Nach vier sieglosen Spielen lieferten die Adler Mannheim mit dem 1:0 im Gipfeltreffen in München die richtige Antwort und ließen sich anschließend von ihren Fans feiern. Foto: PIX
Von Rainer Kundel
Mannheim. Bevor das Krisenszenario mit Fakten unterlegt werden konnte, haben die Adler Mannheim eine deutliche Reaktion gezeigt. Auf das schwächste Heimspiel folgte eine schnelle Antwort mit einer starken Team- und einer noch besseren Torhüterleistung als Basis zum 1:0-Sieg nach Penalty-Schießen bei Verfolger EHC München. "Für dieses Spiel hätte ich auch Eintritt bezahlt, es ging hoch und runter und dabei gab es eine Menge guter Chancen", zeigte sich Pavel Gross vom Niveau des vom Rivalen zur "Jagd auf die Adler" ausgerufenen Spitzenspiels begeistert.
Dass sein Team in den letzten Partien nicht so gut ausgesehen hat und der Punkteschnitt von 2,47 pro Spiel vor der Deutschland-Cup-Pause auf 1,25 aus den acht Partien danach gesunken war, beunruhigte den Trainer keineswegs. "Wir wussten, dass wir mehr investieren müssen, gerade im läuferischen Bereich.
Das war gegen starke Münchener auch notwendig, es war ein Klassespiel wie schon im Oktober." Damals unterlagen die Adler mit 4:5 nach Verlängerung, womit die Bilanz mit je drei Punkten aus dem direkten Vergleich der Schwergewichte ausgeglichen ist. Weiter geht's in diesem Duell schon am 21. Dezember, beim inkongruenten DEL-Spielplan erneut in der bayrischen Metropole.
Bei Gross waren auch nach vier Pleiten keine Zweifel aufgekommen. "Ich glaube an meine Mannschaft und war nicht enttäuscht, versicherte der Coach nach dem 2:5 gegen die DEG. "Wichtig ist immer, dass wir gute Leistungen konservieren und einen schlechten Trend so schnell es geht beenden."
Ob sich die Gegner inzwischen auf das "System Gross" mit dem laufintensiven Forechecking eingestellt haben oder warum Unter-und Überzahl mal mehr, mal weniger funktionieren - das alles lässt Gross weitgehend offen. Er mahnt stattdessen mehr Geduld an, die bei einigen Spielern während der vier Niederlagen und 27 Gegentoren aus acht Spielen gefehlt habe, verriet aber: "Ich erwarte von erfahrenen Verteidigern, dass sie an der blauen Linie bleiben. Wenn vier Spieler tief gehen, dann scheppert’s halt."
Dass es solche Phasen in einer langen Hauptrunde gibt, weiß Gross aus Erfahrung. In Wolfsburg setzte es im letzten Januar mal sechs Niederlagen hintereinander, ausgerechnet zu jener Zeit, als sein Wechsel nach Mannheim offiziell wurde. "Einmal", erinnerte sich der Trainer an die Saison 2012/13 im Interview mit dem Sportmagazin Kicker, "waren wir nach 26 Spielen die schlechteste Mannschaft, in den nächsten 26 die beste und standen im März im Halbfinale."
Der Perfektionist weiß, dass Mannheim nicht Wolfsburg ist und in der Eishockeystadt schneller Unruhe aufkommt, wenn die üblichen Spätherbst-Symptome Einzug halten. Die Zäsur hatte ihre Ursache auf dem Höhepunkt der Erfolgswelle, als man am 18. November in Ingolstadt innerhalb von fünf Minuten aufgrund von Überheblichkeit und Konzentrationsmängeln einen 3:0-Vorsprung abgab. Mit über zwei Zählern im Schnitt liegt der Tabellenführer aber weiterhin über der Benchmark für einen Top-Drei-Rang.
Einzig die eng getaktete Agenda mit elf Spielen im Dezember bei der immer größer werdenden Ausfall-Liste gibt Anlass zu Bedenken. Das neuerliche Versagen des "Streifendienstes" beim Check von Aulie gegen den Kopf von Brent Raedeke, der mit einer Schnittwunde und Verdacht auf Gehirnerschütterung ins Krankenhaus eingeliefert wurde, ruft geradezu nach einer nachträglichen Bestrafung durch die DEL-Disziplinarkommission.
Wie der Klub auf RNZ-Anfrage mitteilte, wird man allerdings keinen entsprechenden Antrag stellen. Raedeke konnte am Sonntagabend die Heimreise mit antreten und wurde gestern medizinisch durchgecheckt. Es war in dreieinhalb Jahren das vierte schwere Foul, mit der die Mannschaft des selbstherrlichen Trainers Don Jackson ("Sauberer Check") einen Mannheimer Spieler ins Krankenhaus beförderte.