Sofort auf Betriebstemperatur: Adler-Neuzugang Sean Collins gegen München. F: vaf
Von Rainer Kundel
Mannheim. Im Fußball würde man vom Herbstmeister sprechen. Die Adler Mannheim sind bei neun Punkten Vorsprung zwei Spieltage vor dem Ende der DEL-Südgruppe nicht mehr von Platz eins zu verdrängen, angesichts des späten Saisonbeginns also eher ein "Frühlingsmeister". Das Bild ist allerdings nur eine Momentaufnahme dieser dreiteiligen Saison: Am 22. März beginnt die Einfachrunde gegen die sieben Nord-Klubs (14 Spiele), die Mission Titelverteidigung erfährt ihre entscheidende Phase dann ab 20. April mit den Playoffs im "Best-of-three"-Modus.
"Gegen Mannheim ist es dieses Jahr schwierig, wir haben zwei große Fehler gemacht, die zu Toren geführt haben", sah Münchens Trainer Don Jackson den Grund für die vierte Niederlage im direkten Aufeinander der Schwergewichte. Nun führt perfektes Eishockey, wie es die nordeuropäischen Defensivkünstler aus Schweden und Finnland Ende der 90er Jahre praktizierten, zu Langeweile und Tor-Armut. Auf dem Höhepunkt dieser Philosophie fiel in den beiden WM-Finalspielen 1998 zwischen Schweden und Finnland gerade mal ein Tor. Auch wenn am Montagabend in der SAP Arena beim 2:0-Sieg der Adler nur doppelt so viele Treffer fielen – langweilig wurde es zu keiner Zeit.
Selbst Neuzugang Sean Collins wurde schnell bewusst, dass über dem Duell der auch 2021 besten Mannschaften etwas Besonders schwebt. "Ich habe direkt gespürt, welche Rivalität die beiden Klubs verbindet und freue mich auf die restliche Saison." Der 32-Jährige kann sich einen längeren Verbleib in Westeuropa vorstellen. "Hier kann man abseits des Eishockeys das Leben anders genießen als in der KHL, zumindest vor Corona." Das solide Debüt des Kanadiers überraschte Pavel Gross nicht. "Wir wussten, dass Sean ein starker Mittelstürmer ist, er hat nicht umsonst fünf Jahre in der KHL gespielt."
Das 22. Saisonspiel war ganz nach dem Geschmack des Trainers. "Wir mussten uns gegen München besser präsentieren als in Straubing, waren läuferisch stark und auch besser in den Zweikämpfen." Einschränkungen machte Gross dennoch: "Die fünf gegen drei-Überzahl können wir besser lösen." Außerdem sei man im zweiten Drittel zu spät zum Wechsel gekommen. "Wenn du nicht über die rote Linie kommst, bekommst du schwere Beine." Zur Erklärung: Die Heimmannschaft hat im Mittelabschnitt den längeren Weg zur Wechselbank.
Die ausdrücklich gelobten Felix Brückmann und Denis Reul schoben sich ihren Verdienst gegenseitig zu. "Ich freue mich, wenn ich für das Team in die Bresche springen kann, dafür werde ich ja bezahlt", strahlte "Verteidigungsminister" Reul, der unzählige Schüsse blockte und in den letzten zwei Minuten gar nicht mehr vom Eis kam. Sein zweiter "Shutout" bei 29 abgewehrten Schüssen sei auch den Abräumern zu verdanken", entgegnete Brückmann. "Es hat aber in jedem Fall viel Spaß gemacht."