Sicherer Rückhalt: Adler-Goalie Dennis Endras. Foto: vaf
Von Rainer Kundel
Mannheim. Was suchten die Eishockey-Experten außerhalb Mannheims vor dieser Saison nach Gründen, um eine Schwachstelle beim runderneuerten Team der Adler auszumachen. Sie landeten mehrheitlich bei den Torhütern, trauten Dennis Endras und Chet Pickard im Vergleich zu den üblichen Verdächtigen nicht zu, den Unterschied auf einer neuralgischen Position auszumachen. Seit der ehemalige Bundestrainer Marco Sturm 2018 in Südkorea ausnahmslos auf Danny Aus den Birken setzte, durfte sich Endras zwar die Silbermedaille umhängen, aber eben nur als Ersatzmann. Fortan wurde der 33-Jährige selbst in einem Fachblatt als "ehemaliger Nationaltorhüter" bezeichnet, ohne dass er zurückgetreten ist. Der bisherige Saisonverlauf zeigt, dass Endras (Vertrag bis 2022) für die Adler nach wie vor eine unverzichtbare Größe ist.
Woran entgegen vielfacher Bedenken auch die Rotation während der Hauptrunde ihren Anteil hat. Endras war nie überspielt und zeigte gerade in den packenden vier Duellen gegen den ECH München herausragende Leistungen. Betreut von den Torwart-Trainern Benedikt Weichert und Rotislav "Hugo" Haas erhielten der Allgäuer und Chet Pickard als "Nummer 1 b" zunächst wochenweise je zwei Einsätze, wobei Chefcoach Pavel Gross das letzte Wort hatte. "Wir brauchen frische Torhüter", begründete Gross das schon im Sommer avisierte Wechselspiel, das er schon in Wolfsburg fünf Jahre mit Felix Brückmann und Sebastian Vogl praktizierte.
Die Rotation hielt bis zur Verletzung von Chet Pickard am 28. Oktober gegen Straubing an, nach der Wiedergenesung des Deutsch-Kanadiers neigte sich die Waage zugunsten von Endras, bis sich dieser am 12. Januar beim Heimsieg gegen die Eisbären Berlin bei einem Spreizschritt eine Beinverletzung zuzog und Pickard ihn bis 17. Februar tadellos ersetzte. Auch die Blessur zunächst wie eine Wiederholung der 2016 schon einmal aufgetretenen Adduktorengeschichte aussah - die Adler vermeldeten eine vierwöchige Pause. "Ich kenne meinen Körper ja ganz gut und wusste sofort, dass es nichts Schlimmes war", zerstreute Endras vor seiner Rückkehr Mitte Februar tiefergehende Bedenken.
Seitdem ist der gebürtige Immenstädter, der als bester Keeper der WM 2010 und Torhüter des Jahres (2013) ausgezeichnet wurde, mit einer Ausnahme der Starter im Adler-Tor. Frisch, reaktionsschnell, zuverlässig, ausgeglichen, wie man ihn seit Beginn seines Engagements 2012 eben kennt. "Wenn wir ihn brauchen, ist er da", so selbstverständlich sich das Lob von Marcel Goc auch anhört - beim ersten Halbfinale gegen die Kölner Haie hatte Endras zwar nicht mehr zu parieren als in den Nürnberg-Spielen, dafür aber vier, fünf "Hochkaräter" zu entschärfen. Nachfragen zu seinem Torhüter beschied Pavel Gross lapidar: "Wenn du in den Playoffs gewinnen willst, brauchst du solch eine Leistung."
Ebenso wie der Torhüter war auch Siegtorschütze Ben Smith froh, dass es endlich weiterging. "Es ist schon hart, tagelang vor dem Fernseher zu sitzen und abzuwarten, wer vielleicht dein Gegner sein wird", befand der 30-Jährige, dem die von der DEL verordneten Kunstpausen im Viertelfinale aus Kanada fremd sind. Vor dem heutigen Spiel zwei im "best of seven"-Modus (19.30 Uhr) bewahrt der Center die Ruhe. "Köln ist eine gute Mannschaft, es ist aber noch viel Eishockey zu spielen. Wir werden die Partie analysieren und verbessern, was nötig ist."
Für ihren leicht stotternden Start ins Halbfinale brauchen sich die Adler nicht zu entschuldigen. Topfavorit EHC München benötigte zwei Verlängerungen und zwei Minuten, ehe Mark Voakes in der 102. Minute in der Nacht zum Donnerstag zum 2:1-Sieg gegen die Augsburger Panther traf
DEL-Halbfinale: heutiger Freitag, 19.30 Uhr: Kölner Haie-Adler Mannheim (Serie 0:1), Augsburger Panther-EHC München ( 0:1).