Wird den Adlern wohl eine Weile fehlen: Außenstürmer Brendan Shinnimin. Foto: vaf
Von Rainer Kundel
Mannheim. Was hätte das ein erfreulicher Abend für die Adler Mannheim werden können: Comeback von Sinan Akdag, zweites DEL-Tor überhaupt für Valentino Klos wenige Tage nach dessen 21. Geburtstag und die zurück gewonnene Treffsicherheit von Kapitän Ben Smith mit zwei Toren. Stattdessen verließ die blau-weiß-rote Delegation nach einer 3:4-Niederlage nach Verlängerung das Curt-Frenzel-Stadion mit Frust. Obwohl die Begleitumstände der liegen gebliebenen zwei Zähler ob der ungenügenden Schiedsrichterleistung (Profi-Referee Rantala aus Finnland mit "Azubi" Hinterdobler) ärgerlich waren – schwerer wiegt für den Tabellenführer der Südgruppe der Verlust von Außenstürmer Brendan Shinnimin.
Der mit sechs Treffern bisher beste Torschütze der Adler wurde in der 45. Minute über den Haufen gerannt, der Augsburger Kristo hechtete in ihn hinein, ohne dass der "Streifendienst" eine Strafzeit aussprach. "Ich muss schon sagen, es gab einige Szenen, die wir von der Bank anders gesehen haben", zählte Pavel Gross einige Fehlentscheidungen auf. "Wir werden uns das auf der Heimfahrt im Bus noch mal anschauen."
Die Attacke auf Shinnmin sei, so hat der Trainer beobachtet, von einem über die Bande gesprungenen sechsten Spieler ausgegangen, auch das blieb ungeahndet. "Wir müssen damit rechnen, dass uns der Spieler ein paar Wochen fehlen wird", bedauerte Gross, nachdem der 30-jährige Kanadier, eingehakt von zwei Betreuern und ohne Belastung seines linken Knies, in die Kabine humpelte. Die Diagnose bleibt noch einer MRT-Untersuchung vorbehalten. Es war nicht das erste Mal, dass die von der Qualität der Einzelspieler überlegenen Mannheimer Bayrisch-Schwaben mit einer schweren Verletzung verließen. Vor vier Jahren wurde Marcel Goc von AEV-Rüpel Scott Valentine mit einem Stockfoul für fast ein Jahr außer Gefecht gesetzt (Bänderrisse an drei Stellen).
Die Mannheimer sollten ihren Ärger schnell runterschlucken und das Positive, nämlich einen Drei-Tor-Rückstand aufgeholt zu haben, für das Sonntag-Heimspiel (14.30 Uhr) gegen die Straubing Tigers mitnehmen. Es ist ja nicht so, dass man die eigenen Mängel ignoriert. Es sei eine "kleine Lotterie", wie man nach acht Tagen Pause ins Spiel komme, wies Gross erneut auf den (Fernseh-) Spielplan hin.
Das dürfte aber nicht als Entschuldigung gelten, "dass wir bei den ersten beiden Gegentoren vor unserem Haus Nachschüsse zulassen". Was für Felix Brückmann umso ärgerlicher war, der Torhüter musste bei zwei der ersten drei Schüsse (von insgesamt 31:19 zugunsten seiner Mannschaft) hinter sich greifen. "Wir sind schlecht gestartet", war deshalb die gängige Meinung, nicht nur bei Sinan Akdag und Matthias Plachta. Ihr Trainer hätte es sich einfach machen und auf eine Abseitsstellung vor der Entscheidung in der Zusatzspielzeit verweisen können. Tat er aber nicht und kritisierte stattdessen einen schlechten Wechsel bei dem in der Verlängerung obligatorischen Drei gegen Drei. Weshalb sein Team nach der fünften Verlängerung dieser Saison erstmals nicht mit dem Zusatzpunkt das Eis verließ.
Unterdessen bastelt die DEL an ihrem im November verabschiedeten Spielmodus und begründet dies mit "höchstmöglicher Flexibilität". Einige Klubs wollen offenbar weg von den vierzehn gruppenübergreifenden Süd/Nord-Spieltagen (Einfachrunde ab 21. März) und favorisieren stattdessen längere Playoffs. Der dafür vorgesehene Modus stößt auf Kritik. "Best-of-three ist ein Foul am Eishockey", echauffierte sich Gross. Solch kurze Ausscheidungsspiele wurden zuletzt 1982 ausgetragen und spielen Außenseitern in die Karten. Die Sportmanager der Klubs wollen Alternativen erarbeiten, eine Abstimmung über Änderungen soll spätestens Ende Februar erfolgen.
DEL, Sonntag, 14.30 Uhr: Adler - Straubing Tigers.