Gartenstädter Bub und Torjäger vom Dienst: Mannheims David Wolf in Aktion (r.). Foto: vaf
Von Rainer Kundel
Mannheim. Als die Schlusssirene näher kam, mussten sich die Adler Mannheim den 3:2-Sieg gegen die Überflieger aus Schwenningen erzittern. Die starken "wilden Schwäne" opferten in den letzten 74 Sekunden ihren Torhüter für einen sechsten Feldspieler und den Adlern gelang keine Befreiung mehr. Dennis Endras musste im Verbund mit einem Abwehrknäuel noch zweimal eingreifen. "Wir haben uns den Sieg erarbeitet, am Ende war es eng, aber drei Punkte sind drei Punkte", fiel deshalb die Meinung des Torhüters knapp aber treffend aus.
Fünf Spiele, fünf Siege, 13 von 15 Punkten geholt – das klingt auf den ersten Blick souverän. War es aber mit Ausnahme des Startsieges gegen Nürnberg (5:1) nicht. Als Erfahrung aus den letzten drei Partien, die die Adler allesamt mit 3:2 für sich entschieden, dabei aber zweimal ins Penaltyschießen mussten, lässt sich eine Eigentümlichkeit feststellen: Bei einem 2:0-Vorsprung wird’s erst richtig gefährlich. Gegen München fiel vier Minuten nach dem 2:0 innerhalb von 37 Sekunden der Ausgleich, in Ingolstadt 81 Sekunden danach der Anschlusstreffer, gegen Schwenningen lagen nur 47 Sekunden zwischen 2:0 und 2:1.
"Wir müssen nach einem Gegentor wieder dahin zurückkehren, wie wir es vorher gespielt haben", befand Stefan Loibl. Der 24-jährige Neuzugang aus Straubing traf bei seinem vierten Einsatz für die Kurpfälzer zum ersten Mal ins Schwarze und harmonierte als Center ordentlich mit den Flügelstürmern Eisenschmid und Shinnimin. Der Bruch im Spiel nach einem Gegentreffer gibt Pavel Gross zu denken. "Wir sind auf eine sehr starke Mannschaft getroffen, die gut eingestellt ist und mit vier Reihen marschiert", lobte der Adler-Trainer den runderneuten Gegner. "Allerdings haben wir nach einem Fehler ein Gegentor kassiert und etwas die Linie verloren." Wer Gross kennt, weiß, dass er es zu schätzen weiß, wenn seine Mannschaft trotz Verlust der Dominanz hart für den Sieg kämpft.
Zum Glück legte David Wolf mit seinem vierten Saisontor in einer Phase nach, in der die Partie völlig offen schien. "Es war vielleicht nicht unsere beste Leistung. Ausschlaggebend ist oftmals aber der Kampfgeist und da haben alle einen tollen Job gemacht", stellte der Gartenstädter Bub die Mannschaftsleistung in den Vordergrund.
Dass zuweilen nicht ein Rädchen ins andere greift, hat seinen Grund: Die Personaldecke wird dünner. Desjardins und Lampl fehlen langfristig, Akdag und Huhtala zumindest noch kommende Woche, Katic kam am Donnerstag nach dem ersten Abschnitt nicht mehr aufs Eis, weshalb Nico Krämmer als etatmäßiger Angreifer defensiv aushelfen musste. Was keine Dauerlösung ist. Auf ihren neuen Abwehrmann Craig Schira müssen die Adler vorerst verzichten. Der 32-Jährige wurde am Mittwoch, bevor er die häusliche Quarantäne verließ, positiv auf Covid-19 getestet, wobei der Spieler keine Symptome zeige. Man stehe mit dem Gesundheitsamt in Kontakt, wie der weitere Ablauf sei, hieß es auf der Klub-Homepage.
Ob dem Tabellenführer am Sonntag (17 Uhr) im Augsburger Curt-Frenzel-Stadion ein Verteidigernotstand droht, bleibt abzuwarten. Die Diagnose zum Ausfall von Mark Katic steht noch aus. Freuen auf seinen Auftritt in der Fuggerstadt darf sich Florian Elias. Augsburg ist die Geburtsstadt des 18-Jährigen, dem zwei Tage nach der Rückkehr von der U20-WM in Edmonton kein Jetlag anzumerken war. Elias zeigte sich hellwach, mit etwas Scheibenglück hätte er sich auf den Anzeigewürfel gebracht. "Ich bin stolz, bei meinem DEL-Debüt ein Sieg feiern zu dürfen", blickt der 1,72 Meter große Wirbelwind seiner ersten Profisaison entgegen.
DEL, Sonntag, 17 Uhr: Augsburg - Mannheim.