Kampfstark und zielsicher: Borna Rendulic (links) erzielte den dritten Adler-Treffer. Foto: vaf
Von Rainer Kundel
Mannheim. Der erste "Dreier" war für die Mannheimer Adler gegen die Kölner Haie in dieser Hauptrunde überfällig. Nachdem es in den direkten Vergleichen in den vergangenen Monaten dreimal nach 60 Minuten kein Sieger gab, verbuchte der Meister beim 4:3 (1:2, 3:0, 0:1)-Sieg die volle Ausbeute. Es gibt angenehmere Aufgaben als auf eine Mannschaft zu treffen, der nach neun Niederlagen in Folge das Wasser bis zum Halse steht. Die Kölner Haie hatten damit nicht nur einen negativen Klubrekord aufgestellt, sie sind inzwischen auch aus sämtlichen Playoff-Rängen gefallen.
Dennoch hatte auch gestern der Liga-Klassiker gegen den 42 Jahre langen Rivalen Gesetzmäßigkeiten, die nicht am Tabellenplatz festzumachen sind. "Köln ist eine gute Mannschaft, ihr Tabellenplatz war bei uns in der Kabine kein Thema", versicherte Pavel Gross. "Wir hatten die Mehrzahl an Chancen und die besseren Möglichkeiten" – man kann das Fazit des Adler-Trainers nur fett unterstreichen. "Man merkt, dass das letzte Viertel begonnen hat, die Spiele werden intensiver, das war auch schon am Freitag in Straubing der Fall", ordnete Gross der Zeit Ende Januar bereits einen "kleinen Playoff-Charakter" zu.
Die Mannheimer gingen das Spiel auf zwei Positionen verändert an. Der wieder genesene Johan Gustafsson rotierte für Dennis Endras ins Tor und Brent Raedeke ersetzte Nico Krämmer in der vierten Sturmreihe. Krämmer prallte am Freitag in Straubing beim Penaltyschießen gegen das Torgestänge und zog sich eine Armverletzung zu – voraussichtliche Ausfalldauer vier Wochen.
Die Adler rannten früh an, hatten in der 6. Minute schon ihre zweite Überzahl, feuerten im ersten Drittel 29 Schüsse ab, um dennoch mit 1:2 in Rücklage zu geraten. Nachdem Wesslau gegen den durchgebrochenen Järvinen (3.) sowie bei Kölner Unterzahl unter Dauerbeschuss über sich hinauswuchs, bezwang der freistehende Tommi Huhtala (12.) den Goalie mit einem Direktschuss. Die Führung tat den Adlern nicht gut. Wie schon am Freitag litt die Konzentration, 13 Sekunden später schlenzte Sill unmittelbar vor Gustafsson zum 1:1 ein und als die Reihe um Smith ebenso wie Katic den Haien Platz bot, traf Dumont unters Tordach.
Lange hatte der Rückstand keinen Bestand, denn Ben Smith (22.) traf zu seinem 16. Saisontor in Unterzahl. Der Kapitän wurde im richtigen Moment von Akdag bedient und trug dazu bei, dass die Kölner Überzahl-Quote auf unter zehn Prozent sank. Mit zunehmendem Druck der Gross-Schützlinge verloren die Haie dann die Disziplin. Kindl "mähte" Wolf abseits des Spielgeschehens um, Moritz Müller blieb im "Kleinkrieg" mit Wolf nur der Gang auf die Strafbank.
Beides üble Attacken, die die Adler sofort bestraften, auch wenn ihr Powerplay zwischendurch nicht rund lief. Bei der Direktabnahme von Borna Rendulic (19. Saisontor) passte kein Blatt Papier zwischen Puck und Torwinkel, drei Minuten später war David Wolf nach Renudlic’s Knaller im Nachsetzen erfolgreich. "Ich habe es halt mal mit dem neuen Schläger versucht", lächelte Rendulic über seinen "Strahl", nachdem kurz zuvor bei einem Schlagschuss sein Stock gebrochen war.
Nachdem Stützle und Smith (45./49.) viel Zeit und Platz hatten, die Vorentscheidung zu erzielen, kamen die Kölner mit dem Mut der Verzweiflung nochmals auf. Gustafsson parierte in der 54. Minute einen Penalty von Gagnè und ein von Sill abgefälschter "Kullerpuck" von Akeson zum 4:3 machte es nochmals spannend. "Der gehaltene Penalty war eine Schlüssel-Szene", freute sich Gross, nachdem Gustafsson aufgrund einer Verletzung erstmals seit dem 20. Dezember wieder das Tor hütete.
Adler Mannheim – Kölner Haie 4:3 (1:2, 3:0, 0:1); Tore: 1:0 Huhtala (12.), 1:1 Sill (12.), 1:2 Dumont (15.), 2:2 Smith (22.), 3:2 Rendulic (31.), 4:2 Wolf (34.), 4:3 Sill (55); Schiedsrichter: Hunnius (Berlin), Kopitz (Iserlohn); Strafminuten: 6/14; Zuschauer: 13.600 (ausverkauft).