da hilft nur noch der Glaube an ein Wunder, wie es der TV-Kommentator Patrick Bernecker ausdrückte, als er wiederholt feststellte, dass in 25 Jahren Deutscher Eishockey Liga noch keine Mannschaft einen 0:3-Rückstand in der Serie drehen konnte.
Noch klammern sich die Haie an ihr Comeback aus einem 1:3-Rückstand im Viertelfinale gegen den ERC Ingolstadt. Ihr Coach Dan Lacroix hielt eine Rückkehr in die Erfolgsspur am Sonntag für möglich. "Der Trouble mit den Strafzeiten hat unsere Chancen zerstört", sah der Kanadier den Grund für das Scheitern des Vorhabens. "Wir werden am Dienstag sofort bereit sein müssen", erwartet Pavel Gross eine noch größere Gegenwehr der Haie: "Sie bleiben eine gefährliche Mannschaft." Der vierte Sieg könnte nicht nur sprichwörtlich der schwerste werden, denn wer lässt sich schon gerne in einem Heimspiel in den Urlaub schicken?
Dass Dennis Endras in drei Halbfinals nur einen Treffer kassierte, sieht Gross auch als Produkt der diffizilen Arbeit beider Torwarttrainer. Dabei ist Benedikt Weichert für das athletische Training zuständig, Rostislav (gerufen "Hugo") Haas für die Feinheiten bei der Antizipation und das Mentaltraining für den einzigen Akteur, der im Gegensatz zu den Feldspielern in der Regel 60 Minuten hoch konzentriert auf dem Eis steht.
Dazu verfolgt der ehemalige Freiburger Haas aus der hintersten Reihe der Medientribüne die Aktionen des Torhüters schon während der ganzen Saison mit einer Mini-Spezialkamera. Auf das zweite zu Null in der Serie angesprochen, blieb Endras entspannt. "Diese Zahlen freuen mich natürlich, für uns war es wichtig, mit einem 0:0 aus dem ersten Drittel zu kommen, als Köln seine beste Phase hatte." Den Treffer von Mark Katic bezeichnete er als "Dosenöffner".
Youngster Moritz Seider analysierte den Erfolg vor heimischem Publikum gemessen an seinem Alter von gerade mal 18 Jahren ebenfalls erstaunlich nüchtern: "Wir haben in sieben Minuten Überzahl am Stück nicht getroffen, das hätte auch ein Knackpunkt gegen uns sein können. Ich bin mir sicher, dass Köln nochmals alles reinwerfen wird."
Auch der sechsfache Playoff-Torschütze Andrew Desjardins sieht weiter Steigerungsbedarf. "Wir haben nicht unser bestes Eishockey gezeigt. Aber wir haben uns in die Partie gekämpft, sind drangeblieben und wurden mit den Toren belohnt. Es war nicht das perfekte Spiel, aber am Ende steht der wichtige Sieg." Jetzt ist nur noch einer im "Best of seven" nötig, am Dienstagabend könnten die Adler den Finaleinzug perfekt machen.
DEL-Halbfinale, Spiel vier, Dienstag, 19.30 Uhr: Kölner Haie - Adler Mannheim (live auf MagentaSport); Mittwoch, 19.30 Uhr: Augsburger Panther - EHC München (live in Sport1)