Barkeeper am Dienstag beim Charity-Dinner: Manager Axel Alavaara (v.l.), Co-Trainer Mike Pellegrims und Cheftrainer Pavel Gross im Mannheimer Rosengarten. Foto: vaf
Von Rainer Kundel
Mannheim. Die Süddeutsche Zeitung steht nicht im Verdacht, den Boulevard zu bedienen, wenn nicht einer der thematisch Beteiligten die Steilvorlage dazu geliefert hat. Es begab sich vor zehn Tagen, also lange vor dem "Königstreffen" (SZ), das am Sonntag in der Deutschen Eishockey-Liga zwischen dem EHC München und den Adler Mannheim in der Halle auf dem Oberwiesenfeld steigt, als der Dreifachmeister gegen Krefeld mit einer überschaubaren Leistung 2:0 gewonnen hatte. Don Jackson, der Trainer des Dreifach-Meisters und Manager Christian Winkler, die mit dem Millionen eines Brausekonzerns Jahr für Jahr eine Mannschaft bauen, die um den Titel mitspielen muss, hätten grinsend erklärt, dass dieser Sieg "doppelt süß" sei.
Zeitgleich waren die Adler in Schwenningen 0:4 unterlegen, das sei die "Kirsche auf der Torte", erklärte Winkler und eröffnete verbal die Jagd des Dosenklubs auf die zweitweis acht Punkte entflogenen Adler. Es wurmt die Münchner, die seit Dienstag weiter aussichtsreich in der Champions League im Geschäft sind, in der DEL aber seit dem Saisonstart hinterher hecheln.
Auch aufgrund etlicher Verletzter, die zeitweise ein größeres Ausmaß als derzeit in Mannheim angenommen hatten. Das Selbstverständnis der Münchner ist seit Jacksons Herrschaft, niemand zu dulden, der im Tableau vor ihnen platziert ist. Das war schon vor vier Jahren so, als in der letzten Meistersaison der Adler die Hallenregie in München zu einem ganz fiesen Mittel griff und Dennis Endras während des Spiels mit einem Pausen-Leuchtkegel blendete.
Derartige Kampfansagen wird man in der SAP Arena nicht vernehmen. Weder von der Klubführung, erst recht nicht von Pavel Gross. Der Trainer klingt glaubhaft, wenn er innerhalb eines vorerst vereinbarten Dreijahresplans gezielt daran arbeitet, die Adler zu entwickeln, um dauerhaft wieder an exponierter Stelle zu spielen. Das war auch so, als der Klub weit früher als von Gross erwartet ("Wir werden im September, Oktober noch nicht das beste Eishockey spielen") neun Siege in Folge verbuchte.
Rückschläge wie sie momentan auftreten, sind im Plan einkalkuliert. Zielt während der Wochenpressekonferenz auch nur eine Frage auf Sonntag, stößt man beim Trainergespann auf Granit. Aussagen gibt’s nur zum nächsten Spiel und auch da wird nur ganz wenig über den Gegner Düsseldorfer EG (Freitag, 19.30 Uhr, SAP Arena) doziert als über den eigenen Ist- und Sollzustand. Und dabei haben sich einige Baustellen eröffnet, an denen gearbeitet wird. Es sind ja noch Akteure im Kader, die an der Vorjahreskrise mitgewirkt haben - nicht alle "Passagiere" ließen sich in einem Sommer austauschen.
Mit Ausnahme des Dienstagabend, als Gross beim jährlichen Charity-Dinner zugunsten "Adler helfen Menschen" (Erlös 46.000 Euro) im Rosengarten mit seinem Assistenten Mike Pellegrims und Manager Axel Alavaara den Barkeeper gab, war Fehleranalyse und deren Aufarbeitung angesagt. "Wir müssen fünf bis zehn Prozent mehr machen. Auch die Trainer", war eine Kernaussage von Gross nach dem 2:3 gegen Berlin.
Ins Detail ging er dabei nur insoweit, "dass man kurz vor Schluss nicht so passiv agieren darf". Beim Blick aufs Matchblatt und der nochmaligen Videoansicht des Gegentreffers 18 Sekunden vor Schluss werden dem Trainer Zweifel gekommen sein, ob er in der "Crunch-Time" das richtige Personal aufs Eis geschickt hat. Der unmittelbar zuvor im Powerplay nicht strapazierten Block hielt gegen Busch & Co. respektvollen Abstand …
Manager Axel Alavaara, seit gut einer Woche von dreiwöchigen Trip durch Finnland, die USA und Kanada zurück, erlebte danach gleich drei Niederlagen. "Mich stimmt positiv, dass wir nach der Niederlage von Schwenningen in Wolfsburg und gegen Berlin mit Kampf, Einsatz und Leidenschaft gegangen sind." Man sei allerdings wegen einiger Kleinigkeiten und Unaufmerksamkeiten bestraft worden.
Die personelle Besetzung wird sich nicht entscheidend verändern. Mit Nico Krämmer (unbekannte Verletzung) ist erst in einer Woche zu rechnen und Moritz Seider wird, selbst wenn er nach der Schulterverletzung vom 13. November schnell genesen sollte, wohl zur U20-WM nach Füssen reisen, wo die DEB-Auswahl im vierten Anlauf wieder den Aufstieg in der höchste Gruppe realisieren will.
Info: DEL, Freitag, 19.30 Uhr: Adler Mannheim - Düsseldorfer EG ; Sonntag, 14 Uhr: EHC München - Adler Mannheim.