Kommt der nächste Sieg beim Auswärtstrip?
Die Adler Mannheim reisen nach Schwenningen - Coaching bei knappem Personal als Erfolgsrezept

Von Rainer Kundel
Mannheim. Eine "volle Kapelle" zu coachen, ist im Eishockey meist kein Hexenwerk. Wenn der Kader mit all seinen Spezialisten einsatzfähig ist, geht’s auf der Bank oft nur darum, die Eiszeit gerecht oder nach Tagesform zu verteilen. Problematischer wird es, wenn wie in diesen Tagen bei den Adler Mannheim, Schlüsselspieler verletzt ausfallen. Seit dem Wochenende sind es vier Langzeitausfälle an der Zahl, dazu nahmen am Sonntag beim 4:1-Sieg gegen die Straubing Tigers mit Schütz und Valenti zwei angeschlagene Akteure Logenplätze hoch oben in der SAP Arena ein. Und Denis Reul war in den letzten zwölf Minuten nicht mehr auf dem Eis auszumachen.
"Wir wissen noch nicht, was mit ihm ist, der Physiotherapeut hat mir nur gesagt, es geht bei ihm nicht weiter", hielt sich Trainer Pavel Gross bei dem hünenhaften Verteidiger bedeckt, was dessen Einsatz an diesem Dienstag bei den Schwenninger Wild Wings betrifft.
Zum Glück hatte Gross ja noch zwei gelernte Verteidiger in Reserve, diesmal als Stürmer aufgeboten. Also: Auflösung der vierten Reihe, Björn Krupp zurück, um mit drei Abwehrpaaren beim Stand von 2:1 die Punkte zu sichern. Grundsätzlich spielt der Trainer immer mit einer vierten Linie, auch wenn diese im Falle von mehreren Absenzen nicht positionsgerecht besetzt werden kann. "Es war wichtig, diese Jungs aufs Eis zu bringen, auch wenn sie in der defensiven Zone ein bisschen geschwommen sind und beim Gegentreffer auf dem Eis standen. Aber sie haben geholfen", erklärte der Trainer den Plan.
Nicht alle Kollegen von Gross handeln so. So setzt Don Jackson, Coach des Mitfavoriten EHC München, im Falle von Verletzungen in der Regel auf eine "kurze" Bank – die als vierte Linie im Matchblatt bezeichneten Spieler erhalten meist nur anfangs wenige Wechsel, blieben bei knappem Spielstand aber sitzen. Bei den Adlern verteilte sich die Eiszeit für die 18 bis 21-Jährigen am Sonntag zwischen sieben (Wirth) und 16 Minuten (Elias). Was bei Talent Florian Elias durch Einsätze in einer der beiden Überzahlformationen begründet ist. "Typisch für die Liga sind immer mehr die vielen Zweikämpfe", hat der Mannheimer Trainer beobachtet: "Da kannst du nicht nur die läuferische Überlegenheit einbringen." Man habe vor zehn Tagen bei der 1:2-Niederlage mit dem physischen Spiel der Tigers Bekanntschaft gemacht und die Lehren daraus gezogen, berichtet Gross. Umso wichtiger ist es, auch in Zeiten von knappem Stammpersonal die Kräfte für den Kampf in den Ecken und Banden aufzuteilen. "Wir haben ja noch genügend Spieler", liegt es Gross fern, Klagen anzustimmen.
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Beim ersten Auftritt dieser Saison in Schwenningen erwartet die Adler eine Besonderheit. "Es ist auf jeden Fall eine Umstellung", beschreibt Gross die Tatsache, dass die Eishalle der Schwarzwälder während des Umbaus im Sommer auf NHL-Maße gestutzt wurde, das sind 26 statt 30 Meter Breite bei weiterhin 60 Meter Länge. "Es gibt Toleranzen, und Schwenningen bewegt sich am Rande davon", war Wolfsburgs Manager Charly Fliegauf vor der Saison nicht gerade begeistert. Der vermeintliche Vorteil daraus, weil das Heimteam auf gewohnten Terrain, die Gastmannschaft sich dagegen umstellen müsse, ist freilich ausgeblieben. Die Heimbilanz der "wilden Schwäne" gestaltet sich bei drei Siegen und drei Niederlagen ausgeglichen. Wie überhaupt die Euphorie der ersten Wochen am Neckarquell verflogen ist. Bei aktuell fünf Ausfällen kämpft das Team von Trainer Niklas Sundblad mit Augsburg allenfalls noch um den vierten Playoff-Platz der Südgruppe.
Dienstag, 19.30 Uhr: Schwenninger Wild Wings – Adler Mannheim.



